"Die Oberliga ist für uns kein Thema mehr", macht Röder deutlich. Diese Entscheidung habe nichts mit dem 0:7-Debakel bei der TuRU zu tun, sondern stehe viel mehr seit der Winterpause fest. Der Trainer erklärt: "Wir haben nicht mehr die Kraft, hinterherzulaufen und uns über die Zeit zu retten. Aus wirtschaftlichen und sportlichen Gründen ist es ein guter Schritt, durchzuatmen und sich zu sanieren. Das geht aber nur in der Landesliga."
Finanziell kochen die Mülheimer ohnehin auf Sparflamme, nun zeigt aber auch das Team, dass es an seine Grenzen stößt. Die nackten Zahlen sind erschreckend: 15 Zähler beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer. Sechs Pleiten in Folge und 3:17 Tore zeigen das Hauptproblem deutlich. Die wacklige Abwehr. Im Schnitt klingelte es 2,2 Mal pro Spiel. Oder alle 41 Minuten. Mit 60 Einschlägen stellen die Mülheimer nach Rhede (62), Uedesheim (71) und Wesel (86) die viertschlechteste Defensive der Liga. Röder weiß: „Unsere Mannschaft hat Landesliganiveau, mehr aber auch nicht.“
Röder verliert sich nicht in Floskeln
Obwohl noch 33 Punkte zu vergeben sind, ist der 44-Jährige erfrischend ehrlich und verliert sich nicht in irgendwelchen Floskeln: „Natürlich ist es in der Theorie noch zu schaffen, aber in der Praxis sieht es anders aus. Da muss uns einfach klar sein, dass wir in der fünften Klasse nichts verloren haben. Wir müssen nun die Zukunft planen, damit wir in der Landesliga eine Rolle spielen können.“
Schließlich soll das Durchreichen in die Bezirksliga vermieden werden. Doch weil der Verein in allen Bereichen in Trümmern liegt, mit Klubchef Klaus Wörsdörfer, Geschäftsführer Hermann Bovermann und eben Röder nur noch drei Mann an Bord sind, die Verantwortujng übernehmen, ist die Frage: Wer soll mit welchen Mitteln die Planungen aufnehmen?
Klare Antwort: Röder. Seit dem Rücktritt Ingo Pickenäckers aus beruflichen Gründen hat er ohnehin schon das Amt des Sportlichen Leiters inne und hat sich nun auch bereiterklärt, den Aufbau eines neuen Teams voranzutreiben. Zudem setzt er mit der Rückkehr zur Saarnerstraße darauf, dass wieder ein Hauch „Blötter Weg“ Einzug im dann neuen Vereinsleben erhalten wird. Dabei weiß er allerdings selber noch nicht, ob er im kommenden Jahr auch als Trainer zur Verfügung stehen wird.
Speldorf wollte sich schon im Sommer zurückziehen
Kein Wunder, denn seit Jahren werden bei den Grün-Weißen die Gelder gekürzt, die Erwartungshaltung hat sich aber nie geändert. Weil Röder aber nicht vom „Regen in die Traufe“ kommen und den „VfB nicht im Stich lassen“ möchte, packt er in der schwierigsten Phase der Vereinsgeschichte mit an: „Man muss dem auch etwas Positives abgewinnen: Es ist eine schwere Zeit, aber daraus können wir alle nur lernen und etwas mitnehmen.“
Eins haben die Speldorfer bereits gelernt. Die Schönrednerei hat ein Ende. Denn eigentlich wollte sich der VfB schon im vergangenen Sommer zurückziehen, weil er wusste, dass die Oberliga kaum machbar ist. Doch weil die Verantwortlichen damals zögerten, wurde die Frist verpasst und die Mülheimer mussten antreten. In Röders Augen ist das aber auch keine Wettbewerbsverzerrung: „Das jüngste 0:7 ist indiskutabel, doch eine solche Abfuhr haben wir uns nur gegen Hilden, Rhede und eben die TuRU geleistet. Ansonsten mussten sich gegen uns immer alle Gegner strecken.“
Auch wenn der Abstieg besiegelt ist, verspricht der Linienchef, dass seine Mannschaft sportlich fair bleibt: „Die Truppe gibt sich nicht auf und wird am Dienstag hoffentlich wieder in voller Stärke beim Training sein. Weil wenn es für die nächsten Jahre unsere letzten Spiele in der Oberliga sind, ist es für die Spieler auch die letzte Möglichkeit, Bewerbungsschreiben in eigener Sache abzugeben.“