Manche Dinge sind zu schön, um wirklich wahr zu sein. Stellen Sie sich vor: Sie sind ein A-Jugendspieler, der bei der Ersten Mannschaft in der Oberliga ins kalte Wasser geworfen wird, da diese sich im Abstiegskampf befindet. Dort sammeln Sie erste Erfahrungen im Seniorenbereich. Und gleich am Ende der ersten Saison erhalten Sie ein Angebot aus der höchsten Liga ihres Heimatlandes. Würden Sie es annehmen? Oder ist dieses Angebot nicht doch ein wenig zu schön, um wirklich wahr zu sein?
Silberbach verärgert
Das eben beschriebene Szenario erleben derzeit Semih Güler und Onur Özbicerler. Beide haben in der Rückrunde der vergangenen Saison den Sprung in die Oberliga-Truppe von Westfalia Herne geschafft. Und vor Kurzem klingelte bei beiden das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: Ein Spielerberater, der die beiden Jungspunde angeblich an türkische Erst- und Zweitligisten vermitteln will. Sehr zum Ärger von Trainer Jörg Silberbach.
„Ich finde das nicht gut. Das können keine seriösen Angebote sein.“ Silberbach hat in seiner langen Trainerkarriere schon viele Geschichten wie diese gehört. Türkische Spieler haben ihm von Angeboten wie diesen berichtet. „Einige Vereine haben da wohl Riesenkader von 40 Leuten. Da dürfen die Jungs drei Mal mittrainieren und werden dann in die Zweite Mannschaft abgeschoben“, erzählt Silberbach. „Teilweise leben die dann in Zimmern mit sechs, sieben Leuten und kommen nach zwei Monaten heulend zurück nach Deutschland.“
"Da wird mit der Zukunft der Jungs gespielt"
Der Trainer befürchtet, dass auch das Angebot an seine Spieler von ähnlicher Natur ist. Schließlich haben beide bisher vorrangig in der A-Jugend-Westfalenliga gespielt. Dass die Scouts der türkischen Erstligisten dort nach neuen Spielern gesucht haben, ist eher unwahrscheinlich. Silberbach appelliert an die Spieler, nicht den falschen Leuten zu vertrauen. „Ich bin ein Trainer, der möchte, dass sich seine Spieler weiterentwickeln. Wenn sie ein interessantes Angebot bekommen, lege ich niemandem Steine in den Weg. In diesem Fall wird meiner Meinung nach, aber nur mit der Zukunft der Jungs gespielt.“
Bei einem der beiden hat der Appell gefruchtet. Güler hat sich entschieden, auch in Zukunft im Stadion am Schloss Strünkede aufzulaufen. Von Özbicerler hingegen hat der Trainer nach der Sommerpause nichts mehr gehört, was ihn auch „menschlich schwer enttäuscht“ hat. Zumindest hat Özbicler sich inzwischen bei Westfalia Herne abgemeldet. Bei ihm scheint ein Wechsel in die Türkei wahrscheinlich. Die vermeintlichen Berater hat der Trainer bisher noch nicht kennengelernt. „Möchte ich aber auch gar nicht“, sagt Silberbach.