"Eigentlich läuft alles ganz normal“, sagt Waldemar Wrobel. Und normal, das heißt in den letzten Wochen in der Regel: gut! Die Bilanz in der NRW-Liga, Tabellenplatz eins, macht es Rot-Weiss Essens Trainer leicht. Trotz Tabellenführung, trotz vier Punkten gegen die Top-Teams Windeck und Siegen, trotz Zuschauerrekorden am laufenden Band, bislang hebt keiner der Spieler ab. Die Euphorie im Umfeld trägt die Mannschaft, im Training geht es deshalb keinen Deut weniger engagiert zur Sache.
Trotzdem. Wo Ruhrgebietsbarde Stoppok einst besang: „Ärger, du kannst mich nicht anschmiern“, ist Wrobel zumindest skeptisch. Allein von Berufs wegen. Aus dem luftleeren Raum muss sich der 40-Jährige seine Argumente aber auch nicht zusammenklauben. Mit Sebastian Pilch fällt nach Tim Wiederhold, Phillip Kunz, Damir Ivancicevic und Kevin Lehmann bereits der vierte Akteur im Kader der Essener längerfristig aus. „Das hat natürlich Einfluss auf den Trainingbetrieb, aber auch da brauchen wir Qualität. Es kann sich zumindest negativ auswirken“, argwöhnt Wrobel.
Gleichwohl könne er bei seiner Mannschaft derzeit keinerlei Symptome für einen möglichen Schlendrian erkennen. Gerade passend kommt da doch eigentlich die Partie beim FC Wegberg-Beeck am Freitag (20 Uhr). Nach den Topspielen bei Germania Windeck und gegen die Sportfreunden Siegen eine vergleichsweise leichte Übung? Mitnichten! Wrobel sieht sogar eine richtungsweisende Partie vor sich. Vor allem für die Psyche sei es nicht ganz einfach und doch ungemein wichtig, sich nach den Spitzenspielen auf einen Tabellen-14. einzustellen. „Wir müssen auf der Hut sein“, fordert der Polizist. Und flugs, ja geradezu wie aus dem Eff-Eff, referiert er noch mal kurz ein paar erhellende Fakten: „die haben gegen Rhynern gewonnen, gegen Hüls einen Punkt geholt und gegen Windeck zwei Tore geschossen. Das ist uns alles nicht gelungen. Wenn wir – überspitzt formuliert – glauben, dass wir das auf einer Arschbacke absitzen und die richtig fighten, bekommen wir Probleme. Es gilt auch dort: Leidenschaft schlägt Qualität.“
Qualität? Ja, richtig gelesen. Mit plattem Understatement soll die Warnung des Trainers eigentlich nichts zu tun haben. Aus der Favoritenrolle könnte sich Rot-Weiss Essen damit derzeit ohnehin nicht stehlen. „Es wäre weder glaubwürdig, noch plausibel, wenn ich davon sprechen würde, dass wir in Wegberg-Beeck nicht der Favorit sind. Wir haben auch eine gewisse Qualität.“ Gleichwohl sei seine Mannschaft nicht in der Lage, die Partie mit gedrosselter Leistung zu gewinnen. Und nichts weniger ist die Zielsetzung. „Wir fahren mit breiter Brust, einer gewissen Euphorie und durchaus auch einem gewissen Selbstbewusstsein da runter“, sagt Wrobel. „Es liegt vor allem an unserer Art und Weise, Fußball zu spielen. Wir haben auch eine Menge Leidenschaft und müssen die in die Waagschale werfen. Dann können wir auch dort bestehen.“ Ganz egal, wie unangenehm die Bedingungen auch sind. „Wir müssen verinnerlichen, dass es scheißegal ist, wo wir spielen. Scheißwetter, keine 7.000 Zuschauer, Freitagabend in Wegberg, das darf alles keine Rolle spielen.“ Schließlich wartet die Konkurrenz nur auf Ausrutscher. „Es sind gerade mal sieben Punkte auf Platz sechs. Ich sehe nicht, dass der Fisch da schon gegessen sein soll.“