Hüls-Trainer Klaus Täuber und TSG-Coach Lothar Huber. Denn die beiden sind nicht nur in der NRW-Liga Kontrahenten. Auch als Gegenspieler duellierten sich Täuber und Huber.
Das Duo stand sich in zahlreichen Derbys direkt gegenüber. Huber schnürte sich von 1974 bis 1987 für den BVB die Schuhe, Täuber trug von 1983 bis 1987 das S04-Trikot. „Wir haben uns einige Male gegenübergestanden“, erinnert sich Huber, der als Greenkeeper der Borussia bis heute treu geblieben ist.
Und bis heute sprechen die Fans auch noch von dem Duell der beiden. „Boxer“ Täuber, der von den Abwehrspielern der Bundesliga sogar zum „größten Klopper der Liga“ gewählt wurde, hat damals auf der linken Offensivseite gewirbelt. Huber, der nicht nur für seine gefürchteten Bananenflanken bekannt war, stand ihm als rechter Verteidiger Auge in Auge gegenüber. „Es war unangenehm, gegen Klaus zu spielen“, berichtet Huber. „Er war sehr aggressiv und schnell. Damals haben fast alle Gegenspieler viel Respekt vor ihm gehabt. Ich natürlich auch. Ich hab’ vorher nur immer gedacht: Au Scheiße, schon wieder der.“
Täuber weiß um seinen Ruf: „Lothar stand mit seiner Meinung über mich nicht alleine da. Aber ich war eigentlich immer ein lieber Junge auf dem Platz. Warum ich sogar noch vor Guido Buchwald zum ‚Klopper‘ gewählt worden bin, ist mir ein Rätsel.“
Vielleicht deshalb, weil Täuber nicht nur einstecken wollte, sondern auch eifrig austeilte. „Es stimmt, dass ich immer die Zweikämpfe gesucht habe und keinem Duell aus dem Weg gegangen bin. Aber als Angreifer muss man eigentlich immer mehr einstecken.“ Und darauf hatte er irgendwann keinen Lust mehr. „Wenn ich von meinem Gegenspieler dann mal zwei Dinger abbekommen hatte, habe ich auch mal ‚Hallo’ gesagt. Doch weil man damals ja auch noch von hinten grätschen durfte, hatte ich erst immer drei Blutergüsse, bevor ich mich wehren konnte.“ Täuber lacht: „Aber mein Ruf war ein Vorteil, denn viele Jungs sind schon vor dem Spiel zu mir gekommen und haben gesagt, dass man doch auch ganz lieb zueinander sein könnte.“
Huber hatte zwar Manschetten, hat Täuber aber im Vorfeld nie die Friedenspfeife angeboten. Er hat sich dem Duell gestellt, keinen Waffenstillstand vereinbart. „Klaus war ja auch nicht unfair“, merkt Huber an. „Er war hart, so wie ein Stürmer eben sein muss. Wir haben uns oft neutralisiert. Und bis jetzt führen wir ein faires, anständiges und freundschaftliches Verhältnis.“
Freundschaft? Zwischen einem Schwarz-Gelben und einem Blau-Weißen? Eine schier unvorstellbare Konstellation. Doch zwischen Huber und Täuber ist dies möglich, schließlich sind beide „Zugereiste“. Der heutige TSG-Coach Huber kam 1974 aus Kaiserslautern ins Revier, Hüls-Trainer Täuber suchte 1983 von den Stuttgarter Kickers den Weg an die Ruhe. „Ich hatte als fränkischer Junge kaum einen Bezug zu diesem Derby“, gibt Täuber offen zu.
Doch das sollte sich schnell ändern. Kaum war er in Gelsenkirchen und hatte sein erstes Match gegen den „verhassten“ Nachbarn bestritten, war er vom königsblauen Virus infiziert. „Ich habe sofort verstanden, warum ich nicht in den Vorort von Lüdenscheid fahren durfte“, kann sich der 52-Jährige einen kleinen Seitenhieb Richtung Huber nicht verkneifen.
"Mh, wie können wir Schalke schlagen?" Lothar Huber ist durch und durch Schwarz-Gelb.
Der nimmt die Frotzelei aber gelassen auf. „Tja, selbst ein Franke kapiert schnell, worum es in diesem Schlager geht. Das ist schon außergewöhnlich.“
Außergewöhnliche Erinnerungen hat Täuber auch noch an den 1. Juni 1985. Denn beim 3:1-Sieg seiner Schalker gegen den BVB markierte er das 2:0. „Kurz vor diesem Match bin ich gerade erst zum ‚Klopper‘ ernannt worden“, schwelgt Täuber in Erinnerungen. „Das ZDF-Sportstudio hatte mich abends als Gast eingeladen und Reporter Jörg Dahlmann sagte mir noch vor der Partie, dass deshalb eine Kamera nur auf mich gerichtet sei.“ Das hat Täuber beflügelt. Nicht nur wegen seines Treffers avancierte er zum Matchwinner. Er kurbelte eine Angriffswelle nach der nächsten an und sah nicht einmal Gelb. „Ich musste den Fernsehauftritt dann aber absagen, weil ich mich am Knie verletzt und keine Lust hatte, damit nach Mainz zu fahren. Außerdem wollte ich nicht auf die Torwand schießen“, schmunzelt Täuber.
Auch wenn das Duo immer noch auf verschiedenen Seiten steht, eint die beiden eine Tatsache. „Dieses Derby ist Kult. Man darf auf keinen Fall verlieren“, erzählen Huber und Täuber unisono. „Links haben mich 30.000 Zuschauer ausgepfiffen und von rechts haben 25.000 meinen Namen gerufen. Da laufen einem regelrecht Schauer über den Rücken“, ergänzt Täuber. Auf eine Wette, wer das anstehende Derby gewinnt, wollte sich Täuber nicht einlassen: „Mit einer Zecke wette ich doch nicht!“ Huber hat dafür nur ein breites Grinsen übrig: „Nach unserem Sieg werde ich mir genüsslich eine Flasche Wein aufmachen und an Klaus denken.“ Bei diesem Revier-Klassiker ruhen eben alle Freundschaften.
Die Experten-Tipps Klaus Täuber: Ganz klar, Schalke gewinnt 2:1! Lothar Huber: Keine Chance, 1:0 für den BVB!