Das Derby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 wurde in seiner langen Geschichte immer auch von speziellen Typen geprägt, die der diffusen Rivalität beider Klubs ein konkretes Gesicht gaben. Früher waren das etwa Spieler wie Rudi Assauer und Andy Möller, die sowohl das schwarz-gelbe als auch das königsblaue Trikot während ihrer langen Karriere trugen.
In der jüngeren Vergangenheit war es dagegen Schalkes Gerald Asamoah, der als Inbegriff des Derby galt und stets zur Höchstform auflief, wenn es gegen die Borussen ging. Doch Asamoahs Stellung ist in Gefahr. Zum einen, weil er bei S04-Coach Felix Magath in den sportlichen Überlegungen nur noch eine Nebenrolle spielt. Zum anderen, weil sich mit Schalkes Keeper Manuel Neuer und Dortmunds Flügelflitzer Kevin Großkreutz zwei neue Kernfiguren herauskristallisiert haben.
Im Hinspiel in Dortmund gerieten die beiden Hardcore-Fans das erste Mal direkt aneinander. Großkreutz beschuldigte Neuer anschließend, ihn mit dem Ellenbogen geschlagen zu haben. Bilder, die diese Anschuldigungen bewiesen, gab es jedoch nicht.
In der vergangenen Woche goss Großkreutz dann noch einmal ungeschickt zusätzliches Öl ins Feuer. Auf die Frage „Wenn mein Kind Schalke-Fan wird, ...“ kreuzte er in einem Fragebogen der Sport Bild die vorgegebene Antwort „...schicke ich ihn ins Heim“ an. Es war ein gefundenes Fressen für den Boulevard, auch wenn der 21-Jährige beteuerte, nur einen falsch verstandenen Witz gemacht zu haben.
Für BVB-Sportdirektor Michael Zorc wird die Suppe indes heißer gekocht, als sie hinterher gegessen wird. Der 47-Jährige hat selbst unzählige Derbys auf dem Platz und an der Seitenlinie erlebt. Er weiß, das Säbelrasseln dazugehört, und versteht deshalb die gespielte Aufregung einiger Medien nicht: „Das wird total überbewertet. Kevin hat einen vorgegebenen Fragebogen angekreuzt. Der Spruch wäre ja sonst nie gemacht worden.“
Die Schalker Fans dürften das etwas anders sehen und Großkreutz‘ ersten Auftritt in der Arena zu einem wahren Spießrutenlauf für den gebürtigen Dortmunder werden lassen. Überlegungen, den früheren Ahlener vor dieser Stresssituation zu schützen und ihn auf der Bank zu lassen, gibt es daher nicht.
„Wer ihn kennt, weiß, dass er das wegstecken kann. So etwas kann ja durchaus motivierend wirken“, setzt Zorc auf die Nervenstärke des jungen Borussens und zieht zum Vergleich ebenfalls den Schalker Asamoah heran: „Er hat gegen Dortmund meist seine besten Saisonspiele gemacht. Warum soll das andersherum nicht auch klappen?“
Großkreutz selbst sagte in dieser Woche übrigens nichts mehr zu dem Thema. Der dreifache Torschütze der laufenden Saison hielt sich artig an die Absprache, vor dem Derby keine Interviews mehr zum Thema zu führen.