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Trainer-Urgestein Artur Haupthoff im Interview
Fußball im Wandel der Zeit

Revier: Trainer-Urgestein Artur Haupthoff im Interview
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Artur Haupthoff und der Fußball, das ist eine feste Einheit. Über ein halbes Jahrhundert hat er auf oder am Rande des Platzes verbracht, sich vom Goldköpfchen zur Silberlocke gewandelt. Seit nunmehr 40 Jahren befindet er sich im Trainergeschäft und blickt auf 16 Stationen zurück. Auch im Alter von 69 Jahren ist er kein bisschen müde geworden und sprintet mit seinen Jungs im Training 180 Stufen hoch.

RevierSport online sprach mit Artur Haupthoff über seine schönsten Erlebnisse, über die Entwicklung des spielerischen Niveaus von der Zelebration zum Kraftakt, die Jugend, seine persönlichen Trainingsmethoden und über seine kommende Herausforderung.

Artur Haupthoff, wenn Sie zurückblicken, was waren Ihre schönsten Erlebnisse?

Die Aufstiege waren natürlich immer etwas Besonderes. Aber mein schönstes Erlebnis hatte ich bei Rot-Weiß Leithe, wo ich zwei Jahre war. Mit dem damaligen Sportdirektor verbindet mich heute noch eine enge Freundschaft. Bei meinem Weggang habe ich einen besonderen Abschied erlebt. Dieser Mann hat dafür gesorgt, dass an diesem Tag 500 bis 1000 Zuschauer da waren.

"Silberlocke" Artur Haupthoff (Foto: BW Baukau).

Ich, als kleiner Amateurtrainer, habe in diesem Moment kaum Worte gefunden, um ans Mikrofon zu gehen, meine Stimme war wie erstickt und ich hatte Tränen in den Augen. Von der Mannschaft habe ich außerdem eine wertvolle Armbanduhr mit einem Spielfeld bekommen, die ich heute noch mit großer Vorsicht trage. Diese Station als Trainer werden ich in meinem Leben nie vergessen.

Wirklich schöne Erinnerungen, daran sieht man, dass sich der Aufwand lohnt...

Ja, natürlich. Man muss schon ein Fußballverrückter sein, um in der heutigen Zeit mit der Jugend und dem Fußball zurecht zu kommen, denn es ist nicht mehr vergleichbar mit der damaligen Zeit. Franz Beckenbauer, Günter Netzer, die zelebrierten noch Fußball. Heute ist es ein Kraftakt. Es wird mehr Wert auf Ausdauer und Schnelligkeit gelegt. Für meine Begriffe ist der heutige Fußball nicht mehr so schön anzusehen wie der damalige.

Was hat sich Ihrer Meinung nach speziell bei den Amateuren noch geändert?

Das spielerische Niveau hat sich eben in dem Sinne verändert, dass alles über Kraft gestaltet wird. Es muss mehr von hinten herausgearbeitet werden. Wenn man keine Viererkette hat, dann muss man mit zwei Manndeckern und einem Libero spielen. Außerdem braucht man auch im Amateurbereich einen Sechser, der vor der Abwehr alles sortiert sowie einen genialen Spielmacher, der die beiden Spitzen, ich spiele gerne mit drei, dementsprechend an sich reißt. Heute müssen die Stürmer flexibel sein, bei Standardsituationen hinten aushelfen. Als Amateurtrainer hat man eine Vielzahl an Aufgaben zu verrichten, ganz im Gegenteil zu meinen hochrangigen Kollegen, zum Beispiel Otmar Hitzfeld, die einen Stab an Trainern um sich haben, die unter anderem nur für die Kondition zuständig sind. Wir sind da ganz anders eingebunden. Ich zum Beispiel mache auch in meinem hohen Alter noch 50 Prozent mit und wenn meine Mannschaft 15 Kilometer laufen soll, dann laufe ich die auch. Wir an der Basis unten schulen die Fußballer, die später eventuell nach oben kommen können.

Ist der finanzielle Aspekt in den unteren Ligen wichtiger geworden im Vergleich zu früher?

In seiner spielerisch aktiven Laufbahn war ‚Goldköpfchen’ Artur Haupthoff Mittelstürmer, unter anderem bei Phönix Bochum, mit denen der Landesliga-Aufstieg gelang, und Eintracht Grumme. Sein Stammverein ist aber BV Westfalia Bochum. Dort lernte er das Fußballspielen und war dort auch noch in den 70er Jahren als Spieler sowie Trainer aktiv. Weitere Stationen waren unter anderem TuS Kaltehardt, FC Lothringen, RW Leithe, SuS Wilhelmshöhe. Bei Blau-Weiß Herne-Baukau befindet er sich in seinem vierten Jahr.

Zu meiner Zeit haben wir auch in der Landesliga nur für Kartoffelsalat und Würstchen gespielt. Heutzutage kommen Spieler erst mit der Forderung ‚Wie viel kann ich bei euch verdienen?’. Aber so lange wie ich Trainer bin bekommt kein Amateurspieler von mir Geld, außer Prämien für Siege. Mir fällt dazu eine kleine Anekdote ein. Vor ungefähr zehn Jahren stand ich mit einem Spieler in Verhandlung. Bei unserem dritten Gespräch sagte er: ‚Alles klar Trainer, ich komme, Nur noch eine Sache, ich brauche 3000 Mark.’ Meine Antwort war: ‚Kannst du sofort haben. Geh morgen zur Bank und hol dir ein Darlehen.’ Das Thema war danach für mich erledigt.

Worauf legen Sie ansonsten Wert, welche Eigenschaften sind für Sie wichtig?

Ich lege Wert auf Pünktlichkeit, Kameradschaft sowie Teamgeist, nicht nur auf dem Feld, sondern auch außerhalb des Platzes. Wir müssen uns als Amateursportler so geben, dass die Leute von außen auf uns aufmerksam werden. Ich verzichte auf Krawallmacher und Spieler, die während der Partie nicht zuhören und tun, was ich sage, die werden von mir vom Feld geholt.

Haben Sie sich persönlich verändert, zum Beispiel in Hinblick auf Ihre Trainingsmethoden?

Die Trainingsmethoden, die vor 15, 20 Jahren aktuell waren, können heute nicht mehr angewandt werden. Wir als Trainer haben so viele Möglichkeiten uns weiterzuentwickeln, zum Beispiel indem wir andere Vereine wie den VfL Bochum beobachten und uns von hochrangigen Kollegen Anregungen holen. Außerdem ist Kreativität entscheidend, es gibt tausende Variationen. Ich führe Buch darüber, was ich jede Woche, jeden Monat mache, damit ich mich nicht so häufig wiederhole. Meine Jungs sind immer mit Begeisterung dabei und sagen ‚Mensch, wo hat der Alte bloß wieder diese Übung her’.

Seite 2: Artur Haupthoff und die Jugend sowie die nie endende Karriere

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