Was waren, beziehungsweise sind, für Sie wichtige Aspekte um zu sagen, ja die Mannschaft trainiere ich?
Ich verschaffe mir immer zunächst einen Überblick. Bei Rot-Weiß Leithe wusste ich zum Beispiel, dass dies eine Mannschaft ist, die immer um den Aufstieg mitspielen kann. Mit TuS Hordel ist es mir gelungen den Abstieg zu vermeiden und den Verein im darauf folgenden Jahr von der Kreisliga A in die Bezirksliga zu führen. Mir ging es nie darum, einen Klub zu melken. Der sportliche Anreiz ist für mich entscheidend. Junge Leute, die man Schritt für Schritt nach oben führen kann.
Stichwort Generationen-Konflikt. Sie sind 69 Jahre alt, wie funktioniert die Zusammenarbeit mit einer Mannschaft im Durchschnittsalter von 23 Jahren? Gibt es in dieser Hinsicht Probleme?
Es gab nie irgendwelche Schwierigkeiten. Die Jungs im Alter von 25 Jahren, die wissen schon was Anstand gegenüber Älteren ist, vor allem wenn ich ihnen das, was ich von ihnen verlange, vormache. Sie staunen eher wie fit man in dem hohen Alter noch sein kann. Es gibt überhaupt keine Berührungsängste von einem 19-Jährigen zu einem 60-Jährigen.
Sie können den Spielern sicherlich auch einiges mitgeben an Erfahrungen und Tipps. Suchen die Jugendliche oft das Gespräch mit Ihnen?
Wir führen sehr viele private Gespräche, die auch im familiären Bereich liegen. Ich bin bereits über 30 Jahre verheiratet, da kann man denen einiges mit auf den Weg geben. Für mich ist es ein unglaublicher Vertrauensbeweis.
Hat sich an der Jugend etwas geändert? Mittlerweile gibt es auch genug andere Möglichkeiten die Freizeit zu gestalten, als nur Fußball zu spielen.
Artur Haupthoff mit seinen 'Jungs' von Blau-Weiß Baukau.
Das stimmt. Es gibt heute alles, was es früher nicht gab. Der Sport beziehungsweise Fußball genießt nicht oberste Priorität. Früher hat man sich nach der Schule auf dem Bolzplatz getroffen. Heute sehen Sie die Jugendmannschaften nur noch, wenn Training ist, ansonsten sind die Plätze unterhalb der Woche leer. Viele Vereine haben es mittlerweile schwer, eine Nachwuchsabteilung aufzubauen und sind dadurch klar im Nachteil.
Runzeln die Leute manchmal die Stirn wenn sie hören, dass Sie immer noch Trainer sind oder löst es doch eher Respekt aus?
Ich würde sagen, dass es mehr Respekt ist, aber manche sagen auch ‚Mensch Artur, muss das denn immer noch sein?’. So lange wie die Vereine mich haben wollen mache ich weiter. Ich bin keiner, der sich aufdrängt, sich anbietet. Ist dies nicht mehr der Fall, dann gehe ich eben joggen, um mich fit zu halten und schaue mir das Training von VfL Bochum an.
Was war Ihre längste Pause vom Fußball?
Die einzige Auszeit war und ist immer die Sommer- sowie Winterpause, sonst war ich immer am Ball.
Und wie oft wollten Sie aufhören oder ist es nie soweit gekommen, dass Sie gesagt haben: ‚Ein Jahr mache ich noch und dann ist Schluss’?
Mit 60 Jahren wollte ich aufhören, dann aber ist Wilhelmshöhe nach dem Zwangsabstieg aus der Landesliga an mich herangetreten, weil sie einen gestandenen Trainer suchten. Es war für mich eine sehr reizvolle und gleichzeitig die schwierigste Aufgabe, denn ich habe geholfen, 26 neue Spieler zu integrieren. Die Jungs von damals kommen heute noch auf mich zugesprungen, umarmen einen und das ist wirklich ein schönes Kompliment.
Derzeit sind Sie Trainer beim Herner B-Ligisten Blau-Weiß Baukau. Was wollen Sie dort noch erreichen?
Die Mannschaft muss auch wieder neu aufgebaut werden, denn es kam wieder zum Tragen, dass die Spieler Geld für die zweite Saisonhälfte haben wollten. Nachdem ich dies abgelehnt habe, gab es einige Abmeldungen. Wir befinden uns somit im Neuaufbau und werden alles geben damit wir unter die ersten Fünf kommen.
Wenn Sie eine Prognose abgeben, wie lange wollen Sie noch auf den Fußballplatz stehen?
Ich muss immer auf meine Gesundheit achten, aber ich bin von einem Verein aus dem Bochumer Norden angerufen worden, der mit mir für die Kreisliga A plant. Sollte der Aufstieg von der B- in die A-Liga gelingen, dann würde ich noch zwei, drei Jahre anschließen.