Der gute alte Libero agiert als Absicherung hinter zwei Innenverteidigern und das zumeist nicht nur in der Kreisliga C mit Erfolg – nicht jedoch so beim A-Ligisten Rot-Weiss Stiepel.
Lässt seine Jungs mit Raumdeckung spielen - Stiepels Trainer Dirk Wischnewski (Foto: Homepage RW Stiepel)
Denn der dortige Coach der ersten Mannschaft, Dirk Wischnewski, setzt ebenfalls auf den „modernen“ Fußball: „Wir spielen seit dieser Saison mit einer Viererkette, die in einer Raumdeckung agiert, was, glaube ich, einzigartig in dieser Liga ist. Aus meiner eigenen Oberligaerfahrung weiß ich aber, dass es nichts besseres als diese Kette gibt.“
Trotzdem mussten die Kicker von der Kemnader Straße zum Auftakt zwei Niederlagen hinnehmen, was Wischnewski jedoch nicht beunruhigt: „Gegen den Topfavoriten der Liga SV Höntrop haben wir durch einen Platzverweis 80 Minuten in Unterzahl gespielt und mit viel Pech 0:3 verloren. Die Gegentreffer waren dabei aber mit Sicherheit nicht alleine der Abwehrkette zuzuschreiben. Höntrop hat einfach starke Einzelspieler wie beispielsweise Ahmet Tunc, die man nicht ein ganzes Match lang ausschalten kann. Aber das Ergebnis war nicht dem Verlauf der Partie entsprechend. Als Problem ergibt sich natürlich, dass in unserer Spielklasse ein Schiedsrichter ohne die Hilfe der Linienrichter nicht bei jeder knappen Abseitsposition richtig liegen kann und daher meiner Meinung nach leider zwei Abseitstore übersehen hat.“
Kein Grund jedoch für den Linienchef, das Unternehmen Raumdeckung in Frage zu stellen: „In der Vorbereitung hat das System schon sehr gut funktioniert, aber mit unseren jungen Kickern muss sich das natürlich erst alles einspielen und entwickeln. Man hat ja schon bei den Höntropern gesehen, dass denen lange Zeit nichts gegen unsere Verteidigung im Raum eingefallen ist. Die guten Einzelspieler waren verdutzt, dass sie keine Eins-gegen-Eins-Situationen hatten und die langen Diagonalbälle konnte unsere Abwehr leicht abfangen. Hätten wir mit Libero gespielt, hätten die schnellen Stürmer von denen doch noch viel mehr Platz zum Kombinieren gehabt.“
Einen weiteren großen Vorteil an dem neu eingespielten System sieht der Trainer darin, in erster Linie mit jungen talentierten Fußballern zu arbeiten: „Wir zahlen kein Geld, was natürlich schon viele alte Hasen von einem Wechsel zu uns abhält. Aber das empfinde ich nicht als Problem, im Gegenteil. Wir holen junge Leute, die talentiert sind und noch lernen wollen und vor allem in den Jugendmannschaften schon teilweise mit der Raumdeckung ausgebildet wurden. Dabei kommt uns natürlich auch zu Gute, dass wir die Jungs von Kopf bis Fuß mit Equipment ausstatten, was oft ihre Wechselentscheidung zu unseren Gunsten beeinflusst.“
Bei dem Blick nach vorne ist dem „Visionär“ daher auch nicht bange: „Ich bin mir sicher, dass es nach dem ersten Erfolgserlebnis auch im Sturm noch besser läuft und sich alles weiterhin so positiv entwickelt. Bei einem Durchschnittsalter von 22 Jahren braucht das seine Zeit. Ich halte aber eine Platzierung zwischen fünf und zehn für uns in diesem Jahr auf jeden Fall für realistisch.“