Hand aus Herz: Wer hätte vor der Saison geglaubt, dass der FC Viktoria Köln nach 20 Spieltagen auf dem 4. Tabellenplatz in der 3. Liga rangiert? Wohl niemand.
Im Gegenteil: Den Höhenbergern wurde nach dem Tod von Mäzen Franz-Josef Wernze und der damit einhergehenden geringeren finanziellen Unterstützung der Abstiegskampf prophezeit.
Doch die sportliche Führung um Trainer Olaf Janßen, Boss Franz Wunderlich und Sportchef Stephan Küsters schaffte es aus der Not eine Tugend zu machen und talentierte Spieler zu verpflichten, die auch zündeten.
Vor dem Heimspiel gegen Waldhof Mannheim (Freitag, 24. Januar, 19 Uhr) hat RevierSport mit Manager Küsters gesprochen.
Stephan Küsters, drei Punkte sind es nur auf Platz drei. Darf man bei der Viktoria eigentlich von der 2. Bundesliga träumen?
(lacht) Das Leben ist so schön, da darf auch gerne jeder schöne Träume haben. Aber mal im Ernst: Ich glaube, dass die Jungs ein gesundes Selbstbewusstsein haben und es aktuell einfach super machen. Sie können die Situation aber auch realistisch einschätzen. Wir haben uns immer an den 45 Punkten orientiert und daran hat sich nichts geändert. Wir sind von dieser Marke noch weit entfernt, aber auf einem guten Weg dorthin. Wir wollen jetzt einfach den guten Flow weiter mitnehmen und nicht so sehr auf den Tabellenplatz schauen.
Mannheim will gefühlt jedes Jahr oben mitmischen, landet aber dann doch im Abstiegskampf. Überrascht Sie das eigentlich als erfahrener Sportchef und Drittliga-Kenner?
Wenn man die Mannschaft auf dem Papier sieht, ist es eine top Drittliga-Truppe. Aber mehr kann ich auch nicht sagen. Ich bin in Köln und da ist Mannheim weit weg.
Wir reden nicht, wir machen! Jedes Talent hat bei uns die Chance in der 3. Liga zu spielen. Ab Sommer kommt dann mit Cheftrainer Marian Wilhelm jemand dazu, der mit Franz Wunderlich seit 15 Jahren im Verein ist und aus der Jugend kommt. Wir schreiben bei der Viktoria Identifikation und Nachwuchs ganz groß.
Stephan Küsters
Said El Mala spielt eine überragende - 20 Spiele, sechs Tore, eine Vorlage - Saison. Im Sommer wechselt er innerhalb der Stadt zum 1. FC Köln. Könnte er eigentlich auch noch in diesem Winter gehen?
Er wird die Saison bei uns zu Ende spielen. Ja, Said macht einen überragenden Job bei uns. Man sollte ihn aber auch in Ruhe und das alles auch genießen lassen. Der Junge ist 18 Jahre alt uns ein echtes Talent. Er wird seinen Weg gehen. Trotzdem muss er sich auch Schritt für Schritt weiterentwickeln.
Engelhardt, Sticker, de Meester, Keita, Mai, Hille und die El-Mala-Brüder: Das sind acht Eigengewächse, die im Drittliga-Kader stehen. Hat die Viktoria nach dem Wernze-Tod und dem finanziellen Rückschritt aus der Not eine Tugend gemacht?
Ja, das haben wir. Das ist gut formuliert. Ich bin ehrlich: Wenn man mehr finanzielle Mittel hat, dann setzt man vielleicht doch nicht so auf die Jugend und erzählt etwas davon, dass die Jungs unerfahren sind und Zeit brauchen. Wir mussten, aber wollten auch diesen Weg gehen und der geht aktuell auf. In Dresden standen zehn U23-Spieler im 20er Spieltagskader. Das ist schon wirklich nicht verkehrt. Bei uns ist es doch so: Wir können nicht mit Geld, aber mit der 3. Liga punkten. Mit Diego Perri hatten wir jetzt in der Türkei auch einen U19-Spieler im Trainingslager, der dann auch einen Profivertrag erhalten hat. Die Jungs sehen: Wir reden nicht, wir machen! Jedes Talent hat bei uns die Chance in der 3. Liga zu spielen. Ab Sommer kommt dann mit Cheftrainer Marian Wilhelm jemand dazu, der mit Franz Wunderlich seit 15 Jahren im Verein ist und aus der Jugend kommt. Wir schreiben bei der Viktoria Identifikation und Nachwuchs ganz groß.
Mit Spielern wie Michael Schultz, der im Sommer nach Essen gegangen ist, Bryan Henning, der nach Osnabrück wechselte, verlor die Viktoria auch Führungsspieler. Ohne Erfahrung geht es aber auch nicht, oder?
Natürlich nicht. Die Mischung muss immer da sein. Wir müssen schauen, dass wir unsere Führungskräfte Jahre lang halten. Zwei, drei, vielleicht vier Spieler müssen mit dem Trainer immer den Leitfaden vorgeben. Das versuchen wir auch umzusetzen. Wenn man jedes Jahr die Führungsspieler austauschen würde, wäre das auch nicht gut. Die, die da sind, wissen wie der Laden funktioniert und sollten solange wie möglich dabei bleiben.
Bleibt denn Torjäger - 20 Spiele, 12 Tore - Semih-Serhat Güler über die Saison hinaus in Köln?
Semih ist auf und neben dem Platz ein guter Typ. Er ist unser Gute-Laune-Bär. Er weiß, was er an der Viktoria hat und er fühlt sich in der Stadt pudelwohl. Semih ist ein Familienmensch, der ein gutes Umfeld benötigt. Aber, klar: Wir wissen doch auch, wie das Geschäft funktioniert. Semih wird im Sommer 28 Jahre alt und ist in Topform. Mit jedem weiteren Treffer wird es sich auf dem Markt interessanter machen. Ich halte es aber trotzdem nicht für unmöglich, dass er auch in der kommenden Saison für uns spielt.