Es war ein Bild mit Symbolcharakter. Nach Schlusspfiff schnappte sich Trainer Mike Tullberg seine Mannschaft zur obligatorischen Kreisbildung. Trotz der Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach wollte er klar machen, was sie in den letzten Wochen auf die Beine gestellt hatte: „Ich habe den Jungs gesagt, was sie für den Verein geleistet haben, ist der pure Wahnsinn. Wir sind ein Club mit bescheidenen Mitteln und haben trotzdem alles reingeworfen, was drin war. Die letzten drei Monate habe ich mich gefühlt wie der Trainer von Bayern München.“
Pünktlich zum Anpfiff hatten sich die letzten Regenwolken verabschiedet, die Temperaturen stiegen im Minutentakt. Den besseren Beginn auf der Sportanlage des SV Straelen hatte die junge Fohlen-Elf von Trainer Thomas Flath. Doch nach diesem Anfangswirbel stabilisierten sich die jungen Kleeblätter und erarbeiten sich die ersten Chancen. Richtig gefährlich wurde es in der 34. Minute: Andreas Ogrzall hatte sich auf der rechten Seite freigespielt und perfekt auf den freistehenden Stürmer Tarik Kurt gepasst. Dessen Schuss wehrte Gladbachs Schlussmann aber mit spektakulärer Fußparade ab. Doch beim anschließenden Eckball durch Nico Thier hatte Kurt mehr Glück: Sein Kopfball landete unhaltbar im Tor.
Am Drücker geblieben Nach der Pause blieb RWO am Drücker. Zunächst wurde Kurt im Strafraum zu Fall gebracht. Doch Schiedsrichter Dustin Sikorski pfiff zum Unverständnis der RWO-Bank nicht und ließ weiterspielen. In der 51. Minute die große Möglichkeit zum 2:0: Wieder war es ein Zusammenspiel zwischen Ogrzall und Kurt. Doch dessen Abschluss im 16er ging knapp über das Tor. „Da war ich ein bisschen zu hektisch. Der Ball muss eigentlich rein gehen“ sagte Kurt selbstkritisch. Auch Tullberg sah hier einen Wendepunkt im Spiel: „Wenn wir den Elfmeter bekommen, oder unsere eigene Chance rein machen, verläuft das Spiel sicher anders, als es gekommen ist.“
Statt des zweiten Tores wachte Gladbach auf und schoss durch Tom Baller in der 59. Minute den Ausgleich. RWO geriet jetzt zunehmend unter Druck und schaffte es im Gegenzug nicht mehr, selbst Entlastungsangriffe zu starten: „Die letzten 25 Minuten hat nur eine Mannschaft auf dem Platz gestanden. Aber das ist bei über 30 Grad auch nicht anders zu erwarten. Auch wenn man bedankt, dass meine Jungs noch die 120 Minuten vom Mittwoch gegen Kray in den Knochen hatten“ erklärte Tullberg den Einbruch seiner Mannschaft.
Gladbach nutze diese Schwäche und erzielte schließlich in der 75. Minute nach einer Ecke das 2:1 durch Florian Schikowski. Die Rot-Weißen waren nun sichtlich am Ende mit ihren Kräften. Von einer Schlussoffensive war nichts mehr zu sehen. Stattdessen war es Maximilian Müller, der alles für die Borussia klarmachte. Durch die Niederlage verpasste RWO auch die Qualifikation zum DFB-Junioren-Pokal. Doch der Frust hielt sich bei den RWO-Spielern in Grenzen, als Mannschaftskapitän Aaron Lange die Silbermedaillen an seine Mitspieler verteilte.
Zu groß war der Stolz über die gezeigten Leistungen in den letzten Monaten: „Es ist natürlich schade, dass wir verloren haben. Aber wir haben mit dem Klassenerhalt und der Finalteilnahme etwas Großes erreicht, was sicherlich nicht leicht zu steigern sein wird“ sagte Kurt. Mit elf Saisontoren und sechs Pokaltreffern hatte der Mittelstürmer einen nicht geringen Anteil an diesem Erfolg. Vom Eigenlob wollte er aber nichts wissen: „Für mich war es natürlich auch eine schöne Saison. Aber viel wichtiger ist der Teamerfolg. Und da bleibt einiges hängen.“