Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat alle Forderungen nach einem Umzug in seine deutsche Heimat noch einmal deutlich zurückgewiesen. "Dazu besteht überhaupt kein Anlass", konterte Klinsmann die Kritik von Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß und dessen Schalker Kollegen Rudi Assauer.
Er sei ohnehin mindestens zweimal im Monat in Deutschland, führte der 40 Jahre alte Wahl-Kalifornier weiter aus. Die Äußerungen von Hoeneß seien überzogen. "Wenn Uli Hoeneß aber meint, wir müssten nächste Woche zusammen einen Cappuccino trinken, bin ich sofort da."
Bierhoff steht hinter Klinsmanns Äußerungen
Auch Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff bezog klar Stellung für Klinsmann. "Bei den vielen Diskussionen wird gar nicht auf das Ergebnis geachtet. Wichtig ist, dass Jürgen Kontakt zu den Spielern hat, zu den Trainern der Vereine. Wie er das organisiert, sollte man ihm überlassen. Wenn man sieht, was er in acht Monaten erreicht hat, muss man ruhig sein und ihn in Ruhe weiterarbeiten lassen", sagte Bierhoff bei Premiere.
WM-OK-Chef Franz Beckenbauer widersprach ebenfalls Hoeneß und Co. "Es ist gut, dass er Fluchtmöglichkeiten hat. In Deutschland hätte er doch keine Ruhe. So ist er weg, kann sich regenerieren und kommt auf andere Gedanken", meinte der "Kaiser" am Sonntag im DSF-"Doppelpass". Allerdings sollte sich Klinsmann schon länger in Deutschland aufhalten als in Kalifornien. "Es wäre schon besser, wenn er hier wäre, dann könnte man hier über was anderes reden, das wäre von Vorteil", flachste der Präsident von Bayern München.
Klinsmann macht sich "tausend Gedanken" um die WM
Klinsmann sei jedoch ohnehin viel häufiger in Deutschland, "als alle glauben", sagte Bierhoff der Bild am Sonntag: "Vielleicht war es ein Fehler, dass wir das nicht genügend transportiert haben. Das können wir ändern. Aber ich kann auch so garantieren, dass er Tag und Nacht an diese WM denkt und sich tausend Gedanken macht."
Bierhoff betonte, dass der Kontakt zwischen Klinsmann und den Spielern gut sei. "Wenn ein Spieler sagen würde, dass die Kommunikation mit Jürgen nicht gut wäre, müssten wir uns überprüfen. Aber das war bisher nicht der Fall", meinte der Europameister von 1996: "Wir könnten ja mal eine Umfrage unter den Spielern machen, ob sie mit dem Kontakt zu Jürgen Klinsmann zufrieden sind. Ich glaube, da würde Jürgen sehr gut abschneiden. Er hat eben eine andere Kommunikation als die Bundestrainer vor ihm."
Hoeneß fordert Klinsmanns Anwesenheit im Liga-Endspurt
Hoeneß befürchtet, dass sich kleinste Probleme vor der WM 2006 (9. Juni bis 9. Juli) schnell zum Flächenbrand ausweiten könnten. "Und wenn Bayern um die Meisterschaft spielt, muss der Bundestrainer im Stadion sitzen. Und sich nicht das Spiel zeitversetzt in Kalifornien auf ESPN anschauen. Das kann nicht sein", meinte der Bayern-Manager. Klinsmann sagte dazu, dass er sicher beim Meisterschafts-Endspurt da gewesen wäre, "ich habe aber nach einer Knieoperation die Zeit zur Reha genutzt".
Der Bundestrainer wird zu Beginn der Woche nach Europa reisen und sich zunächst das Finale der Champions League am 25. Mai in Istanbul zwischen dem FC Liverpool mit Nationalspieler Dietmar Hamann und dem AC Mailand anschauen. Am 28. Mai folgt das DFB-Pokalfinale zwischen dem FC Bayern und Schalke 04. Am 30. Mai beginnt in München die Vorbereitung der DFB-Elf auf den Konföderationen-Cup (15. bis 29. Juni).