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Frauen: "Lira" Bajramaj
"Zum FCR habe ich keinen Kontakt mehr"

Frauen: Bajramaj will nun Duisburg ärgern

Im Sommer wechselte Fatmire „Lira“ Bajramaj vom Rhein an die Havel zu Turbine Potsdam. Dort wohnt sie jetzt mit Corina Schröder in einer WG mitten in Potsdam.

In diesem Monat trifft sie gleich dreimal auf ihren Ex-Klub FCR 2001 Duisburg.Vor der DFB-Halbfinalpartie am Samstag im PCC Stadion (13 Uhr) sprach RevierSport mit der Nationalspielerin, die für diesen Termin sogar eine Trainingseinheit ausfallen ließ. für diesen Termin extra trainingsfrei genommen. Ein wenig scheint das Herz der 22-Jährigen doch noch an der Heimat zu hängen. Auch, wenn sie es anders behauptet. „Zum FCR habe ich keinen Kontakt mehr. Nur mit Simone Laudehr telefoniere ich manchmal.“ Und in der Nationalmannschaft tauscht sie sich mit ihren ehemaligen Teamkolleginnen aus. Das Geschehen in Duisburg verfolgt sie „aber nur rein sportlich“, wie Bajramaj betont: „In drei Wettbewerben sind wir Konkurrenten. Klar, dass ich wissen möchte, wie die gespielt haben.“


Im Sommer wechselte die Offensivkraft nach Potsdam. Sie suchte eine neue Herausforderung und sah dort die beste Chance, sich zu verbessern. „Ich hatte viele Angebote, aber von den Potsdamerinnen kannte ich viele aus der Nationalmannschaft.“ In der Filmstadt fühlt sich Bajramaj sehr wohl. „Ich habe mich hier schnell eingelebt. Die Mädels machen mir den Aufenthalt hier aber auch leicht.“ Mit ihren Mitspielerinnen unternimmt die in Mönchengladbach aufgewachsene junge Frau viel. „Wir gehen oft zusammen essen oder mal ins Kino.“

"Mit Coco zusammen zu wohnen ist absolut super"

Dennoch hat sie häufig Heimweh nach ihren Eltern. „Ich bin ein absoluter Familienmensch. Wir telefonieren sehr oft und zum Glück gibt es ja auch das Internet.“ Trotz der Entfernung von knapp 600 Kilometern versucht sie ihre Eltern mindestens einmal im Monat zu besuchen. „Und meine Mama kommt auch oft zu mir. Gerade jetzt ist sie wieder hier“, erzählt die aus dem Kosovo stammende Bundesligaspielerin. Um in ihrer neuen Heimat nicht ganz alleine zu sein, lebt sie mit ihrer „sehr, sehr guten Freundin“ und Mannschaftskollegin Corina Schröder in Potsdam in einer Wohngemeinschaft. „Es passt einfach alles zwischen uns. Mit Coco zusammen zu wohnen ist absolut super.“

Wechselten zusammen nach Potsdam: Lira Bajramaj und Corina Schröder (RS-Foto: mmb).

Überhaupt ist es beim 1. FFC Turbine Potsdam sehr familiär. Viele der anderen Spielerinnen wohnen ebenfalls in der Nähe oder sogar im gleichen Haus. „Wir treffen uns oft beim Müll rausbringen oder im Supermarkt um die Ecke“, verrät Bajramaj. Außerdem sitzen die Nachbarinnen oft gemütlich in einer Wohnung zusammen und quatschen. In Duisburg haben die Aktiven nicht viel gemeinsam unternommen. „Natürlich gab es großen Zusammenhalt in der Mannschaft. Aber das war eben nur auf dem Platz. Da fast niemand in Duisburg gewohnt hat, sind wir nach dem Training immer getrennte Wege gegangen“, weiß Bajramaj.

"Bei Bernd Schröder gibt es nur Training, Training, Training."

An der Havel ist so einiges anders, das hat die Europameisterin in dem guten halben Jahr, in dem sie jetzt für Turbine spielt, bereits bemerkt. In ihren Augen wird der Verein viel professioneller geführt. „Das Training war eine totale Umstellung für mich“, gesteht sie. „Wir trainieren hier zwei Mal am Tag. In Duisburg gab es immer nur eine Einheit“, erinnert sie sich. Das Vormittagstraining beginnt oft schon um acht Uhr. „Da musste ich mich absolut dran gewöhnen.“ Ihr neuer Coach Bernd Schröder legt mehr Wert auf Athletik. „Bei ihm gibt es nur Training, Training, Training. Er kommt halt aus der DDR“, beschreibt sie die Übungseinheiten. Und auch der Umgang mit seinen Schützlingen ist anders als bei Martina Voss-Tecklenburg. „Er ist älter und denkt ganz anders, das macht sich schon bemerkbar.“

"Lira" Bajramaj (l.) und Anja Mittag bilden das Traumduo der Liga (Foto: firo).

Trotzdem hat die emotionale Ex- „Löwin“ ein gutes Verhältnis zu ihrem 45 Jahre älteren Trainer. „Wir hatten bisher noch keine Auseinandersetzung“, freut sich Bajramaj. „Er ist im Grunde ein ganz lieber. Auch, wenn das für viele nicht so aussieht. Vieles, was über ihn gesagt wird, sind nur Gerüchte. Er ist außen hart und innen weich.“

Fußball bedeutet der Sportsoldatin alles. Seit der Grundschule kickt sie und hat es bis in die Nationalmannschaft geschafft. Für die Weltmeisterin ist es die schönste Sportart, die es gibt. „Es macht einfach nur Spaß, zu gewinnen. Ich liebe es, Tore zu schießen. Das ist einfach nur geil“, schwärmt sie. Ihre Stärken sieht Bajramaj ganz klar in ihrer Schnelligkeit. „Auf meine Technik kann ich mich verlassen und ich habe ein gutes Auge in allen Situationen.“ Etwas weniger liegt ihr das Kopfballspiel. „Oh Gott, wenn ich hoch gehe, denke ich immer, dass ich einen Ellenbogen ins Gesicht bekommen. Meistens gehe ich weniger zum Ball, sondern versuche nur den Gegner zu irritieren“, lacht sie. Ein wenig ist ihre Angst nachzuvollziehen, immer hin hat sich die amtierende DFB-Pokalsiegerin schon zwei Mal die Nase gebrochen.

Ihr besagter Titel ist bei den neuen Mannschaftskolleginnen tabu. „Die reden nicht gerne über das 7:0 von damals. Die Freude über den Sieg behalte ich hier besser für mich“, schmunzelt sie. Diesmal treffen die Teams bereits im Halbfinale aufeinander. „Ich wusste, dass Nadine Angerer uns als Gegner von Duisburg zieht. Schade, es ist ein vorgezogenes Finale“, bedauert sie das frühzeitige Duell, zu dem es ebenso in der Champions League kommt. Hier wünscht sich Bajramaj den Finaleinzug am meisten. „Es ist ein absoluter Traum, die beste Mannschaft Europas zu sein.“ Und um das Finale in Madrid zu erreichen, will sie gegen ihren alten Verein möglichst viele Tore erzielen. Bitter wäre es keineswegs für sie, ihren Ex-Klub rauszuwerfen. „Ich habe eine schöne Zeit gehabt, aber die habe ich abgehakt. Ich habe jetzt einen neuen Weg eingeschlagen.“ Bajramaj scheint tatsächlich in Potsdam angekommen zu sein.

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