Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Mit einer außergewöhnlichen Aktion haben die Fans von 1860 München vor dem Bayernderby bei Türkgücü München (2:0) für Motivation bei ihrem Team gesorgt und gleichzeitig ihre Träume verdeutlicht. „Road to Gelsenkirchen“ malten sie auf ein Transparent, das die Löwen-Anhänger über einer Brücke aufspannten. Dazu gab es ein Feuerwerk.
Die Aktion war sicherlich als Ansporn für die eigene Mannschaft vor dem 2:0-Sieg im Stadtduell gegen Türkgücü München geplant. Denn in der Tat scheint es so, als könnten die beiden Traditionsvereine in der kommenden Saison wieder gegeneinander spielen.
Als Tabellenvierter in der 3. Liga hat 1860 München sechs Spieltage vor dem Ende der Saison nach vier Siegen in Serie nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Tabellenzweiten Dynamo Dresden und einen Punkt auf den Dritten FC Ingolstadt. Beide Teams haben aber noch ein Spiel weniger ausgetragen, Ingolstadt spielt am Sonntag gegen den SV Meppen, Dynamo steckt derzeit in Quarantäne.
Es wäre das erste Aufeinandertreffen im Ligabetrieb zwischen den „Knappen“ und den „Löwen“ seit der Saison 2003/04. Damals spielten die Mannschaften in der Bundesliga auf Schalke 0:0 und in München 1:1, bevor 1860 aus der Bundesliga abgestiegen ist. Danach gab es nur noch ein Spiel im DFB-Pokal im Jahr 2009, das die Schalker mit 3:0 in München gewonnen haben.
„Wenn 60 München eines Tages mal in der Kreisliga C spielen sollte: Mit dieser Wucht, die der Verein hat, dieser Fanbase und alles, was drumherum ist, ist es unmöglich, dass 60 in München von irgendjemandem abgelöst wird"
Wie groß die Kluft zwischen beiden Vereinen noch vor wenigen Jahren war, verdeutlicht ein Rückblick. Als der S04 unter Domenico Tedesco in der Bundesliga in der Saison 2017/18 Deutscher Vizemeister wurde und in die Champions League einzog, machten die Münchener gerade den Wiederaufstieg aus der Regionalliga klar. Im Jahr zuvor waren sie sportlich aus der 2. Liga in die 3. Liga abgestiegen. Die damals am Tropf von Investor Hasan Ismaik hängenden „Löwen“ bekamen die Lizenz nicht, weil elf Millionen Euro im Etat fehlten und wurden in die Regionalliga durchgereicht. Ismaik hätte die Millionen locker überweisen können, wollte dafür aber mehr Macht im Klub.
Die immer noch riesige Fangemeinde rettete den Verein vor der Bedeutungslosigkeit. Es gelang der sofortige Wiederaufstieg in die 3. Liga. Jetzt klopft der Verein wieder ans Tor der 2. Liga. Es gilt wohl tatsächlich, was der Ex-Essener Sascha Mölders im Bayerischen Rundfunk nach dem Sieg gegen das aufstrebende Türkgücü München in Richtung Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny gesagt hat, der 1860 in München den Rang in der Stadt ablaufen wollte: „Wenn 60 München eines Tages mal in der Kreisliga C spielen sollte: Mit dieser Wucht, die der Verein hat, dieser Fanbase und alles, was drumherum ist, ist es unmöglich, dass 60 in München von irgendjemandem abgelöst wird.“