Auch nach dem Schlusspfiff verlangten die Amateure des 1. FC Düren den Weltstars des FC Bayern alles ab. Ex-Weltmeister Thomas Müller hatte sein Spiel-Shirt nach dem 3:0 (2:0) des Champions-League-Siegers im DFB-Pokal schon dem Dürener Kapitän Phillipp Simon gegeben, als ihn Abwehrspieler Mario Weber während eines gemeinsamen Sky-Interviews auch etwas schüchtern um einen Trikot-Tausch bat. Müller holte noch ein zweites Trikot, tauschte es mit Bayern-Fan Weber, der es überzog und stolz ein Selfie mit Bayern-Coach Hansi Flick machte.
Doch nicht nur Trikots gab es von den Bayern an diesem für die Fünftliga-Kicker unvergesslichen Abend, sondern auch viel Lob. „Das hat von der ersten bis zur letzten Minute nicht nach fünfter Liga ausgesehen“, sagte Müller. „Sie haben das sehr gut gemacht. Kompliment“, sagte Flick. Und der frühere Bayern-Kapitän Stefan Effenberg lobte als Sport1-Experte: „Das war eine klasse Leistung. Leidenschaft pur. Sie haben sehr viele Sympathien gewonnen.“
Dürens Präsident Wolfgang Spelthahn saugte all die Komplimente in sich auf und platzte fast vor Stolz. „Ich habe noch bis tief in die Nacht Kommentare gelesen“, sagte Spelthahn am Freitagmorgen der Deutschen Presse-Agentur: „Wir kamen sehr gut weg. Sogar aus den USA, wo das Spiel auch zu sehen war, gab es positive Rückmeldungen.“
Auch für den 57-Jährigen, der nach eigener Auskunft „seit 55 Jahren Bayern-Fan ist und seit 35 Jahren Mitglied“, war es ein unvergesslicher Abend. „Ich war schon einige Male in der Allianz Arena gewesen. Aber ich habe noch nie im Ehrengast-Bereich gesessen“, sagte Landrat des Kreis Düren, der im Spielschal beider Vereine zwischen den Bayern-Bossen Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß saß und mit ihnen scherzte. „Ich habe mich ertappt, dass ich fast bei den Bayern-Toren gejubelt hätte“, sagte Spelthahn lachend: „Ich habe mich zwar zusammengerissen. Aber ich habe mich auch für Choupo-Moting gefreut, dass er so einen guten Einstand hatte.“ Der Neuzugang aus Paris erzielte zwei der drei Tore.
Und da Rummenigge den Dürenern als Ausgleich für das entgangene Heimrecht ein Freundschaftsspiel zur Eröffnung der neuen Dürener Arena in knapp zwei Jahren in Aussicht stellte, galt auch für Spelthahn das, was er über seine Spieler erzählte. „Sie haben alles in sich aufgesaugt und schweben auf Wolke sieben“, sagte der Präsident. Die große Aufgabe sei es jetzt, „dieses besondere Ereignis in positive Energie umzuwandeln und behutsam in den Alltag zu finden. Damit wir unser eigentliches Ziel, den Aufstieg in die Regionalliga, durch dieses unvergessliche Sonder-Ereignis nicht gefährden.“
Dabei könnte helfen, dass der Underdog nicht nur durch sein Auftreten und die fast schon waghalsige Pressing-Taktik von Trainer Giuseppe Brunetto Sympathien gewann, sondern auch ein beachtliches Ergebnis holte. Das Ziel, weniger Gegentore zu kassieren als der große FC Barcelona (2:8) oder der FC Schalke 04 (0:8) wurde locker erreicht. Dass es gegen eine deutlich schwächer besetzte Bayern-Mannschaft war, trübte diesen Erfolg nur unwesentlich. „Es war eine Ehre, hier zu spielen“, sagte Müller-Fan Weber.
Trainer Brunetto war aber „auch froh, dass es vorbei ist. Dieser Medienrummel ist ja kein Alltag für uns.“ Das freilich sah Torhüter Kevin Jackmuth nach dem „Erlebnis für die Ewigkeit“ anders. „Och“, sagte er, auf die Aussage des Trainers angesprochen: „Ich könnte mich dran gewöhnen.“ dpa