YEG Hassel ist hervorragend in die neue Westfalenliga-2-Saison gestartet. [article=497638]Mit einem Punktgewinn (1:1) beim Aufstiegsaspiranten DSC Wanne-Eickel[/article] untermauerten die Gelsenkirchener noch einmal ihre tolle Form.
Für die Performance von YEG ist Ahmet Inal verantwortlich. Der 38-jährige gebürtige Türke ist seit Januar 2020 Trainer in Gelsenkirchen-Hassel. Er schaffte zunächst einmal den Klassenerhalt mit YEG, und hat nun scheinbar eine Spitzenmannschaft geformt.
In der Vorbereitung setzte der ehemalige Profi auf ein neues Spielsystem und junge, clevere Spieler, die für den modernen Fußball prädestiniert sind. Inals Erfolg gibt der neuen YEG-Philosophie recht.
Das scheint nicht allen zu gefallen. Denn am Sonntag kam es im Auswärtsspiel beim DSC Wanne-Eickel zu einem Rassismus-Skandal. Der ehemalige Türkei-Legionär wurde von drei, vier Wanne-Eickel-Fans 90 Minuten rassistisch durchbeleidigt. Als sich Inal von den Beleidigungen weit unter der Gürtellinie nicht provozieren ließ, wurden die Rassisten persönlich. Es ging fortan gegen die Familie und auch den verstorbenen Vater des Familienvaters aus Gelsenkirchen.
Der DSC Wanne-Eickel entschuldigte sich beim YEG-Trainer für das Verhalten dieser Idioten. DSC-Sportchef Michael Di Bari wurde gegenüber der WAZ deutlich: "Ich habe sicher nicht alles mitbekommen, aber das, was ich mitbekommen habe, hat gereicht. Es sind diese Sachen gefallen. Das war einfach nur unangenehm – ich hatte am Sonntagabend einfach keinen Bock mehr auf Fußball." Zudem wird der DSC Platzverbote aussprechen. Di Bari: "Das sind nicht die Leute, mit denen wir uns identifizieren wollen – und wenn die nochmal kommen, dann kommen andere sicher nicht mehr."
Am Tag danach sprach RevierSport mit Ahmet Inal über den Rassismus-Vorfall von Wanne-Eickel.
Ahmet Inal, wie haben Sie die 90 Minuten beim DSC erlebt? Wir haben ein tolles Spiel gemacht und einen absoluten Titelfavoriten bespielt. Wir waren die bessere Mannschaft. Das macht mich stolz. Unser Potential ist riesig, die Jungs haben einfach Lust Fußball zu spielen. Die Mentalität ist überragend. Das macht wirklich aktuell sehr viel Spaß bei YEG Hassel.
Was hinter Ihrer Trainerbank passierte, war weniger spaßig...
Ja, das geht einfach nicht. Aber vorweg: Ich bin jetzt keine Heulsuse und will auch nicht diese Opferrolle annehmen. Mit diesen Begrifflichkeiten, die da gerufen wurden, bin ich aufgewachsen. Darüber kann ich nur lachen und bin einem gar nicht richtig böse. Ich komme aus dem Pott und stehe da drüber. Hier ist alles multikulturell und ich habe einen Deutschen sicherlich auch schon 'Kartoffel' genannt - unter Freunden macht man das schonmal. Aber im Ernst: Was die drei, vier Mit-Dreißiger dann für Geschosse aufgefahren haben, das geht gar nicht. Meine Familie wurde beleidigt, meine Frau, meine Kinder, meine Mutter und sogar mein verstorbener Vater wurde in den Dreck gezogen und durchbeleidigt. Da habe ich irgendwann reagiert.
Was ist passiert? Ich habe mich umgedreht und gefragt, was den Jungs das Recht gibt, mich und meine Familie so zu beleidigen. Ob sie denn noch alle Latten am Zaun hätten. Nach dem Spiel bin ich dann auf diese Vollidioten zugegangen und habe ihnen nochmal die Meinung gegeigt. Vor allem: Was sie gegen meine Frau, meine Kinder, meine Mutter und meinen verstorbenen Vater hätten? Ich bin der Trainer. Sollen sie mich beleidigen. Aber nicht die Familie. Da wurde ich schon energischer. Vor allem die Sache mit meinem Vater hat mich getroffen. Ich hatte ein sehr inniges Verhältnis zu ihm und er ist erst vor wenigen Jahren von uns gegangen.
Was glauben Sie: was geht in solchen Menschen vor? Ehrlich: ich weiß es nicht. Vor allem, wenn man hier aus dem Ruhrgebiet kommt, aus Wanne-Eickel und Fan des DSC ist, dann hat man doch ständig mit Migranten zu tun. Für mich ist das einfach nur traurig. Nicht in der Hinsicht, dass es mich traurig macht, sondern, dass es solche Menschen mit dieser Denkweise und Überzeugung im Jahr 2020 noch gibt.