120 Minuten Pokal plus eine halbe Stunde Gewitterunterbrechung rauben jedem Fußballfan den letzten Nerv, so auch Jan Winking. Nur ist er kein normaler Fußballfan, sondern seit dieser Saison Cheftrainer des Oberligisten 1. FC Bocholt. Mit 24 Jahren ist Winking noch nicht so abgeklärt, wie ein alter Trainerhase. Das sieht er auch selbst ein: „Wir haben hinten raus einfach die emotionale Kontrolle verloren. Da nehme ich natürlich auch viel auf meine Kappe.“
Das Schlechte ins Gute kehren
Kurz nach der bitteren Niederlage gegen Kleve stimmt der 24-Jährige aber keine jammernden Klänge an. Im Gegenteil: „Mit Blick auf die Oberligasaison wollen wir jedes Spiel gewinnen, das ist die Vorgabe. Jetzt haben wir noch drei Wochen Zeit, um uns auf die Saison vorzubereiten.“
Aus dem Halbfinalspiel gegen den Verein vom Niederrhein möchte Winking besonders Eines mit in die neue Saison transportieren: „Wir wollen das Gefühl von diesem Spiel mitnehmen, einfach eine positive Wut zu entwickeln. Ich habe in den Augen meiner Spieler den Willen gesehen, zu Beginn der Saison nochmal fünf Prozent oben drauf zu legen.“
Kleiner Bruder trainiert großen Bruder
Im Hinblick auf die kommende Saison bahnt sich beim 1. FC Bocholt und im gesamten deutschen Fußball ein Novum an. Noch nie hat in den ersten fünf Ligen der jüngere Bruder den älteren Bruder trainiert. Tim Winking ist Kapitän der Mannschaft, Jans Bruder und zwei Jahre älter. Professionalität steht bei den Beiden über Allem: „Wenn wir für den 1. FC Bocholt unterwegs sind, ist er mein Spieler und ich der Trainer. Wir sind hier um fußballerisch erfolgreich zu sein.“
Auch im Training wird Jan Winking seinen älteren Bruder nicht mit Samthandschuhen anfassen: „Wenn es nötig ist, wird er angebrüllt, na klar!“ Ob das Winkingsche Bruder-Duo und der 1. FC Bocholt in der Oberliga Niederrhein erfolgreich sein wird, zeigt sich im Laufe des Septembers. Am 6. September kann Jan Winking und sein Team gegen die Sportfreunde Niederwenigern erstmalig diese positive Wut freisetzen.