Bitter: Ismail Atalan muss nach nur 105 Tagen im Amt den Drittligisten Hallescher FC wieder verlassen. Der 40-jährige Fußballlehrer hatte es nicht geschafft, das Ruder herumzureißen und die Hallenser aus dem keller zu führen. Mittlerweile ist der HFC seit 13 Spielen ohne Sieg. Atalans Bilanz nach der Unterschrift am 25. Februar: kein Sieg, ein Remis, vier Niederlagen, 4:12 Tore.
Gegenüber RevierSport bestätigte der Familienvater [article=488142]seine Beurlaubung[/article] wollte sich aber nicht näher zu dieser äußern.
Seit Montagmorgen wird in Halle heiß diskutiert. Erst die Atalan-Beurlaubung, nun die Nachfolger-Suche. Es sickerte durch, dass Florian Schnorrenberg Trainer Nummer drei der laufenden Saison beim HFC sein wird. Daniel Ziebig, Ex-Halle-Profi, und aktueller U17-Trainer wird Schnorrenbergs Co-Trainer. Denn mit Atalan muss auch dessen Assistent Joseph Laumann gehen.
Schnorrenberg (43) war zuletzt Trainer der SG Sonnenhof Großaspach. Von Oktober 2018 bis Mai 2019 betreute er Großaspach. In 25 Spielen holte er sechs Siege, zehn Remis und neun Niederlagen. Kurz vor dem Saisonende wurde er im Abstiegskampf entlassen. Die SG hielt die Klasse. Das soll Schnorrenberg nun mit Halle gelingen. Schon am Dienstag wird er seine Premiere als HFC-Cheftrainer gegen den SV Waldhof Mannheim feiern.
Schnorrenberg dürfte den Fußballfans im Revier auch noch aus seiner Zeit beim TuS Erndtebrück bekannt sein. Von 2013 bis 2018 war er dort Trainer und führte den Klub aus dem Wittgensteiner Land in die Regionalliga. Nach seiner Fußballlehrer-Lizenz orientierte er sich dann in den Profibereich um.
Atalan hatte nur fünf Tage Zeit, um die Mannschaft für den Abstiegskampf vorzuberieten
Ismail Atalan war einst als Trainer der Sportfreunde Lotte, die er in die 3. Liga und ins DFB-Pokal-Viertelfinale führte, gefeiert worden. Mehmet Scholl, ehemaliger ARD-Experte sagte einst: "Er ist einer der interessantesten Trainer auf dem deutschen Markt."
Der VfL Bochum beobachtete die Arbeit des gebürtigen Kurden auch interessiert und stellte ihn als Gertjan-Verbeek-Nachfolger vor. Ein Missverständnis, wie man im Endeffekt bilanzieren musste. Atalan wurde nach wenigen Monaten beurlaubt.
In Halle erhielt der 40-Jährige eine erneute Chance im Profifußball. Und: erneut war es wohl ein Missverständnis. Nur fünf Spiele, davon zwei vor Corona hatte Atalan Zeit, um die Mannschaft auf Kurs zu bringen. Während der Corona-Pause pochte Halles Jens Reuschenbach gemeinsam mit den Mannheim-Verantwortlichen in vorderster Front der Drittliga-Vertreter für einen Saisonabbruch. Verständlich: Halle hätte den Klassenerhalt sicher.
RevierSport erfuhr, dass Atalan eigentlich auch während Corona das Training, zumindest in Klein-Gruppen, wie es erlaubt war, abhalten wollte. Doch die HFC-Verantwortlichen lehnten ab. Erst acht Tage vor dem Re-Start der 3. Liga soll Atalan einen Anruf von Reuschenbach erhalten haben, dass man sich für das Preußen-Münster-Spiel im Münsterland vorbereiten wird. Die Vorbereitungszeit: fünf Tage. Heißt: Ismail Atalan, ein neuer Trainer, der die Mannschaft vor Corona gerade einmal zwei Wochen lang kannte, musste innerhalb von fünf Trainingstagen ein Team formen, dass für den Abstiegskampf topfit ist. Wie fit die Mannschaft wirklich ist, wird wohl jetzt auch Florian Schnorrenberg erkennen...