Die Party fällt flach. Oliver Fink kleidet sich am Dienstag dennoch in rot-weiß, ganz dem Anlass entsprechend. „Ich stehe momentan ja jeden Tag auf dem Trainingsplatz, von daher werde ich die Farben tragen“, sagt der Kapitän von Fortuna Düsseldorf vor dem 125. Geburtstag seines Klubs schmunzelnd.
Die Stadt muss ihre „Launische Diva“ am 5. Mai anders als geplant würdigen. Das Fanfest in der Altstadt wurde vorerst abgesagt. Stattdessen ruft der Traditionsklub von 1895 seine Anhänger auf, „Fahnen zu hissen, die Häuser zu schmücken, Ständchen zu singen, Kuchen zu backen, Trikot zu tragen oder einfach nur Farbe zu bekennen“.
„Leider Gottes“, sagt auch Ehrenspielführer Gerd Zewe im SID-Gespräch, „kam Corona dazwischen.“ Der Fortuna-Rekordspieler überlegt ebenfalls, an seinem Haus in Düsseldorf ein Fähnchen anzubringen. Unter normalen Umständen hätte er bei Events auf seinen Klub angestoßen und dabei sicher auch über die alten, erfolgreichsten Zeiten des Klubs gesprochen.
Ende der 70er Jahren, die Fortuna hatte sich in der Bundesliga etabliert, zog Zewe mit den Düsseldorfern dreimal in Folge in das Endspiel des DFB-Pokals ein. 1978: Niederlage gegen Köln. 1979: Sieg gegen Hertha. 1980: Die erfolgreiche Revanche gegen den Rivalen aus der Domstadt. Die beiden Pokalsiege sind neben der Meisterschaft 1933, dem pechschwarzen Jahr der deutschen Geschichte, die größten Erfolge der Klubhistorie.
Zewe spricht bei den 1970ern von „hervorragenden Zeiten“ und „großen Leistungen“: „Wir waren ja schließlich kein Bayern München“, erinnert sich der heute 69-Jährige und denkt besonders gern an 1979 zurück.
Fünf Wochen nach dem Pokalsieg war die Fortuna in das Endspiel des Europapokals der Pokalsieger in Basel vorgedrungen. Von der 3:4-Niederlage n.V. gegen den FC Barcelona erzählen sich Düsseldorfer Fans noch heute.
„Haften geblieben ist immer, dass man den Fans eine unheimlich große Freude bereiten konnte“, sagt Zewe, der in 15 Jahren 440 Bundesliga-Spiele im F95-Trikot bestritt. „Wir mussten ja erstmal gute Ergebnisse bringen, damit die Fans auch kommen. Es war unheimliches Wohlfühlen.“
Dieses Gefühl kennt auch der 37-jährige Fink, seit 2009 für Fortuna auf dem Rasen: „Wenn du merkst, dass bei Erfolgen diese Seligkeit aufkommt, ist es etwas sehr besonderes.“
Fortuna steht in erster Linie aber auch für etwas, mit dem sich die Düsseldorfer anlässlich ihres Jubiläums auf Plakaten in der Stadt selbst auf die Schippe nehmen: „Hoch, runter, hoch, runter, hoch, runter, runter, hoch, hoch, runter, runter, runter, hoch, hoch, hoch, runter, hoch sollen wir leben“, heißt es dort. Ligawechsel stürzten den Verein 2002 bis in die damals viertklassige Oberliga.
„Die Toten Hosen“ mussten einspringen, den Klub mitfinanzieren. Mühsam gestaltete sich der Weg zurück in den Profifußball, 2012 erfolgte mit dem Skandalspiel gegen Hertha die Rückkehr in die Bundesliga. Dann erneut der Abstieg, fünf Jahre später wieder der Aufstieg. Sollte es inmitten der Coronakrise tatsächlich weitergehen, kämpft die Fortuna einmal mehr um die Klasse.
Das zerrt an den strapazierten Fan-Nerven - und baut Druck auf alle Beteiligten auf. „Jetzt im Moment merke ich, dass es eine riesengroße Ehre und Verantwortung ist, Fortuna-Kapitän zu sein“, sagt Fink. sid