Es war am Ende unfassbar laut in der mit über 11.000 Zuschauerb gut besuchten Schauinsland-Reisen-Arena. In der laufenden Krisensaison waren auch schon mal 3.000 Fans weniger zu einem Heimspiel des MSV Duisburg gekommen, zumal auch nur 150 Gäste vor Ort waren. Als die 95. Minute abgelaufen war, kannte der Jubel nach dem so wichtigen Dreier gegen Viktoria Köln (1:0) keine Grenzen mehr.
Das eingespielte Lied „Wieder alles im Griff auf dem sinkenden Schiff“ passte voll ins Bild. Die Spieler sackten erschöpft in sich zusammen. Bei Torhüter Vincent Müller flossen sogar Tränen der Freude. Auch Niklas Kölle tauchte freudestrahlend in der Mixed-Zone auf.
„Wir haben uns vorgenommen, einfach Vollgas zu geben. Die Connection mit den Fans ist wieder zu 100 Prozent da. Sie haben uns nach vorne gepeitscht. Wir haben den kompletten Rückhalt. Das war einfach geil und das Ergebnis hat man auf dem Platz gesehen.“
Statt einen Kampf- und Zittersieg hätten die Zebras allein durch drei Großchancen von Unglücksrabe Thomas Pledl sowie Robin Müllers Marsch Richtung Kölner Tor noch höher gewinnen müssen. „Hätte man das vor ein paar Monaten gesagt… Im Endeffekt ist es völlig egal. Wir haben auch mal wieder zu Null gespielt und gut verteidigt“, lobte Kölle.
Stichwort Abwehr: Wie schon in Verl setzte Boris Schommers wieder auf eine Dreier bzw. Fünferkette mit Abräumer und Castaneda-Ersatz Erik Zenga (Startelfdebüt) davor. Der Coach hatte unter der Woche gepokert, da er zuvor andeutete, das System sei nur auf den letzten Gegner zugeschnitten gewesen. Matchwinner und Torschütze Köller stach auch in defensiverer Ausrichtung zu. „Ich spiele da, wo die Mannschaft mich braucht und gehe da voll mit. Dass es gut funktioniert, haben wir in den letzten zwei Spielen gesehen“, ergänzte der Linksaußen.
Auch Boris Schommers konnte nach dem zweiten Dreier in Folge wieder etwas durchatmen. „Wir sind sehr glücklich über den Heimsieg.“ Der Trainer sah vor dem 1:0 wohl die beste Kombination seiner Mannschaft in seiner bisherigen Amtszeit. Trotz der Kölner Drangphase in den Schlussminuten hatten die Zebras immer wieder gute Umschaltmomente. Auch wenn kein weiteres Tor dazu kam, hat sich auch die Offensive stark verbessert. „Es ist umso schöner, dass wir für die Leidenschaft belohnt wurden.“
Der Anschluss zum rettenden Ufer ist hergestellt. Mit dem Selbstvertrauen im Rücken soll nun auch in Münster am Freitag etwas mitgenommen werden. „Man hat gesehen, dass wir Spiele gewinnen können und auch müssen. Im Kollektiv war das stark. Aber wir wissen, dass wir noch einen weiten, gemeinsamen Weg vor uns haben“, so Schommers. Und auch Kölle hofft, dass die Duisburger ihre Aufholjagd fortsetzen können: „Wenn wir in jedem Spiel an unsere Grenze gehen, sind wir schwer zu schlagen. Da ist es egal, wer kommt.“