Leo Weinkauf hat beim MSV Duisburg schon so einige Gefühlswelten durchlebt. Als der 1,96 Meter große Schlussmann im Sommer 2019 von Hannover 96 ins Ruhrgebiet wechselte, entwickelte sich der 25-Jährige schnell zum großen Rückhalt und lag mit den Zebras im ersten Drittligajahr lange auf Aufstiegskurs.
Doch ausgerechnet im Saisonendspurt leistete sich Weinkauf gegen Viktoria Köln und den KFC Uerdingen seine ersten beiden folgenschwere Patzer im weiß-blauen Trikot, die den MSV damals wichtige Punkte kosteten. Sein Ex-Trainer Torsten Lieberknecht nahm ihn stets in Schutz.
Duisburgs Nummer eins stabilisierte sich und war dank bärenstarker Leistungen und vieler Paraden in der Vorsaison maßgeblich am Klassenerhalt beteiligt.
In der laufenden Spielzeit sind jedoch wieder mehr Schwankungen in den Auftritten des Keepers zu erkennen, denkt man beispielsweise an die schlechte Positionierung beim 40-Meter-Tor von David Blacha bei der 0:1-Niederlage gegen Meppen im Oktober 2021 zurück.
Bei der 0:5-Klatsche gegen Spitzenreiter Magdeburg am Mittwoch leistete sich Weinkauf mit einer vermeidbaren Notbremse den nächsten kapitalen Blackout. Spielentscheidend war die Szene wohl nicht, zu überlegen war der FCM dem MSV über die gesamten 90 Minuten. Dennoch verschlechterte sich die Lage für die Duisburger immens, da sie gegen das beste Team der Liga in 65-minütiger Unterzahl einem Rückstand hinterherlaufen mussten.
MSV steht bei 42 Gegentoren - Coppens rückt in den Fokus
„Das ist der normale Reflex eines Keepers. Die Schadensbegrenzung muss er dann in Kauf nehmen“, bewertete Ex-MSV-Trainer Rudi Bommer den Fehltritt am Mikrofon von Magenta Sport in der Halbzeitpause. Auffällig: Auf der Linie ist Weinkauf ein überragender Torwart, doch gerade im fußballerischen Bereich besteht noch Luft nach oben.
Immer wieder sorgt der 25-Jährige mit einigen Unsicherheiten für ein Raunen auf den Tribünen, indem er mutig ins Dribbling geht oder gefährliche Pässe an seine vom gegnerischen Pressing bedrängten Vorderleute spielt. Damit bewegt sich der Torhüter zwischen Genie und Wahnsinn. 42 Gegentore in 22 Spielen sind zudem hinter Schlusslicht Havelse (45) dem SC Verl (46) der drittschlechteste Wert in der 3. Liga.
Mindestens am Samstag - je nachdem wie lange die Sperre ausfällt - rückt Weinkaufs Vertreter Jo Coppens in den Fokus. Der Ersatzkeeper kam im Sommer aus Unterhaching und stand bisher nur im Niederrheinpokal von Beginn an zwischen den Pfosten. Nach seinem Kaltstart gegen Magdeburg und noch vier kassierten Treffern steht in Wiesbaden nun das Startelfdebüt in der Liga an.
Unabhängig von der Klassenzugehörigkeit bleibt abzuwarten, wer beim MSV in der kommenden Saison die Nummer eins auf dem Rücken trägt. Denn zum 30. Juni läuft Weinkaufs Leihe beim MSV Duisburg aus.