Neben Ilia Gruev saß auf der Pressekonferenz ein Spieler, den die Fans des MSV Duisburg lange nicht gesehen hatten. Einer, der ihnen auch gefehlt hatte. Ein Spieler, über den eine Woche lang sehr viel, dann drei Monate plötzlich gar nicht mehr gesprochen worden war. In Vergessenheit geriet dennoch nicht, wer er ist und was er damals getan hat, dieser Baris Özbek. Als die Zebras in Lotte spielten.
Der 30-Jährige hat das auch nicht vergessen, er denkt nur ungern daran zurück. Daran, wie ihm noch in der ersten Hälfte des Spiels beim Drittliga-Aufsteiger die Sicherungen durchbrannten und er Kevin Pires-Rodriguez zu Boden streckte. Daran, wie er eine Woche lang der Rambo der Liga war. Doch dass er nach Absitzen seiner Sperre von acht Partien wieder darauf angesprochen wurde, war ihm jedoch klar.
Und so war er gewappnet, als er gefragt wurde, wie er die Situation denn rückblickend sehe. Und ob er sich des mit seinem Ausraster in Lotte erlangten Rufes bewusst sei. „Ich mache keine leeren Versprechungen“, sagte Özbek und schloss an: „Also sage ich nicht, dass so etwas nie wieder passiert.“ Das heißt: Der Deutsch-Türke macht sich keinen Druck. Er weiß aber auch, dass er seine Glaubwürdigkeit verliert, wenn er eine neuerliche Tätlichkeit begeht. Denn immer noch bleibt bei der Einordnung zu berücksichtigen, dass seine Attacke gegen Pires-Rodriguez nicht seine einzige Auffälligkeit gewesen war.
Das einzige, was ihm derzeit fehlt, ist Wettkampfpraxis
Ilia Gruev über Baris Özbek
Drei Monate später: Die Sperre ist abgesessen, vier Spiele Bewährung hat die Spruchkammer des Deutschen Fußball-Bundes zur Bewährung ausgesetzt – sie greift nur dann, wenn er sich erneut zu einer Tätlichkeit hinreißen lässt. So etwas, sagt er selbst, gehöre zum Fußball nicht dazu. Er hat seine Lehren daraus gezogen. „Die Pause war lang, es war nicht einfach“, gab Özbek zu. Doch der Mittelfeldspieler ist lange genug Fußball-Profi, um zu wissen, wie er sich in dieser Situation zu verhalten hatte. „Er hat das gemacht, was ich von ihm erwartet habe. Er hat sehr seriös trainiert und immer zur Verfügung gestanden“, lobte ihn Trainer Gruev.
Der Bulgare, ebenso wie auch Sportdirektor Ivica Grlic, seien in Özbeks schwierigster Phase eine große Stütze gewesen. „Mein Ziel ist es, das zurückzugeben“, erklärte der 30-Jährige und versprach gleichzeitig: „Wenn ich gebraucht werde, werde ich mein Bestes geben. Wenn das schon gegen Wehen Wiesbaden ist, ist es umso schöner.“
Özbek meldet sich also startklar, in letzter Instanz entscheidet – natürlich – sein Trainer. „Das einzige, was ihm derzeit fehlt, ist Wettkampfpraxis. Aber er hat Erfahrung genug. Wir werden bis zum Spiel am Samstag sehen, ob er im Kader ist und ob er spielt.“
Für den Fall, dass sich der ehemalige Profi des türkischen Erstligist Galatasaray Istanbul bereits gegen Wiesbaden wieder das MSV-Trikot überstreift, verspricht er, ganz der Alte zu sein. Der, den die Zebras kennen: der aggressive Fußballer. „Das macht mich aus und das werde ich nicht verlieren. Also wird sich meine Spielweise nicht ändern.“