MSV: Exklusiv-Interview

Eine Schuld Hellmichs "nicht erkennbar"

Welche sind es? Kann die MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA bei Schuldenerlass überleben, also habe ich als Gläubiger einen Vorteil, wenn ich jetzt verzichte? Wir geben ihm die Antwort: Ja, wir überleben langfristig.

Welche Schuld trägt Hellmich am Zwangsabstieg? Wir können eine Schuld von Walter Hellmich am Zwangsabstieg überhaupt nicht erkennen. Er hat ja die eingereichten Unterlagen nicht zusammengestellt. Im Gegenteil: Auch in der jüngeren Vergangenheit hat er seinen MSV mit großem finanziellem und persönlichem Engagement Verein im Versuch, die Lizenz für die 2. Bundesliga zu erhalten, unterstützt. Dass es mit der Lizenz nicht geklappt hat, hat ganz klar andere, interne Gründe. Und ich will auch betonen: Sein zusätzliches Engagement im Lizenzierungsverfahren für die 3. Liga hat mit dazu beigetragen, dass die Zebras in dieser Liga überhaupt an den Start gehen konnten.

Warum wurde dem MSV denn die Lizenz entzogen? Aus jetziger Sicht aufgrund von formalen Fehlern im Rahmen der Lizenzierung. Wir arbeiten an der Aufarbeitung – aber das ist auch eine rechtliche Auseinandersetzung mit dem früheren Geschäftsführer und deshalb noch nicht spruchreif. Lassen Sie uns jetzt erst vorrangig nach vorn arbeiten und dann – natürlich ausführlich – Vergangenheitsbewältigung betreiben. Haben Sie Verständnis für Hellmich, dass er nach den Anfeindungen und dem Angriff auf seine Geschäftsstelle die Lust am MSV verloren hat? Wenn Herr Hellmich die Lust wirklich endgültig verloren hätte, dann könnten wir das nachvollziehen. Bei aller Euphorie und im Gegensatz dazu allem Frust, der sich im Fußball – ob gerechtfertigt oder nicht, mag mal dahingestellt bleiben – mit seiner wahnsinnigen Bandbreite von Emotionen einstellen kann: So etwas geht gar nicht. Niemand darf persönlich angegriffen werden, vor allem auch nicht seine Familie oder Mitarbeiter. So ein Verhalten wird von niemandem im Verein, aber auch nicht von den treuen Anhängern des MSV toleriert. Da sind sich alle einig. Es soll einen „Eklat“ bei den Gesprächen zwischen Hellmich und Udo Kirmse gegeben haben. Stimmt das? Wo gehobelt wird, da fallen mitunter auch Späne. Es hat viele intensive Gespräche gegeben, auch zwischen Herrn Hellmich und unserem Präsidenten. Solange aber alles der Sache dient, und das hat es getan, sehen wir gar kein Problem, im Gegenteil. Und Udo Kirmses Qualitäten als harter Verhandler sind ja aus der ganz engen Geschichte um die Drittliga-Lizenz bekannt … Wie sieht die Zukunft des MSV ohne eine Zustimmung Hellmichs aus? Dann wären wir langfristig nur sehr schwer überlebensfähig. In der 3. Liga wäre dann ein Kostenapparat, wie ihn die Spielbetriebsgesellschaft des MSV eigentlich benötigt, mittelfristig überhaupt nicht zu stemmen. Auch in der 2. Bundesliga könnte man allenfalls von der Hand in den Mund leben, ohne die Chance auf eine Entwicklung. Dazu gehören die erdrückenden Schulden, darauf mittlerweile horrende anfallende Zinsen und auch das Stadion mit seinen Miet- und Unterhaltskosten.

Kann die drohende Insolvenz noch abgewendet werden? Selbstverständlich. Wenn alle Gläubiger dem Schuldenschnitt zustimmen und die Arena zu bezahlbaren Mieten bzw. Annuitäten zur Verfügung steht. Wenn es schief gehen sollte: in welcher Liga geht es für den MSV dann weiter? Da sprechen Sie über die gleiche Frage wie in diesem Sommer, bevor wir die Lizenz für die 3. Liga erhalten haben: Dann ginge es mit dem Verein als dem Meidericher Spielverein und nicht mehr der Spielbetriebsgesellschaft als Lizenznehmerin weiter. Vielleicht in der Regionalliga, vielleicht noch weiter unten. Aber sicherlich nicht in der Schauinsland-Reisen-Arena. Die wäre ohne Schuldenschnitt unbezahlbar. Unter der Voraussetzung, dass der Schuldenschnitt und die Mietsenkung klappen: Wie lange kann der MSV in der 3. Liga überleben? So lange die finanzielle Unterstützung da ist, ganz einfach! Wir haben eine Planung, die einen Aufstieg für die laufende Spielzeit noch nicht vorsieht, sondern von einem weiteren Jahr in der 3. Liga ausgeht. An allem, was danach kommt und was planbar einigermaßen verlässlich darstellbar ist, arbeiten wir. Zu einer langfristigen Betrachtung der 3. Liga über mehrere Jahre hinweg ist man als Fußballklub aufgrund der großen Schwankungen und Unwägbarkeiten aber kaum in der Lage – daher wird in einer Lizenzierung, egal ob DFB, DFL oder UEFA, immer nur die kommende, greifbare Spielzeit geplant. Wir hingegen planen jetzt schon für die kommenden drei Saisons. Das ist im Fußball eine Ewigkeit. Ist der Aufstieg in die zweite Liga im nächsten Jahr Pflicht? Nein. Aber er würde viele Dinge erleichtern. Und diese phantastischen Fans hier hätten es mehr als verdient. Denn bei allem, was wir hier über Geld und Finanzen sprechen: Es sind die Menschen, die diesen Verein so liebens- und lebenswert machen.