Trotzdem haben die Zebras böse Erinnerungen an den hohen Norden, denn vor fast genau zwei Jahren erlebte die Blau-Weißen beim damaligen Regionalligisten einen bitteren Tiefpunkt.
Es war der 26. Oktober 2011. Fünf Monate nach dem Finale in Berlin warteten die Störche in der zweiten Runde des DFB-Pokals auf den MSV und blamierten den Zweitligisten bis auf die Knochen. Ein kapitaler Bock von Florian Fromlowitz sowie eine katastrophale Defensivleistung bescherten dem Underdog einen 2:0-Sieg und Milan Sasic, der nun beim Ligagefährten in Saarbrücken angeheuert hat, das Aus.
Grlic: „Die Spieler sind sehr selbstkritisch.“ Dass sich dieses Trauerspiel am Samstag wiederholen könnte, ist für Ivica Grlic, der wie Kevin Wolze und Branimir Bajic (Markus Bollmann wurde von Sasic kurz zuvor aussortiert) beim Debakel dabei war, ausgeschlossen. Der Sportdirektor ist sich sicher, dass „die Mannschaft ein Zeichen setzen wird. Sie wird beweisen, dass sie sich aus dem momentanen Tief selbst herausziehen wird“.
Grlic nimmt die Gewissheit aus der Analyse des desolaten Auftritts gegen Darmstadt (0:4). „Die Jungs sind sehr selbstkritisch, niemand hat sich aus der Schusslinie genommen. Sie haben alle erst über sich selbst geredet, bevor sie die Fehler ihrer Kollegen angesprochen haben. Das ist ein gutes Zeichen.“
Karsten Baumann, der bei der Analyse seinem Unmut über das kollektive Versagen Luft machte, hat erstmals nach drei Englischen Wochen die Möglichkeit genutzt, das Training zu intensivieren. Dabei verliert der Coach die Regeneration aber nicht aus den Augen: „Wir haben bislang von unseren Reserven gezehrt, aber irgendwann streikt der Körper. Dass die Jungs – wie zuletzt Patrick Zoundi – krank werden, ist ein Zeichen des Substanzverlusts, der auf die fehlende Vorbereitung zurückzuführen ist.“
Kühne für Bollmann Neben den intensiveren Einheiten führt Baumann zudem viele Einzelgespräche – vor allem mit seinen Routiniers. Denn die haben gegen die Lilien versagt und stehen nun in der Pflicht. Während Kapitän Branimir Bajic laut Baumann „gesetzt ist, weil er innerhalb des Teams vorbildlich auftritt“, könnte es auf der zweiten Innenverteidiger-Position einen Wechsel geben. Matthias Kühne könnte den zuletzt schwachen Markus Bollmann ablösen. „Matthias hat Vorteile in der Spieleröffnung, dafür ist ‚Bolle‘ im Kopfballspiel stärker“, überlegt der Trainer, welche Eigenschaft in Kiel von Vorteil werden kann.
Die heimstarken Gastgeber werden den Zebras läuferisch und kämpferisch alles abverlangen. Das weiß der Trainer, der mit Wuppertal und Osnabrück bereits im Holstein-Stadion gespielt hat. „Zu Hause müssen wir das Spiel machen. Weil wir aber noch nicht lange zusammen sind, fehlen uns die Automatismen. Deshalb ist es leichter, auswärts zu spielen. Dort können wir reagieren.“ Vielleicht sind die Erinnerungen nach dem Debüt ja ein bisschen besser.