MSV Duisburg

"Wichtig ist nur, dem MSV zu helfen"

Fünf Millionen Euro will der finanziell stark angeschlagene Klub damit einnehmen. Mit dem frischen Geld sollen Schulden getilgt, das Stadion gekauft und das Nachwuchsleistungszentrum modernisiert werden.

Unabhängig vom Erfolg der Anleihe, die über den Verein gezeichnet wird, wird es aber wohl kaum möglich sein, alle drei Posten zu bedienen. Denn die Emissionserlöse müssen vorrangig einen bis zum 1. Juli 2014 laufenden Kredit (nach RS-Informationen handelt es sich dabei um den Hauptsponsor SchauinslandReisen) auslösen. „Für die Lizenzierung mussten wir eine Kapitalerhöhung bei der KGaA in Höhe von 3,3 Millionen Euro vornehmen“, erklärt Vorstandschef Udo Kirmse die Notwendigkeit der getätigten Kreditaufnahme. Vorstandsmitglied Ingo Wald betont aber, dass die Kapitalerlöse der Anleihe nicht ausschließlich zum Schuldenabbau dienen sollen. Kurzfristig stehen noch Verhandlungen mit Ex-Boss Walter Hellmich an: „Wir hoffen dank der Einnahmen auf die Möglichkeit, Miteigentümer des Stadions zu werden. Deshalb ist es eine intelligente Investition.“

Allerdings auch eine risikoreiche. Im für Anleihen notwendigen Prospekt, der von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) abgesegnet wurde, sind seitenweise Faktoren aufgeführt (siehe auch Infokasten auf dieser Seite), bei deren Eintreten der Verein die Rückzahlung und Ausschüttung der Zinsen nicht gewährleisten kann. Vorstandsmitglied Robert Philipps betont: „Natürlich gibt es Risiken, aber wir werden alles dafür tun, sie zu minimieren. Das Gefühl, dem MSV zu helfen, ist für den Erfolg der Anleihe extrem wichtig.“ Kirmse ergänzt: „Wir werden Rücklagen bilden, damit wir auch die Zinsen bezahlen können. Wir sind uns ziemlich sicher, die Anleihe auch zurückzahlen zu können.“

Eine Insolvenz der KGaA kann auch den e.V. treffen

Damit die klammen Meidericher überhaupt Rücklagen bilden können, ist jedoch eine Rückkehr in die Bundesliga notwendig. Nur dann fließen wieder TV-Gelder und die KGaA muss mehr Logo-Rechte an den Verein bezahlen. Gelingt die Rückkehr in den bezahlten Fußball nicht, könnte ein im Prospekt beschriebener Fall eintreten: „Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass eine insolvenzrechtliche Überschuldung der MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA zu einem späteren Zeitpunkt eintritt. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Verein im Fall einer Insolvenz der MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA ebenfalls insolvent wird.“

Mit diesem Horroszenario rechnet Klublegende Bernard „Ennatz“ Dietz nicht und macht deutlich, dass es mit der Anleihe abgewendet werden kann: „Ich bin froh, dass wir die Anleihe einführen. Im Sommer ist die Zebrafamilie leider auseinander gedriftet. Doch jetzt haben die Kinder gemerkt, dass das Elternhaus in Gefahr ist. Die Fans sind fantastisch und ich hoffe, dass auch viele die Anleihe kaufen.“

Besonders attraktiv dürfte das Papier im Jubiläumsjahr für 111 Euro sein. So auch für MSV-Fan Werner Gerling, der seit über 50 Jahren alle Höhen und Tiefen miterlebt: „Ich hole mir die Schmuckurkunde, nagel sie mir an die Wand und schreibe das Geld ab.“ Die beispielsweise mit Dietz‘ Konterfei bedruckten Scheine würde er ohnehin nicht abtrennen, um damit die Zinsen zu bekommen: „Damit mache ich das schöne Stück doch kaputt. Wichtig ist nur, dem MSV zu helfen.“ Und genau darauf setzen die Verantwortlichen, auf die Anleihe als Hilfe und Schenkung. Positive Randnotiz: Zum Ausfall einer Fananleihe kam es bislang nur bei Alemannia Aachen. Zwar mussten die Fans aus Rostock und Bielefeld um ihr Geld zittern, doch am Ende sprangen die Stadt oder private Geldgeber ein.

Vereine, die ebenfalls Fananleihen ausgegeben haben: FC Schalke 04, FC St. Pauli, 1. FC Nürnberg, 1. FC Köln, Hertha BSC, Alemannia Aachen, Arminia Bielefeld, 1860 München, Hansa Rostock, 1. FC Kaiserslautern.