Wer hat Ihnen geholfen, das Gesamtpaket zu bewältigen?
Gemeinsam mit meinen Eltern war Ata Lameck mein größter Förderer. Er hat mich in der A-Jugend des VfL Bochum trainiert. Aber schon bevor er mein Trainer wurde, hat er mein Talent erkannt und war ständig dabei: bei den U15-Länderspielen und bei den U16-Länderspielen. Zu ihm habe ich eine sehr, sehr enge Verbindung.
Wie kam diese Verbindung zustande?
Er ist ein positiv Verrückter. Der Fußball und gerade der VfL Bochum sind seine Leidenschaft. Wenn Ata etwas in jemandem erkannt hat, hat er sich extrem um denjenigen gekümmert. Als junger Fußballer braucht man diese Unterstützung. Es gibt mittlerweile so viele gute Talente in Deutschland. Aber ohne das Quäntchen Glück und die Unterstützung des Umfeldes haben sie es ganz schwer.
Inwiefern hat sich der Bochumer Rekord-Bundesligaspieler denn um Sie bemüht?
Er hat mich immer wieder daran erinnert, was für Möglichkeiten ich habe. Und innerhalb des Vereins war er jemand, der sagte: „Passt früh genug auf. Den wollen alle haben.“ Dabei kam ein Wechsel für mich gar nicht infrage. Mit 15, 16, 17 Jahren hätte ich überall hin wechseln können. Aber wenn man in der Stadt, in der man geboren ist, einen Bundesligaverein hat, warum soll man dann wechseln?
War Lameck Ihr erster Spielerberater, ohne dass Sie beide es wussten?
Ata hat mir und meiner Familie zumindest viele Ratschläge gegeben. Er hat natürlich vieles durch die blau-weiße Brille gesehen, das ist auch sein gutes Recht. Meinen ersten Vertrag in Bochum habe ich aber mit meinem Vater gemacht. Erst als ich Profi geworden bin, sind die ersten Spielerberater auf mich zugekommen.
Heute sind Sie selbst Spielerberater.
Ich würde manchmal auch gerne länger warten, ehe ich Spieler anspreche. Ich erkenne nicht so den Sinn, einen 15-Jährigen zu beraten. Aber wenn ich zu lange warte, sind schon 10, 20, 30 andere Berater hinter ihm her. Das macht es schwieriger. Auf der anderen Seite ist diese Konkurrenz aber auch gut: Ich will den Spieler überzeugen und sein Vertrauen gewinnen. Es ist wichtig, dass die Jungs und ihre Eltern merken, dass man für sie da ist und dass man es gerne macht.
Haben Sie sich jemals schlecht beraten gefühlt?
Jein. Ich war ja selbst immer dabei und hatte meinen eigenen Kopf. Ich habe mich nie drängen lassen und alle Entscheidungen alleine getroffen. Manchmal war ich aber vielleicht zu stur und zu voreilig. Dabei gibt es genug Beispiele, dass man eine Karriere Stück für Stück planen kann.
War es insofern ein Planungsfehler, den VfL 1999 zu verlassen?
Nein. Irgendwann wachsen die Anforderungen an sich selbst. Ich wollte sehen, wie weit ich kommen kann. Und durch den Abstieg war der Drang sehr groß, weiter in der Bundesliga zu spielen. Die Fans nahmen mir das in der Anfangszeit übel. Aber ich glaube, dass auch viele Verständnis für diese Entscheidung hatten. Es war ja auch legitim: Ich war Anfang 20, A2-Nationalspieler und habe eine sportliche Herausforderung gesucht.
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