Aber es gibt noch eine weitere Aussicht, die Duisburg antreibt, dem besten Aufsteiger der Saison ein Beinchen zu stellen: Die Rückreise. Sie ist 319 Kilometer lang. 319 Kilometer, auf denen kein Trübsal geblasen, sondern kräftig gefeiert werden soll. „Wir müssen den letzten Schritt erst noch gehen, werden aber alles dafür unternehmen, dass die Jungs ihre Kiste Bier bekommen“, hätte im Fall des sicheren Klassenerhalts auch Oliver Reck keine Einwände, wenn sich das Zebra-Mobil in einen Partybus verwandeln würde.
Öztürk wird Aachen nie vergessen Möglichkeiten zum „nachtanken“ gibt es auf der A2 jedenfalls genug. 15 Raststätten säumen den Weg. „Ich trinke sowieso nur Cola, mir ist die Feier wichtiger“, lacht Tanju Öztürk.
Der 22-Jährige ist nicht nur abseits des Platzes so ruhig. Auch auf dem Feld erledigt er seinen Job unaufgeregt. „Bei meinem Startelfdebüt gegen Frankfurt hat es schon etwas gekribbelt, aber jetzt habe ich mich daran gewöhnt“, erzählt der Deutsch-Türke, der bereits einige Freundschaftsspiele für die türkische U19-Nationalmannschaft absolviert hat.
Sowohl gegen die Eintracht, als auch danach bei 1860 München, sowie gegen Aachen überzeugte er als kreativer „Sechser“ neben Goran Sukalo. Und besonders das Match gegen die Alemannia wird er so schnell nicht vergessen. Es lief die 58. Minute, als er David Odonkor mit einem verunglückten Rückpass auf Felix Wiedwald mustergültig bediente. Doch der ehemalige Nationalspieler scheiterte am Keeper. „Aus solchen Fehlern lernt er“, ist sich Reck sicher.
Der Vergleich mit Dieter Eilts Ansonsten ist der Coach von den Qualitäten des Kapitäns der U23, dessen Hobby das Schwimmen ist, überzeugt. Kopfball- und zweikampfstark sei er. Reck: „Er ist von uns ins kalte Wasser geworfen worden und muss nun seinen Freischwimmer machen.“ Sein Abzeichen möchte Öztürk, der sich gerade in den Vertragsverhandlungen befindet, unbedingt beim MSV machen. „Die Gespräche sind positiv. Ich denke, dass ich auch im nächsten Jahr das MSV-Trikot tragen werde.“
Dass ihn Reck sogar schon mit Dieter Eilts verglichen hat (RS berichtete), ist für den zurückhaltenden Öztürk eine Ehre. „Natürlich schmeichelt mir das, aber ansonsten haben wir wenig gemein. Dieter ist schließlich eine Fußballlegende und ich stehe am Anfang.“ Doch es gibt Gemeinsamkeiten zwischen Öztürk und Bremens Ehrenspielführer. Reck: „Sie spielen auf der gleichen Position, sind aber auch flexibel einsetzbar. Dieter war genauso zurückhaltend wie Tanju und hat sich seinen Stand innerhalb der Mannschaft erkämpft.“
Das gilt auch für Öztürk, dessen Leben sich in den letzten Wochen komplett gewandelt hat. Aus der Reserve ins Bundesligarampenlicht. Außerdem hat er seit zwei Monaten eine feste Freundin. „Es läuft, so kann es weitergehen“, lacht Öztürk. Damit meint er auch die Aufholjagd der Zebras, die aus den letzten sieben Spielen 14 Zähler holten.
Und sollten am Freitag drei weitere dazukommen, ist nicht nur der Klassenerhalt perfekt, sondern auch die Party-Reise bei Bier und Cola gebucht.