Dank des 2:0 (0:0)-Sieges im Existenzkampf gegen Alemannia Aachen ist der Abstieg der Zebras so gut wie ausgeschlossen. Bereits am Freitag in Braunschweig können sie die letzten fehlenden Zähler einfahren, um auch rein rechnerisch alles klar zu machen.
Doch selbst wenn es bei der Eintracht nicht zur endgültigen Klarheit reichen sollte, ist der Super-GAU abgewendet. Denn es müsste schon mit dem Teufel zugehen, würden die wiedererstarkten Duisburger den Sieben-Punkte-Vorsprung in den letzten drei Partien noch verspielen.
Deshalb sind selbst die Skeptiker optimistisch. „Das war ein großer Schritt. Wir haben es geschafft – fast“, pustete der sonst eher zurückhaltende Oliver Reck tief durch. Stimmt, der Dreier gegen den Kellerkonkurrenten aus der Printenstadt war ein Quantensprung ans rettende Ufer. Während die Alemannia mit einem Bein in der dritten Klasse steht, darf der MSV erstmals nach Wochen des Zitterns durchatmen.
Dank Felix Wiedwald, der mit sensationellen Paraden eine Führung der Gäste verhinderte (22., 58., 73.). Dank Maurice Exslager, der die Tore von Daniel Brosinski (74.) und Jürgen Gjasula (83.) mit einer unglaublichen Energieleistung vorbereitete. Und dank der Fans, die die Mannschaft erneut lautstark nach vorne peitschten.
Dabei wurden die Anhänger auf eine harte Probe gestellt. Die erste Hälfte war reiner Abstiegskrampf. Nur einmal kochten die Gemüter hoch, als Schiedsrichter Wolfgang Stark das Eigentor Tobias Feisthammels wegen passiven Abseits nicht gab. „Jürgen hat nicht eingegriffen, der Schiri meinte aber doch. Das war schon sehr kurios, gab am Ende aber zum Glück keinen Ausschlag mehr“, blieb Reck gelassen.
Das Kellerduell nahm erst an Fahrt auf, als Youngster Tanju Öztürk mit einem schlimmen Fehlpass Odonkor in Szene setzte, Wiedwald gegen den ehemaligen Nationalspieler aber brillierte. Reck, der seiner Mannschaft bis Dienstagmorgen um 10 Uhr frei gab, nahm dem Kapitän der Reserve den Fauxpas allerdings nicht übel. „So etwas kann passieren. Tanju ist ein junger Mann, dem die Zukunft gehört. Außerdem hat er uns damit geweckt.“ Besonders Exslager, der nach der Hereinnahme Emil Julas als Außenstürmer aufdrehte und das Spiel drehte.
In der Stunde der Erlösung zeigte die Mannschaft aber auch ganz andere Gefühle. Sie widmete den Erfolg ihrem Fußpfleger Rainer Hafermalz. Der 74-Jährige ist die gute Seele des MSV, kommt selbst in der Freizeit zum Platz und bietet den Spielern seine „heilenden Hände“ an. Doch seit 14 Tagen müssen die Zebras auf Hafermalz, der an Krebs erkrankt ist, verzichten. Sein Gesundheitszustand hat sich verschlimmert.
Die Zebras widmen den Sieg Rainer Hafermalz Für die Zebras ein herber Verlust: „Er war immer für uns da, hat uns behandelt und aufgebaut“, berichtete Reck: „Jetzt sind wir für ihn da und hoffen, dass wir ihn mit unserer Leistung unterstützen können.“
Noch vor dem Spiel telefonierten Andre Hoffmann und Exslager mit Hafermalz und versprachen ihm einen Sieg. „Er hat bei uns einen auf gesund gemacht, aber wir wissen, wie es ihm geht“, dachte „Exe“ an Hafermalz: „Wir haben für ihn gewonnen.“ Reck nahm diese emotionsreiche Stimmung zum Anlass, klarzustellen: „Vor einigen Wochen wurde dem Team die Charakterfrage gestellt. Ich denke, sie ist beantwortet.“
Auch das stimmt: Die Zebras haben Charakter. Noch ein Grund, um am Freitagabend kräftig anzustoßen...