Dank des verdienten 2:0-Siegs über Eintracht Frankfurt ist der Klassenerhalt wohl nur noch Formsache. 31 Punkte und das beste Torverhältnis aller Kellerkinder lassen die Zebras jedenfalls beruhigt und selbstbewusst in den Schlussspurt gehen.
Natürlich gab es gegen den gestürzten Spitzenreiter spielerische Unzulänglichkeiten, aber es hat auch niemand erwartet, dass der MSV Frankfurt an die Wand spielen würde. Die Zebras besannen sich auf ihre Stärken, kämpften und ließen den Topfavoriten im Mittelfeld keinen Raum zur Entfaltung. „Der Grundstein unseres Erfolgs war die taktische Disziplin meiner Mannschaft“, rieb sich Oliver Reck die Hände. Selbst Armin Veh musste neidlos anerkennen: „Der MSV war hochmotiviert und hat uns mit viel Leidenschaft den Schneid abgekauft hat.“ Reck mahnte aber auch: „Wir sind noch nicht durch. Wir brauchen noch einige Punkte, um den Klassenerhalt perfekt zu machen.“
Neben Kevin Wolze und Bruno Soares wusste ein Mann besonders zu Gefallen: Tanju Öztürk. Am 18. März diesen Jahres feierte der 22-Jährige sein Profi-Debüt im Derby gegen Bochum, durfte danach auch in Ingolstadt ran. Insgesamt stand er fünf Minuten für den MSV auf dem Platz. Fünf Minuten, in denen er überzeugte. Denn gegen Frankfurt fand er plötzlich wieder in der Startelf. Reck gab dem Regisseur der NRW-Liga-Reserve die Chance, den gelbgesperrten Andre Hoffmann zu ersetzen und Öztürk nutzte sie. „Ich brauchte gegen die ‚Langen‘ aus Frankfurt einen kopfballstarken Mann und habe mich deshalb für ihn entschieden“, erklärte Reck. „Und es war richtig. Er hat nur einen Fehler gemacht. Er muss noch etwas mutiger im Passspiel werden, aber das kommt.“
Reck adelt Öztürk und vergleicht ihn mit Dieter Eilts Öztürk wurde von Reck dann sogar geadelt. „Ich erinnere mich an meine Zeit bei Werder. Damals hatten wir auch einen jungen Mittelfeldspieler, der einfach mal reingeworfen wurde und danach nicht mehr wegzudenken war. Es war Dieter Eilts.“ 1987 schaffte der Ostfriese den Durchbruch und spulte bis zu seinem Karriereende 2002 390 Begegnungen für Bremen ab.
Der Vergleich ist derzeit zwar noch ein wenig hochgegriffen, zeigt aber deutlich Recks Konzept. Der Europameister von 1996 setzt zusammen mit seinem Assistenten Uwe Schubert auf die Jugend. Hoffmann, Öztürk, Wolze, Felix Wiedwald oder Maurice Exslager schaffen unter Reck den Durchbruch und stehen für den momentanen Aufschwung der Duisburger. Hinzu kommen mit Stefan Hennen, Dusan Jevtic, Roland Müller, Marcel Lenz und Julien Rybacki gleich fünf junge Spieler, die in Zukunft noch wichtig werden können.
Zukunftsweisend wird auch die kommende Woche sein. Am Mittwoch gastiert der MSV bei den Münchener „Löwen“ und kann einen weiteren Sprung Richtung Klassenerhalt machen. Ende der Woche steht nach RS-Informationen dann die Entscheidung an, ob der Vertrag mit der Hellmich-Marketing aufgelöst wird (RS berichtete). Seit zehn Jahren ist Marc Hellmich, Filius des Bauunternehmers und ehemaligen Klubchefs Walter Hellmich, für die Sponsoreneinnahmen des MSV zuständig.
Anti-Hellmich-Stimmung macht Marc mürbe Duisburgs jetziger Vereinsboss Andreas Rüttgers will sich die 20 Prozent Provision bei den Sponsoren sowie die zehnprozentige Beteiligung an den TV-Einnahmen sparen und die Marketingrechte in Eigenregie verwalten. Auch wenn der Kontrakt noch nicht aufgelöst ist, stellt Geschäftsführer Roland Kentsch fest: „Marc Hellmich verhält sich in den Gesprächen sehr kooperativ. Es könnte alles sehr schnell gehen.“ Warum Hellmich den bis 2017 datierten Vertrag am Saisonende abgeben will, ist klar: Seit Jahren wird Stimmung gegen die Familie Hellmich gemacht. Ein Umstand, der ihn mürbe macht.
Für den MSV heißt das: Sportlich wie finanziell kann nun also das Feld von hinten aufgerollt werden.