Der Schweizer galt als Prototyp des unangepassten Profis, der auch mal unbequem werden konnte, wenn ihm Dinge gegen den Strich gingen - sei es in der Öffentlichkeit oder auch klubintern. Die Medien beschrieben den 30-Jährigen deshalb als „schwierig“ und „launisch“.
Bei den Teamkollegen genoss er dagegen höchsten Respekt, weil er bei aller Kritik stets fair blieb. Einen Nachfolger braucht der BVB deshalb nicht nur für den Sturm, sondern auch für die teaminterne Hierarchie, der ein Fixpunkt abhanden gekommen ist.
„Wo eine Lücke entsteht, können neue Leute hineinstoßen“, hatte BVB-Coach Jürgen Klopp seine Mannschaft deshalb in die Pflicht genommen, eine hierarchische Neuordnung anzustreben. Bei der Besetzung des Mannschaftsrats griff der 42-Jährige seiner Truppe allerdings helfend unter die Arme.
Der Ex-Mainzer ließ den durch den Frei-Abgang unbesetzten vierten Platz im Rat nicht - wie sonst gewohnt - von den schwarz-gelben Kickern wählen, sondern bestimmte überraschend Nuri Sahin und nicht den favorisierten Patrick Owomoyela als Nachrücker.
Neben den deutlich älteren Kollegen Tamas Hajnal, Roman Weidenfeller und Sebastian Kehl soll der 20-Jährige der Jugend im BVB-Kader eine Stimme geben und ihre Positionen vertreten. „Ich denke, dass die Entscheidung von Jürgen Klopp genau diesen Hintergrund hat“, bestätigt der türkische Nationalspieler diese Vermutung und bekräftigt: „Für mich ist das eine große Anerkennung, die mich ziemlich überrascht hat. Aber ich freue mich natürlich sehr darüber.“
Für Sahin, den jüngsten Bundesliga-Debütanten aller Zeiten, ist die Ernennung in den Mannschaftsrat ein weiterer, großer Schritt auf der Hierarchie-Leiter bei der Borussia. Sportlich hatte sich der Ur-Dortmunder, dem vor der letzten Saison von nahezu allen Experten nur geringe Chancen auf Spielzeit zugeschrieben wurden, dank einer starken Rückrunde bereits seinen festen Platz im Team erarbeitet. Es folgten die Vertragsverlängerung bis zum Jahr 2013 und der Erhalt der in Dortmund fast schon legendären Rückennummer „8“.
Die neue Verantwortung, der sich der noch immer erst 20-Jährige fortan stellen muss, nimmt Sahin gelassen entgegen. Das Selbstvertrauen, das 2007 nach seiner Abschiebung zu Feyenoord Rotterdam so gelitten hatte, ist mittlerweile zum Riesentalent zurückgekehrt. „Ich war schon immer jemand, der auf dem Feld Verantwortung übernommen hat“, betont Sahin deshalb so unaufgeregt wie bodenständig: „Ich werde mich auch jetzt nicht ändern, sondern der gleiche bleiben, der ich immer war.“ Der Erfolg gibt ihm Recht.