Mittlerweile ist es der Slowake leid, dies ständig zu kommentieren. Im Hotel Säntispark spricht er Klartext: „Ich habe seit einiger Zeit einen neuen Berater, der hat von mir den Auftrag bekommen, mich mit keinen Gerüchten, lockeren Anfragen oder sonstigem zu behelligen. Lediglich wenn es ein ganz konkretes Angebot gibt, kann er mich anrufen. Alles andere und ein „vielleicht“ interessiert mich nicht.“ Und dann fügt er energisch hinzu: „Meine Konzentration gilt ausschließlich dem Verein und meiner Familie.“ Und in der Hoffnung, dass das ganze Gerede irgendwann einmal einschläft, sagt er unmissverständlich: „Ich sitze nicht am Telefon und warte auf ein Angebot.“
Auch wenn nach gut zwei Wochen Training die Müdigkeit bei Sestak überwiegt, so wirkt er abseits des Fußballfeldes total locker und optimistisch: „Momentan ist alles okay. Ich freue mich auf die Rückkehr nach Bochum, auf die beiden Testspiele gegen Piräus sowie Trabzonspor und auf den Saisonstart.“ Der Slowene lässt keine Zweifel aufkommen, dass die Mannschaft auch einmal eine konstante Saison spielen kann: „Wir haben ein sehr großes Potenzial und wenn wir uns an die Vorgaben des Trainers halten, dann können wir durchaus mehr als 40 Punkte holen.“
Nachdem der Angreifer ausgerechnet beim Saisonfinale wegen einer Leisten-OP passen musste, ist er momentan schon in Topform. Marcel Koller: „Stani ist richtig gut drauf. Wenn er das Niveau hält, spielt er eine prima Saison.“ Alles – fast alles - ist momentan beim Slowaken perfekt. Mit Ausnahme des Gipfelsturms auf den Säntis.
Stanislav Sestak erholt sich von seiner Bergtour (Foto: VfL Bochum).
Was den Teamkollegen einen enormen Spaß bereitete, war für Sestak ein Höllentrip. Einen Tag nach der Rückkehr vom Berg verriet er: „Ich habe Höhenangst. Es war schon ein ganz komisches Gefühl. Ich schwöre, im Urlaub werde ich nie auf einen Berg klettern.“
Allerdings gestand er auch ein: „Das ganze Drumherum war prima. Wir haben in der Gruppe sehr gute Gespräche geführt, aber als ich wieder im Hotel war, war ich auch richtig erleichtert.“ Sestak ist voller guter Vorsätze. Zum einen will er eine sorgenfreie Saison mit dem VfL erleben, zum anderen möchte er sich mit der Slowakei für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr in Südafrika empfehlen. Sestak: „Momentan sind wir Tabellenführer, aber wir haben noch vier schwere Spiele.“
Sestak ist voller Zuversicht, dass sein drittes Jahr im VfL-Trikot sein bestes wird: „Im zweiten Jahr ist es für einen Stürmer immer besonders schwierig, da bist du am Scheideweg. Ich denke, ich habe mich da durchgebissen, jetzt geht es weiter aufwärts.“ Und da sich auch seine Familie in Bochum wohlfühlt („Die Stadt hat eine hohe Lebensqualität“), steht einer erfolgreichen Saison eigentlich nichts im Wege. In den ersten Tests lief es schon rund – drei Tore, eine Vorlage und ein Lattenknaller – Sestak knipst wieder und ist derzeit Bochums bester Angreifer.