Zumindest einer Sache bleibt sich die SG Wattenscheid 09 in dieser Oberliga-Spielzeit treu: Der Traditionsklub durchlebt ein ständiges Auf und Ab. Inzwischen sind 21 Partien absolviert, die höchste Siegesserie seit Saisonstart liegt bei exakt zwei Spielen. Die SGW kommt einfach nicht ins Rollen und wird nach kurzen Erfolgswellen sofort wieder ausgebremst.
Der Trend hielt auch am Mittwochabend im Nachholspiel beim Regionalliga-Absteiger SV Lippstadt 08 an. Trotz eines gewonnenen Spiels im Rücken unterlag „Nullneun“ den Ostwestfalen mit 0:1 (0:1). Noch bitterer: Wie so oft präsentierten sich die Gäste als die insgesamt bessere Mannschaft, verpassten es aber erneut, sich für den hohen Aufwand mit Zählbarem zu belohnen.
Der Wattenscheider Matchplan sei „fast aufgegangen“, erzählte Cheftrainer Christopher Pache. Was sich zunächst komisch anhört, stimmt. Obwohl das Endergebnis eine andere Sprache spricht, ist der SGW-Elf viel von dem gelungen, was sie sich vorgenommen hat: „Wir wollten die individuelle Klasse von Lippstadt, gerade im Offensivbereich, vorzeitig killen und haben den Gegner früh unter Druck gesetzt, sodass sie selten in orientierte Phasen kommen“, so der Coach.
Mit 1:0 in Führung gingen die Gastgeber auch nur durch einen Sonntagsschuss. Etwa 22 Meter vor dem Tor nahm sich Angreifer Maximilian Franke ein Herz und jagte das Leder per Volley-Schuss mit dem linken Fuß in den Knick (22.). „Unglücklich. Da hatten wir keinen Zugriff im Zentrum. Es fehlte die Abstimmung. Der zweite Ball fiel dem Gegner genau vor die Füße. Das war für mich fast der einzige Torschuss, den Lippstadt über 90 Minuten hatte“, ärgerte sich Pache.
SV Lippstadt: Beermann - Dören, Temin, Buckesfeld, Meier - Kohl (71. Böll), Dere (62. Coskun), Ufuk - Kaiser, Franke, Neugebauer (74. Köhler)
SG Wattenscheid 09: Mroß - Kaminski, Kacmaz, Gabriel, Sarli - Renke (63. Seltana), Tunga - El Mansoury (63. Sindermann), Duran (83. Kouonang), Lewicki (83. Loheider) - Nnaji (71. Habitz)
Schiedsrichter: Inan Bulut
Tore: Franke (22.)
Zuschauer: 440
Die dickste Möglichkeit zum Ausgleich hatte Deniz Duran auf dem Fuß. Der Stürmer traf aus kürzester Distanz allerdings nur den Außenpfosten (45.). Auch nach dem Kabinengang marschierten und bissen sich die Gäste durch die Duelle. Dennoch blieb der Lucky Punch aus. An der Einstellung hatte Pache absolut nichts auszusetzen, hob explizit die Bereitschaft hervor. Dafür vermisste der 37-Jährige die einfachen Lösungen im spielerischen Bereich: „In manchen Situationen sind wir leider zu unclever gewesen. Wir kamen zu selten in die Box, haben zu oft klein-klein gespielt.“
An den vergangenen Spieltagen musste der gebürtige Bochumer vermehrt auf krankheitsbedingte Ausfälle – oft auch Schlüsselspieler – oder Sperren reagieren und seine Startelf immer wieder umbauen. Auch gegen den SVL brachen mit Berkan Firat und Nico Buckmaier zwei Stammkräfte im Mittelfeld weg. Sicherlich einer der Gründe dafür, warum es den Schwarz-Weißen derzeit einfach nicht gelingt, in Schwung zu kommen und das Tempo mal über Wochen halten zu können.
Selbst von Lippstadt-Trainer Felix Bechtold gab es Lob: „Eine schwierige Aufgabe, die wir gemeistert haben. Wattenscheid ist eine extrem gute Mannschaft. Sie haben agile und spritzige Fußballer mit einer brutalen Mentalität, geben sich nie auf. Unsere Offensive, die in den letzten Wochen für Spektakel sorgen konnte, hat sich die Zähne ausgebissen. In solchen Begegnungen muss man es einfach über die Linie drücken.“
Lange erholen können sich beide Mannschaft von dem Abnutzungskampf aber nicht. Am Sonntag empfängt die SG Wattenscheid 09 bei der langersehnten Rückkehr ins Lohrheidestadion die Sportfreunde Siegen (9. März, 15 Uhr). Zeitgleich ist der SV Lippstadt im Ostwestfalen-Duell beim SC Verl II gefragt.