Das war für alle Schalker, die nicht unbedingt Sympathie für den Klub aus der Hauptstadt empfinden, die gute Nachricht am vorletzten Spieltag der Fußball-Bundesliga. Weil die Königsblauen beim 0:0 in Berlin einen für sie wertlosen Punkte wegschnappten, blieb es bei einem der Überraschungsteams dieser Saison dabei, sich von über 74.000 Zuschauern im einmal mehr ausverkauften Olympiastadion für ein tolles gemeinsames Jahr zu bedanken.
„Wir haben vorher gesagt, dass wir hier etwas mitnehmen wollen, da die drei vorherigen Partien nicht so positiv für uns waren“, gefiel sich Mike Büskens zwar nicht in der Rolle des Spielverderbers. Aber der S04-Interimscoach wollte sich schließlich nicht dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung aussetzen. „Das ist uns gelungen. Ich denke, wir haben das Geschehen über weite Strecken kontrolliert, auch wenn wir der Hertha einige Chancen zugestehen mussten.“
Berlin ist wieder eins mit seiner Hertha. Das hat lange gedauert, es war ein schmerzlicher Prozess. Da am kommenden Samstag der Zweite Bayern gegen den Dritten Stuttgart antreten muss, haben es die Hauptstädter selbst in der Hand, im nächsten Jahr die besten Gegner der Welt in ihrem Olympiastadion begrüßen zu dürfen. „Klar, dass wir enttäuscht sind, denn wir wollten die drei Punkte. Wir hatten mehr Chancen als Schalke, haben sie aber nicht gemacht. Bisher war es oft anders herum, nämlich dass der Gegner mehr Möglichkeiten hatte, wir aber getroffen haben“, analysierte Lucien Favre.
Der Schweizer, der für den Berliner Aufschwung in erster Linie verantwortlich gemacht wird, mag sich aber nicht länger mit dem verpassten ganz großen Wurf aufhalten. „Am Ende müssen wir optimistisch sein, denn wir haben noch die Gelegenheit, die Champions League zu erreichen. Wenn wir in Karlsruhe gewinnen, können wir noch Platz zwei oder drei schaffen“, sagte Herthas Coach. Der KSC ist aber nach dem Sieg in Bremen auch noch da und wird alles dafür geben, den Klassenerhalt noch zu schaffen. Meister aber wird Wolfsburg, das ist für mich zu 99 Prozent klar“, glaubt Favre an den Triumph von Felix Magath.
Favre findet es „super, dass wir so ein spannendes Rennen um den Titel hatten, das ist für die Bundesliga sehr gut. Wir werden im nächsten Jahr einen neuen Anlauf starten, ganz oben mitzuspielen, auch wenn es ganz schwer wird, so eine tolle Saison zu bestätigen“, erklärte Favre.
Das würden die Schalker auch gerne von sich behaupten, doch am nächsten Samstag geht es in der Veltins-Arena gegen 1899 Hoffenheim nur noch um die „Goldene Ananas“.
Bei einem Sieg über den Aufsteiger würde am Ende Platz sieben zu Buche stehen, doch das ist im Grunde egal. Die teuer verstärkte und mit großen Hoffnungen in die Saison gestartete Truppe hat auf allen Ebenen versagt. Und 90 Minuten vor dem letzten Abpfiff einer durch und durch verkorksten Runde hat sogar der Nachbar Borussia Dortmund acht Punkte Vorsprung auf Schalke. Das Kräfteverhältnis im Ruhrpott hat sich verschoben, nachdem Königsblau Schwarz-Gelb in den vergangenen fünf Jahren als Nummer eins im Revier abgelöst hatte.
In gut einem Monat wird Magath antreten, nicht nur an dieser Schraube kräftig zu drehen. Wenn der 55-jährige Fußballlehrer voraussichtlich als neuer Deutscher Meister nach Gelsenkirchen kommt, wird er fast alles auf den Kopf stellen müssen, was für den Niedergang des stolzen Traditionsklubs verantwortlich war. Die Mannschaft wird dann ein neues Gesicht haben, so viel steht fest.