Spätestens nach der peinlichen Vorstellung am Donnerstag beim 0:2 im UEFA-Cup gegen Manchester City entzündet sich der Zorn der S04-Fans an seiner Person. Der 45-Jährige gibt zu, dass er nach den "Müller-raus"-Rufen wenig geschlafen habe, er aber um seinen Job im Verein kämpfen werde. "Es geht doch nicht um mich, sondern um Schalke 04", nimmt Müller die Anfeindungen weder persönlich, noch sehe er es an der Zeit, selbst Konsequenzen aus der jüngsten sportlichen Krise zu ziehen.
Die offene Kritik an seiner Einkaufspolitik der letzten Jahre hat er angenommen, auch wenn ihm das Winken der Zuschauer mit Geldscheinen nicht wirklich gefallen hat. "Der Frust bei den Fans ist groß. Sie sehen, dass da eine stark besetzte Mannschaft auf dem Platz ist, in der jeder einzelne Spieler gutes Geld verdient. Es ist zwar nicht schön, so etwas zu sehen und vielleicht auch eine Frage des Geschmacks, aber die Fans hatten Recht, sauer zu sein", wählt Müller diplomatische Worte, um es sich mit den Treuen auf der Tribüne nicht vollends zu verscherzen.
In dieser Phase tut es ihm sicher gut, dass Fred Rutten ihn ein wenig aus der Schusslinie nimmt und die Niederlage gegen die Briten auf seine Kappe nimmt. "Ich bin verantwortlich für die Mannschaft", betont der Coach, der eigentlich für den Beginn einer neuen Erfolgsstory in Gelsenkirchen eingekauft wurde. Rutten ist schlau genug, um registriert zu haben, dass nicht er in der Kritik steht, sondern eben der, der ihn geholt hat.
Dass seine Zwischenbilanz nach nunmehr fünfmonatiger Amtszeit mit Platz sieben in der Bundesliga, dem Scheitern in der Qualifikation zur Champions League und dem drohenden Aus im UEFA-Cup katastrophal ist, mag der Holländer nicht beschönigen. Er scheint vielmehr ein unerschütterlicher Optimist zu sein, der davon ausgeht, dass es schlimmer als momentan nicht mehr kommen kann. "Ich habe mit dieser Mannschaft noch nicht erlebt, dass wir nach einem Rückstand nicht für einen Sieg gekämpft haben", hebt Rutten an, um Konsequenzen aus dieser absolut enttäuschenden Vorstellung einzufordern. "Das muss eine Ausnahme bleiben. Wir sind aber noch in allen drei Wettbewerben dabei und müssen es in Stuttgart und Enschede besser machen als gegen Manchester."
Doch selbst Erfolge in den verbleibenden vier Partien bis zur Winterpause könnten nicht übertünchen, dass die Schalker Mannschaft offensichtlich nicht richtig zusammengestellt ist. Müller mag trotzdem an dem von ihm eingekauften Personal festhalten. "Ich bin nicht der Meinung, dass wir mit diesem Kader nicht erfolgreich sein können. Und es ist auch nicht so, dass wir in den vergangenen Jahren mit unter anderem zwei zweiten Plätzen in der Bundesliga sowie mit dem Erreichen des Viertelfinals in der Champions League nicht erfolgreich waren", bemerkt der 45-Jährige. "Jetzt haben wir noch vier wichtige Aufgaben vor der Brust. Daher ist es noch kein Thema, an Verstärkungen in der Winterpause zu denken."
Dass er im Januar noch über die zweifelsohne notwendigen Korrekturen am Kader zu entscheiden hat, daran ist trotz der momentanen Unruhe im Verein auch aufgrund mangelnder Alternativen kaum zu zweifeln.