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RS-Kommentar: Fußballer und ihr Hang zur Selbstüberschätzung
Kuranyi und sein großes Herz

Kevin Kuranyi hofft, dass er seine persönliche Enttäuschung schnell verarbeitet (Foto: firo).
Kevin Kuranyi hofft, dass er seine persönliche Enttäuschung schnell verarbeitet (Foto: firo).
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Jeder Trainer im Amateurfußball hat diese Situation schon mindestens einmal erlebt.

Er hat einen Spieler, der meint gut drauf zu sein, nicht aufgestellt und sieht von dem nur noch die Hacken - die spontane Abmeldung vom Verein nicht selten inbegriffen. In den unteren Ligen fällt das nicht weiter auf, das Lokalblatt oder der RevierSport bringen eine Notiz und dann ist auch gut.

Bei einem Star wie Kevin Kuranyi ist das ein wenig anders. Nach seiner Flucht vom Länderspiel in Dortmund gegen Russland wurde die weltweite Finanzkrise ein Tag lang zur Nebensache. Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt. Der Mann, nach dem ganz Deutschland 24 Stunden lang gesucht hatte, ist wieder aufgetaucht. Kuranyi hat sich bei Joachim Löw entschuldigt und vor der versammelten Weltpresse seine Beweggründe für sein Abtauchen erklärt.

Leider ist der inzwischen 26-Jährige nicht zum ersten Mal mit einer Kurzschlussreaktion auffällig geworden. Nach dem Schalker Pokal-Aus vor zwei Jahren in Köln verschwand Kuranyi, nachdem er bereits zur Halbzeit ausgewechselt wurde. Damals hockte er im Mannschaftsbus, statt sich den Rest des Spiels gemeinsam mit seinen Teamkameraden auf der Ersatzbank anzusehen. Und Anfang dieses Jahres soll er vor Mirko Slomka ausgespuckt haben, nachdem dieser ihn beim glücklichen Champions-League-Triumph in Porto vorzeitig vom Feld nahm. Der Vorfall wurde seinerzeit heruntergespielt, vom vorsätzlichen Affront gegenüber dem Schalker Ex-Coach soll keine Rede gewesen sein.

Kuranyi ist ein emotionaler Mensch, Fred Rutten nennt das ein großes Herz. Manchmal ist es aber einfach angebracht, den Kopf einzuschalten, vor allem wenn man so unter Beobachtung steht wie er. Kuranyi neigt unter dem für viele Fußballer typischen Hang zur Selbstüberschätzung. Bevor er aus Stuttgart nach Schalke kam, hatte er ein großes Jahr, danach stagnierten seine Leistungen. Erschreckende Formkrisen wechselten sich mit gelegentlichen Hochphasen ab. Seinem eigenen Anspruch und der verklärenden Bewertung durch Manager Andreas Müller konnte er in über drei Jahren trotz der starken Trefferquote von 44 Toren in 82 Bundesligaspielen kaum gerecht werden.

Und es kommt auch nicht von ungefähr, dass die eigenen Fans ihn auspfeifen, denn vom Spielertypus bringt der Kämpfer Kuranyi alles mit, um auf Schalke neidlos anerkannt zu werden. Keiner hat etwas gegen ihn, auch nicht Jürgen Klinsmann und Löw das sollte er endlich kapieren - er ist eben nur nicht solch ein toller Fußballer, wie er es von sich selbst annimmt.

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