Aus dem erhofften Feiertag an der Cote d'Azur wurden dunkle Stunden für den 1. FC Köln - und das noch weit vor dem Anpfiff: Nach heftigen Krawallen vor dem geplanten Start des Spiels bei OGC Nizza befand sich am Donnerstagabend ein deutscher Fan in äußerst kritischem Zustand, mehrere Anhänger beider Seiten wurden verletzt. Der für 18.45 Uhr geplante Anpfiff des Spiels in der Conference League wurde um knapp eine Stunde verschoben.
„Wir sind fassungslos, wir wollten ein friedvolles Fußballfest feiern, alles war vorbereitet“, sagte Kölns Geschäftsführer Christian Keller bei RTL+. Er wisse nicht, ob das Wort „Chaoten“ ausreiche, „mir fallen nur Schimpfwörter dazu ein. Ich weiß nicht, was diese Leute hier verloren haben. Der Fußball leidet, OGC Nizza leidet und auch der 1. FC Köln.“
Die Gewalttaten ereigneten sich im Stadion, schon recht kurz nach den Vorfällen wandte sich FC-Kapitän Jonas Hector in einer Durchsage an die Fans. „Wir haben richtig Bock, das Spiel mit euch zu bestreiten“, sagte er, „wir wollen auch, dass das Spiel stattfindet. Aber wir müssen sagen, dass wir sowas nicht gutheißen.“
Der besonders schwer verletzte Fan war im Zuge der Ausschreitungen aus fünf Metern Höhe aus dem zweiten Rang gefallen, das berichtete AFP und zitierte dazu einen Offiziellen. Wie die Nachrichtenagentur weiter meldete, waren einige Hundert der mehr als 8000 mitgereisten Kölner Fans auf eine Tribüne der Heimfans vorgedrungen. Bei den Auseinandersetzungen wurden nach AFP-Informationen insgesamt elf Fans verletzt.
Laut Keller war die Informationslage allerdings undurchsichtiger: „Nach meinem Informationsstand, mit dem man sehr vorsichtig sein muss, sind zuerst Hooligans aus Nizza in unseren Fanblock eingedrungen.“ Zudem seien teilweise „Hooligans aus Paris“ als Kölner Fans verkleidet gewesen. Die beteiligten Kölner Fans nahm Keller ins Visier. „Man muss dafür sorgen, dass diese Leute nie, nie wieder ins Stadion kommen, zumindest nicht in unseres.“
Der Klub und auch die Fans hatten zuvor tagelang dem Start in die Gruppenphase der Conference League entgegengefiebert, für den FC war es die Rückkehr auf die europäische Bühne nach fünf Jahren. Etwa 8000 Fans hatten Tickets für die Begegnung, rund 12.000 waren mitgereist und zogen schon mittags lautstark, aber friedlich durch die Stadt - machten sich dabei aber nicht nur Freunde.
Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi twitterte am Nachmittag Bilder von Müllhaufen aus der Innenstadt, prangerte das „skandalöse Verhalten“ der Gästefans an und kündigte an, dem FC die Rechnung für die Reinigung und eventuelle Reparaturen zu schicken.