Was es ausmacht, über Stürmer zu verfügen, die auch tatsächlich Tore schießen, bekam der FC Schalke 04 am Sonntag bei Eintracht Frankfurt bitterböse zu spüren. Eine Stunde lang war es ein Duell auf Augenhöhe, dann schlugen die Frankfurter in Person von Luka Jovic zweimal zu, Sébastien Heller erhöhte sogar noch auf 3:0.
Luka Jovic führt die Bundesliga-Torjägerliste nach elf Spieltagen an, seine Tore gegen Schalke waren bereits Nummer acht und neun. Sébastien Haller hat schon achtmal getroffen. Ante Rebic, der das derzeit wohl stärkste Sturmtrio der Liga komplettiert, gegen Schalke ebenfalls ein starkes Spiel machte und das 1:0 klasse vorbereitete, hat immerhin schon vier Tore erzielt. Somit sind Jovic, Haller und Rebic für 21 der insgesamt 26 Tore von Eintracht Frankfurt verantwortlich. Eine phänomenale Quote.
1967/68 war S04 noch harmloser
Beim FC Schalke 04 ist in der Offensive hingegen Flaute angesagt. In der Commerzbank-Arena stand wieder einmal die Null. Und das bereits zum sechsten Mal im elften Ligaspiel. Mit nur acht erzielten Toren stellen die Königsblauen gemeinsam mit Schlusslicht VfB Stuttgart die harmloseste Offensive der Liga. Nur in der Saison 1967/68, also vor über 50 Jahren, waren die Schalker noch harmloser, als sie in den ersten elf Partien nur sieben Tore erzielten.
Ausgerechnet jetzt fallen auch noch Mark Uth und Breel Embolo aus (Bericht dazu im überregionalen Sport). Uth zog sich in Frankfurt eine Muskelverletzung zu und wird lange fehlen. Nach anfänglich schwachen Leistungen war der deutsche Nationalspieler zumindest in den vergangenen Partien ein Lichtblick.
In Frankfurt sollte es neben Guido Burgstaller (bislang ein Tor in der Bundesliga) Breel Embolo (2 Tore) richten. Der 21-jährige Schweizer wurde zur tragischen Figur. Als er beim Stand von 0:0 nach einer Stunde alleine auf Frankfurts Keeper Kevin Trapp zulief, vergab er die Riesenchance zur Führung. Im Gegenzug traf Luka Jovic – der Anfang vom Ende für Schalke.
Embolo spürte eine Berührung des Frankfurters David Abraham, stand nach kurzem Kniefall aber schnell auf und machte weiter. Trainer Domenico Tedesco sagte: „Da muss er sich fallen lassen, Fairness hin oder her. Es wäre ja auch keine Simulation gewesen.“ Irgendwie ein Spiegelbild der Saison – Schalke ist zu brav, zu harmlos. Seit Montag ist außerdem klar: Embolo wird Schalke wegen eines Bruchs des linken Mittelfußknochens vorerst fehlen. Kein Torschuss von Burgstaller
Guido Burgstaller hatte in 90 Minuten nur 28 Ballkontakte und gab nicht einen einzigen Torschuss ab. Entsprechend bedient war der 29-Jährige nach dem Spiel. Die Kapuze seiner Trainingsjacke hatte er ins Gesicht gezogen, als er sagte: „Wir schieben einfach zu langsam nach. Als Mannschaft sind wir nach langen Bällen zu wenig gierig, 20-Meter-Sprints zu setzen, um früh in der Box zu sein. Wir müssen da präsenter sein, sonst ist es zu einfach, gegen uns zu verteidigen.“
Schalkes Publikumsliebling, der vor einer Woche beim 2:0-Heimsieg in der Champions League gegen Galatasaray Istanbul mit einem tollen Tor früh zur Führung getroffen hatte, will aber nicht allein sich und seine Stürmerkollegen dafür verantwortlich machen, dass es in der Offensive hakt. „Es sind zu wenige Spieler, die torhungrig sind“, sagt Burgstaller. „Das war in Frankfurt eindeutig zu wenig von der Mannschaft – und nicht nur von uns Offensivspielern.“
Autor: Christoph Winkel