61 Minuten Anlaufzeit waren nötig, bis die von Emotionalität, Nickeligkeiten und Spektakel geprägte Partie zwischen dem 1. FC Bocholt und dem MSV Duisburg mit sechs Toren so richtig an Fahrt aufgenommen hatte. Nach dem 4:2-Erfolg der Zebras war klar: Die Mannschaft von Dietmar Hirsch steht wieder an der Tabellenspitze.
Nicht nur für den Trainer war es eine emotionale Rückkehr an die alte Wirkungsstätte, auch für Malek Fakhro hätte das Wiedersehen mit den alten Kollegen nicht besser laufen können.
Nach der Vorlage für Alexander Hahns 1:0 stand der Stürmer nach einer Flanke von Can Coskun am ersten Pfosten vor dem 2:1 genau da, wo er stehen muss und köpfte zum dritten Saisontor ein. Der wuchtige Angreifer bewies, warum er aktuell einen besseren Stand hat als Gerrit Wegkamp.
Den Jubel konnte Fakhro nicht ganz zurückhalten. Während der frühere Bocholter im Vorbeigehen noch ein freundschaftliches Küsschen seines Kapitäns mitnahm, musste auch Patrick Sussek nach den Feierlichkeiten mit den mitgereisten Fans das wilde Spiel am Hünting erst einmal verarbeiten. Der Linksaußen beendete seine fast zweimonatige Torflaute mit der allerletzten Aktion - einem erfolgreichen Lauf aufs leere Tor zum 4:2-Endstand.
„Das Empty Goal kennt man sonst nur vom Eishockey“, scherzte der 24-Jährige. „Ich musste konzentriert bleiben, um den Ball nicht zu vergessen oder zu früh zu jubeln. Deswegen habe ich mich noch fünfmal umgedreht und bin bis kurz vor die Linie gelaufen, weil ich nicht auf irgendwelchen Seiten landen wollte, wenn ich das Tor nicht gemacht hätte.“
Sussek beseitigte für die Meidericher die letzten Zweifel, den Weg zum Sieg aber ebnete ein anderer. Mert Göckan wurde zwei Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit mit seinem Premierentor zum 3:2 nach Vorlage von Jonas Michelbrink zum Spielentscheider. Der 23-jährige Neuzugang aus Wuppertal hat den Zweikampf auf der Linksverteidigerposition gegen Coskun verloren und kommt bisher nur auf sechs Einwechslungen.
Lob gab es auch vom Trainer, Göckan zeigte sich abgeklärt und äußerte sich nach Abpfiff auch über seinen Stand im Team. „Ich hatte schon viele Mitspieler in meiner noch jungen Karriere, von denen ich viel lernen konnte. Deshalb würde ich mich als reifen Spieler bezeichnen. Natürlich will man mehr spielen. Es wäre falsch, zufrieden zu sein. Aber ich habe meine Chance ein bisschen genutzt und gebe weiter Gas im Training. Den Rest entscheidet der Trainer.“
Eines hat der MSV durch die Tore von Sussek und Göckan erneut bewiesen: In der Schlussphase ist mit den Zebras in dieser Saison weiter zu rechnen.