War das ein Jubel in Stuttgart, als Hannes Wolf, ein junger Trainer aus dem Ruhrgebiet mit Erfolgsnachweisen im Nachwuchs von Borussia Dortmund, den VfB im Mai 2017 zum Wiederaufstieg in die Bundesliga führte. Wolf wurde geachtet, war beliebt, galt nicht nur als Mann der Gegenwart, sondern auch als Mann der Zukunft. Gute Voraussetzungen also für eine langfristige Zusammenarbeit. Im Juli 2017 wurde sein Vertrag bis 2019 verlängert. Im Januar 2018 aber, der VfB war Vierzehnter, war es dann schon wieder vorbei mit dem Vertrauen.
Für Hannes Wolf kam Tayfun Korkut. Viele Fans empfingen ihn mit Skepsis und Missmut. Doch Korkut hievte den VfB noch auf Platz sieben. Zum Saisonende schien es so, als hätte Stuttgart doch den Richtigen gefunden.
Nun aber hat auch Korkut seinen Arbeitsplatz verloren, nach nur neun Monaten. Alles wie immer also bei den Schwaben. Seit 2010 hat der VfB Stuttgart elf Trainer verschlissen – von Bruno Labbadia über Huub Stevens und Armin Veh bis hin zu Tayfun Korkut.
Markus Weinzierl, der nächste, sollte also wissen, worauf er sich da einlässt. 2007 konnte der VfB noch recht überraschend Deutscher Meister werden, ein solcher Erfolg verändert die Erwartungshaltung im Umfeld, aber auch in der Führung auf Jahre hinaus. Dieser Verein ist einer der ewig Ungeduldigen. Bei denen die Qualität oft nicht mit den eigenen Ansprüchen mithält. Und das nicht nur auf sportlicher Ebene.
Für Markus Weinzierl wird der Job doppelt schwer. In diesem unruhigen Umfeld muss er selbst nämlich erst noch zeigen, dass er auch außerhalb von Biotopen wie Regensburg und Augsburg erfolgreich arbeiten kann, dass er auch in schwierigen Zeiten kommunikativ und kreativ sein kann. Dass er krisenfest ist. In seinem Jahr auf Schalke, das mit fünf Niederlagen in Serie begann und auf Platz zehn endete, ist er diesen Nachweis schuldig geblieben.
Autor: Peter Müller