So gab es unter den 18.615 Zuschauern überwiegend lange Gesichter, obwohl Hans Meyer süffisant feststellte: "Für den neutralen Zuschauer war das heute eine feine Sache." Aber letztlich musste der Nürnberger Trainer zugeben: "Ich glaube, dass wir mit Ergebnis und Spiel leben können."
Natürlich war es nicht zu übersehen, dass der Club in den ersten 35 Minuten das gefälligere Spiel zeigte und durch Kristiansens Kopfball (24.), der am glänzend parierenden Lastuvka scheiterte, auch die klarste Chance hatte. Dch das erste Tor der Gäste war quasi eine Verkettung unglücklichster Momente, die in der Offensive durch einen Ilicevic-Fehlpass eingeleitet wurden und mit dem 0:1 durch Kluge endeten. Um so wichtiger, dass Sestak Bochums Sturmflaute (drei Spiele ohne Treffer) beendete und schon vor der Pause zum Ausgleich traf.
Marcel Koller muss in der Halbzeit offensichtlich die richtigen Worte gefunden haben, denn in Abschnitt zwei legte der VfL endlich seine Zurückhaltung ab und plötzlich waren lange vermisste Kombinationen wieder deutlich sichtbar. So hätte Tommy Bechmann nach einer knappen Stunde, als er an Blazek scheiterte, das 2:1 erzielen müssen. Stattdessen düpierte Kluge quasi im Gegenzug Bönig, Yahia und Lastuvka und traf zum 1:2. Doch Marcin Mienciel, bis dato meist isoliert, antwortete postwendend mit dem Ausgleich. Und als Sestak nur vier Minuten später zum 3:2 traf, glich das rewirpowerStadion endlich wieder einem Tollhaus.
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Schoss sich aus dem "Tief", wie es VfL-Trainer Marcel Koller nannte: Stanislav Sestak
Der Sieg schien relativ sicher, doch eine Kopfballstaffette der Nürnberger mit zwei Spielern im Abseits und Misimovic-Abschluss beendeten die Hoffnungen auf den dritten Saisonsieg. Marcel Koller: "Wir hätten gerne zwei Punkte mehr mitgenommen. Aber nach der 3:2-Führung fehlte uns das Glück, um das vierte Tor zu erzielen." Dabei mag der Schweizer an die Großchance gedacht haben, die Marcel Maltritz (68.) nach einem Ilicevic-Freistoß vergab. Koller: "Endlich hat diese einstudierte Szene mal geklappt - und dann vergeben wir sie."
Natürlich hatte der Trainer auch Dinge gesehen, die ihm nicht gefallen haben: "Wir haben in der ersten Halbzeit Probleme gehabt, ins Spiel zu kommen. Wir hatten da oftmals in der Offensive nicht die richtige Lösung parat." Aber im zweiten Abschnitt konnte der Trainer auch manches registrieren, das einem vor der näheren Zukunft nicht bange werden lässt. Koller: "Die Moral war richtig gut."
Manchmal scheinen es nur Kleinigkeiten zu sein, die einen Spieler wieder auf den Erfolgspfad zurück bringen. Ein Beispiel gab der Trainer auf der Pressekonferenz zum Besten. Stanislav Sestak, in den letzten Spielen völlig von der Rolle, blühte mit seinem Treffer vor der Pause regelrecht auf und erzielte seinen ersten "Doppelpack". Koller verriet: "Ich habe ihm am Freitag Abend sein Bewerbungsvideo, das ich damals bekommen habe, vorgeführt und ihm gesagt: Mach' es doch einfach so wie früher. Jetzt können die Journalisten schreiben, dass er aus der Krise ist. Ich als Trainer bevorzuge natürlich: Er hat sich aus seinem Tief geschossen."