Und dann verrät er: "Im Herzen bin ich immer Kameruner. Von der Lebensart her Grieche, an Frankreich liebe ich die Sprache." Und was ist mit Deutschland? Epalle: "Ich hatte noch nicht die Zeit, um mir ein Urteil zu erlauben. Spontan fällt mir zu Deutschland die Pünktlichkeit ein."
Gestern, als er mit seinen Teamkollegen gegen Galatasaray Istanbul kickte, hätte er eigentlich in Kamerun sein sollen. Dort nämlich feierte sein Vorbild, Afrikas lebende Fußballlegende Roger Milla, Hochzeit. Epalle: "Ich war eingeladen, aber so etwas geht natürlich in der Saisonvorbereitung nicht." Von Roger Milla übrigens hat er gelernt, wie man sich als Fußballer gegenüber seinen Anhängern verhält. "Ich war auch mal ein kleiner Junge, habe mit großen Augen zu Milla aufgeschaut. Der hatte auch immer Zeit für die Kinder. Das habe ich mir zu Herzen genommen."
Musste für das Testspiel gegen Galatasaray die Hochzeit von Freund Roger Milla platzen lassen: Joel Epalle. (Foto: firo)
Die Epalles haben den Wechsel von Griechenland nach Bochum nicht bereut: "Es ist doch eine tolle Sache, in der Bundesliga zu spielen." Mit 16 Jahren stieg er ins Profigeschäft ein, erinnert sich noch an seine erste Monatsgage: "Ich habe in Kamerun bei einem Werksklub, der in der ersten Liga gespielt hat, 300 Euro bekommen. Das war ein Vermögen." Heute sind bei seinem Gehalt ein paar Nullen hinzu gekommen, aber geändert hat sich Joel Epalle eigentlich nicht. Noch immer sieht man ihm die Freude und Unbekümmertheit an, ist erst ein Ball in der Nähe. "Das macht noch so viel Spaß wie am ersten Tag."
Eine Freude, die demnächst auch wieder der Nationalmannschaft von Kamerun zugute kommen soll. Joel Epalle: "Ich habe mit dem neuen Sportminister gesprochen. Der hat mir gesagt, dass sie mich noch brauchen. Er will alles versuchen, um mich zurück zu holen." So ist es gut möglich, dass Joel Epalle seinen 38 A-Länderspielen noch weitere hinzufügt. Dann aber wohl schon mit einer doppelten Staatsbürgerschaft. Denn neben dem Kameruner Pass soll er in den nächsten Wochen auch mit griechischen "Papieren" ausgestattet werden.Inzwischen hat er auch seine Goldmedaille von den Olympischen Spielen mit nach Bochum gebracht. Schließlich ist sie eine der größten Auszeichnungen für einen Sportler. Epalle: "Das ist schon etwas ganz Besonderes, da kann ich immer wieder drauf schauen."
Nach der erfolgreichen letzten Saison hofft Joel Epalle auf eine Fortsetzung und weiß natürlich, dass er mehr noch als zuvor in die Verantwortung rückt: "Ich weiß, dass in der Offensive auf mich noch mehr zu kommt. Aber ich kann mit diesem Druck leben. Schließlich war das bei Herakles als Kapitän nicht anders." Während seine Kinder die französische Schule in Düsseldorf besuchen, sitzt der Papa schon mal in einem der zahlreichen Cafes rund um das Bermuda-Dreieck oder sucht eines seiner bevorzugten griechischen oder italienischen Restaurants auf. Joel Epalle: "Ich hatte zahlreiche Angebote. Aber wie Stefan Kuntz und Cristos Orkas mich besucht haben und mit meiner Familie umgegangen sind, da stand mein Entschluss schnell fest: Ich gehe nach Bochum!"
Nun blickt er nach vorne und bittet die Fans:"Es hilft jetzt nichts mehr, den Abgängen nachzutrauern. Wir müssen nach vorne schauen und den neuen Spielern den Rücken stärken."