Sportvorstand Stefan Kuntz hatte schon am Vormittag des Spiels hellseherische Fähigkeiten bewiesen, als er am Rande des A-Junioren-Spiels Amateur-Geschäftsführer Dieter Nickel versicherte: "Epalle trifft heute."
Als der Kameruner dann mit einem doppelten Salto sein Tor feierte, spürte jeder auf der Tribüne, welcher Stein ihm da vom Herzen gefallen war. Trainer Marcel Koller: "Ich hatte in der letzten Woche noch lange mit ihm geredet und ihm Mut gemacht, weil ich merkte, dass er sich allzu sehr unter Druck setzt. Umso glücklicher bin ich, dass der Knoten jetzt geplatzt ist." Der Schweizer sieht die Entwicklung des Angreifers sehr positiv: "Ende Januar hätte er so ein Tempo noch nicht spielen können. Von Woche zu Woche wird er stärker." Schneller als erwartet hat sich der Olympiasieger von Sydney an die neue Umgebung, an das höhere Tempo und die neuen Belastungen im Training gewöhnt. Koller: "Er wird noch viel wertvoller, wenn er erst einmal eine komplette Vorbereitung mit uns absolviert hat."
Der Stürmer, den der VfL für 650.000 Euro Ablöse im Winter verpflichtete, dessen Vertrag auch für die Zweite Liga gilt, fühlt sich mit seiner Frau und den beiden Töchtern in seiner neuen Heimat pudelwohl. Höflich, aufgeschlossen und wissbegierig versucht er seine sprachlichen Probleme in den Griff zu bekommen. Epalle: "Richtig heimisch bist du erst, wenn du die Sprache des Landes sprichst." So hat er es in Griechenland gehandhabt, so ist es auch in Bochum. Täglich bringt seine Frau die Kinder zur französischen Schule nach Düsseldorf. Schließlich war sein Vater Lehrer an einem Gymnasium in Kamerun, deshalb weiß der Angreifer genau, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig zu bilden. Dabei freut er sich, dass er vom Club dabei jegliche Unterstützung erhält. "Es ist leicht, sich in Bochum einzuleben."
Das möchte er auch in den nächsten Jahren: "Als ich den Vertrag unterschrieben habe, wollte ich das ohne Wenn und Aber tun. Bei mir gibt es keine Ausstiegsklausel. Ich erfülle meinen Kontrakt." Damit dies in der ersten Liga geschieht, will Epalle es nicht bei den zwei Saisontreffern belassen, auch wenn er betont: "Letztlich ist egal, wer die Tore schießt." Coach Koller ist erleichtert darüber, dass Epalle, der auch schon im Sommer auf seinem Wunschzettel stand, im Endspurt Gekas entlastet: "Es wird immer schwerer, die beiden zu kontrollieren. Das könnte ein entscheidender Vorteil sein."
Auch Kuntz ist überzeugt: "In den nächsten sieben Partien sehen wir den Salto noch öfter." Und als wollte der Neuzugang diese Worte unterstreichen, netzt er im Training immer wieder ein und das meist auf spektakuläre Art und Weise. Noch einmal Koller: "Wenn man als Ausländer in einem fremden Land Kapitän wird, dann ist das eine hohe Auszeichnung. Epalle ist das in Griechenland gelungen. Das zeigt, welchen Stellenwert er dort besaß." Zu Erinnerung: In Griechenland spielte er schon in der Champions League und im UEFA-Cup, wurde zum zweitbesten ausländischen Spieler gewählt, vor ihm landete nur der Brasilianer Rivaldo.