Insofern schien die Podiumsdiskussion „Rassismus und Randale im Fußballstadion – Schritte zu mehr Toleranz?“ ganz passend zu kommen. Das Evangelische Bildungswerk, die Vereinigten Kirchenkreise, das Ev. Erwachsenbildungswerk und das Amt für Jugendarbeit luden am Donnerstag ins Reinoldinum in Dortmund ein. Knapp 150 Zuschauer folgten der Einladung – eine doch etwas enttäuschende Zahl angesichts des interessanten und aktuellen Themas.
Sportjournalist und Buchautor Ronny Blaschke eröffnete den Abend mit einem Vortrag, in dem er diverse Beispiele für den Rassismus in deutschen Fußballstadien aufzeigte. Blaschke warnte vor den Extremisten, die sich an vielen Orten breit machen und davor, sie womöglich noch unabsichtlich zu unterstützen. Viele Ultragruppierungen verpassen es seiner Meinung nach, sich klar von Rechten abzugrenzen. „Politik gehört nicht ins Stadion“, heiße es viel zu oft. Solange niemand seine Gesinnung offen zur Schau stellt und nur den Verein unterstützt, darf er zur Gruppe gehören. Die Gefahr darin für Blaschke: „Das ist eine Verharmlosung des Rechtsextremismus. Man darf nicht links und rechts auf Augenhöhe bringen, das ist nicht das gleiche. Gegen Rassismus zu sein ist nichts anderes, als ein gesetzlicher Mindeststandard.“ Für diese Feststellung gab es Applaus vom Publikum.
"Das war ein erneuter Dammbruch“
Der zweite Teil des Abends bestand dann in der Podiumsdiskussion, zu der sich neun Gäste eingefunden hatten. Von Seiten des BVB waren Stadionsprecher Norbert Dickel und der Fanbeauftragte Sebastian Walleit vor Ort. Edzard Freyhoff (Leiter der Polizeiinspektion I) und Walter Kemper (Leiter des polizeilichen Staatsschutzes) vertraten die Ordnungshüter, Davud Mohammed (Fanprojekt), Arne Steding von Schwatzgelb.de und Blogger Malte Dürr die Fans. Hartmut-Andres Hoepgen von der Koordinierungsstelle für Vielfalt, Toleranz und Demokratie sowie Alfred Buß, der Präses a.D. der Evangelischen Kirche, komplettierten die Runde, die WDR-Moderator Gregor Schnittker moderierte.
Vieles an der Diskussion überraschte nicht. Es kam zu Unstimmigkeiten zwischen Fanvertretern und Polizei. Während Dürr den Beamten vorwarf, zu wenig gegen Rechtsextremismus zu unternehmen, verteidigte Kemper seine Kollegen. „Die Erwartungshaltung an die Polizei ist immer hoch. Aber wir müssen uns an rechtsstaatliche Mittel halten.“
Die interessantesten Statements zum Thema Fanrandale konnte Walleit abgeben, der mit seiner Antwort auf die Frage, was denn auf Schalke schief gelaufen sei, zunächst alle überraschte: „Nichts.“ Er führte aus: „Man kann für so ein Spiel nicht mehr machen. Es reichen vier Leute in der Fanszene, die vor dem Spiel eine Ansage machen, alle anderen machen mit und gefährden ihre eigene Zukunft. Das war ein erneuter Dammbruch.“ Walleit ärgerte sich, dass alle Fanarbeit, die im Vorfeld geleistet wurde beim Derby über den Haufen geworfen wurde. Und hier offenbart sich das Problem, wenn es um die titelgebenden „Schritte zu mehr Toleranz“ geht. Es gibt Leute, an die kommt auch die Fanbetreuung nicht heran. „Wir kennen sie, wir können mit ihnen reden, aber wir können sie nicht behandeln“, sagte Walleit. Auch ein Stadionverbot helfe nicht. „Das macht diese Leute zu Märtyrern. Da sind sie noch stolz drauf.“ Eine Lösung für das Problem konnte die Runde nicht erarbeiten. Unter dem Eindruck von Walleits Äußerungen erscheint es fraglich, ob es überhaupt eine gibt.