Und einen Aufreger um Arjen Robben. Mario Götze kam, sah, brachte den Sieg - und tauchte ganz schnell wieder ab. Rund eineinhalb Stunden nach seinem besten Auftritt im Trikot von Bayern München beim 4:1 (0:1) gegen Mainz 05 schlich der 21 Jahre alte Nationalspieler an der Seite von Bastian Schweinsteiger aus der Allianz Arena; mit dem Zeigefinger strich er sich dabei über die Lippen. Götze wollte nichts sagen. Auf dem Platz, meinte er wohl, hatte er genug Taten sprechen lassen.
Mit zwei Torvorlagen und einer weiteren Torbeteiligung half Götze entscheidend mit, die zuvor trägen Bayern an der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga zu halten. Die Münchner taten sich gegen taktisch starke Mainzer schwer und lagen nach dem Treffer von Shawn Parker, der einen bösen Schnitzer von Jerome Boateng genutzt hatte (44.), zurück. Dann kam Götze (46.) - und mit ihm "mehr Spielwitz", wie Thomas Müller lobte: "Wir haben auf einmal Räume gefunden."
"Ich habe einfach versucht, der Mannschaft zu helfen" "Ich habe einfach versucht, der Mannschaft zu helfen", sagte Götze am Sonntag der vereinseigenen Internetseite, gegenüber einem unabhängigen Medium hatte er sich ja nicht äußern wollen. Die lange Leidenszeit, teilte er neben allerlei Unverfänglichem noch mit, habe ihn "stärker gemacht".
Arjen Robben (50.), Müller (52., 82. Foulelfmeter) und Mario Mandzukic (69.) nutzten die von Götze aufgerissenen Räume zu Toren. Jetzt sind die Bayern seit 34 Ligaspielen unbezwungen. Doch es hätte anders kommen können. "Zum Glück dauert ein Spiel 90 Minuten", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge erleichtert. Trainer Pep Guardiola monierte zerknirscht: "Ich mag es nicht, wenn wir so spielen wie in der ersten Halbzeit. Wir müssen besser spielen."
Das taten sie in Hälfte zwei - wegen Götze und ihrer außergewöhnlichen taktischen Flexibiliät. "Er ist auf einem guten Weg, braucht aber noch ein paar Spiele, um in Bestform zu kommen", sagte Rummenigge über den 37 Millionen Euro teuren Zugang von Borussia Dortmund. Nur 176 Minuten stand Götze bislang in den neun Ligaspielen auf dem Platz, "er braucht noch Zeit", meinte Guardiola. Der Spanier pries Götze allerdings auch als "unglaublichen Spieler" sowie "intelligent und clever im Sechzehner".
Beeindruckend war auch die Variabilität des FCB. Als Dante in der 42. Minute wegen einer Risswunde am linken Sprunggelenk rausmusste (er fällt zehn bis 14 Tage aus), rückte Diego Contento ins Zentrum, der eingewechselte David Alaba übernahm auf links. Als Götze für Rechtsverteidiger Rafinha kam (46.), ging Kapitän Philipp Lahm von der "Sechs" nach hinten, für ihn übernahm Bastian Schweinsteiger. Dessen Platz nahm Götze ein, Robben und Müller tauschten die Seiten.
Fußball total auf Bayerisch Nach der Auswechslung von Mandzukic (74.) lösten sich Götze, Müller und Robben auf der "Neun" ab. Der neue Mann, Jan Kirchhoff, ging auf die "Sechs", Schweinsteiger wieder auf die "Acht": Fußball total auf Bayerisch. Diese Flexibilität führte zur Wende und einem Bundesliga-Rekord: 817 Pässe insgesamt sind unerreicht.
Zudem: Der schwächsten Passquote in der laufenden Spielzeit in Hälfte eins (21 Prozent Fehlpässe) setzten die Bayern ihre beste der Saison in den zweiten 45 Minuten entgegen (nur noch elf). "Wir sind alle sehr flexibel und wissen, was auf welcher Position zu tun ist", sagte Müller zu den Wechselspielen, die Guardiola knapp abtat. In der Pause habe er "ruhig" gesagt: "Wir wechseln ein bisschen das System." Zudem habe angewiesen, dass die Außenverteidiger Lahm und Alaba sich mehr in die Angriffe einschalten sollten.
Wer einen möglichen Elfmeter schießen sollte, sagte er da nicht. Erst, als sich Robben nach dem Schubser von Nikolce Noveski gegen Schweinsteiger den Ball schnappte, griff Guardiola ein. Wild gestikulierend machte er klar: Müller schießt! Robben warf wütend den Ball weg. Im Rausch der zweiten Halbzeit war der kleine Zwist aber schnell vergessen. "Wer schießt, ist egal, kein Problem", sagte Robben. Und Müller meinte: "Da gibt es kein Nachtragen."
Der Mainzer Trainer Thomas Tuchel brauchte etwas länger, um mit dem Spiel abzuschließen - zu gut hatte seine Mannschaft lange Zeit mitgehalten. Das 1:4 nannte er "Normalzustand". Denn: "Wenn du in den VW-Käfer, Baujahr '70 steigst, solltest du nicht davon träumen, dass du in der Formel1 gewinnst."
"Bis in die Nacht" hinein hatte er zuvor mit seinen Spieler die neue 5-2-2-1-Formation diskutiert. Dass sie beinahe Erfolg brachte, ließ Tuchel Hoffnung schöpfen, die Serie von jetzt sechs Spielen ohne Sieg am kommenden Samstag gegen Eintracht Braunschweig beenden zu können. Es ist gewissermaßen ein Duell "Käfer gegen Käfer".