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BVB: Herbert Knebel
"Das wird eine psychologische Geschichte"

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BVB: Interview mit Uwe Lyko alias Herbert Knebel

Uwe Lyko ist den meisten Menschen besser bekannt als Herbert Knebel. Im Inteview mit RevierSport spricht er über seine Liebe zum BVB, Hoffnungen und Geldgier.

1997 haben Matthias Sammer, Jürgen Kohler oder Stéphane Chapuisat mitgespielt – echte Typen würde man heute sagen. Bedauern Sie die Entwicklung, dass die Spieler heutzutage weniger Ecken und Kanten haben? Man muss das einfach akzeptieren, auch wenn es schade ist. Aber es wird nicht leichter, sich mit einem Verein noch entsprechend zu identifizieren. Viel schlimmer finde ich aber solche Geschichten wie die mit Mario Götze oder das ganze Theater um Robert Lewandowski, der ja offenbar auch unbedingt zu den Bayern möchte.

Was genau stört Sie daran? Ich verstehe einfach nicht, was die da wollen. Dortmund ist doch ein super Verein. Da ist die Hütte immer voll, die stehen im Champions-League-Finale und haben sich wieder für die Champions League qualifiziert. Dann in jungen Jahren zum FC Bayern zu wechseln, das ist in meinen Augen Gier, nichts anderes. Ein Fußballer kann so viel Geld verdienen wie er will, da habe ich nichts gegen. Aber diese maßlose Gier kotzt mich an, besonders wenn der Götze sich dann hinstellt und plötzlich, nachdem er jahrelang erklärt hat, wie sehr er den BVB liebt, erzählt, er habe ja früher im in Bayern-Bettwäsche geschlafen. Wenn er sich dann nicht durchsetzt, kommt er irgendwann wieder beim BVB an.

Wie Nuri Sahin meinen Sie? Genau, wie der liebe Herr Sahin. Der ist auch weggegangen, weil er das große Geld gerochen hat und erzählt jetzt, dass er wieder zuhause angekommen sei. Wenn ich das höre... Das ist wie bei Rafael van der Vaart, der überall geguckt hat, dass er die dicke Kohle einsammelt und jetzt zum Hamburger SV zurückkommt und irgendwas von seiner Heimat erzählt. Das ist doch alles erstunken und erlogen – und viele glauben das auch noch. Das sind so Entwicklungen, die es einem inzwischen schwer machen, sich dauerhaft mit einem Verein zu identifizieren. Aber diese neue Spielertypen bilden am Ende ja auch nur unsere Gesellschaft ab, in der auch alle immer mehr haben wollen.

Wie bewerten Sie die Leistung der aktuellen Mannschaft, der wohl die Wenigsten zugetraut hätten, dass sie nun in London um den Titel spielt? Ganz ehrlich? Eine Sensation ist das für mich nicht. Die Dortmunder spielen ja schon seit einigen Jahren einen äußerst attraktiven Fußball und diverse Spieler sind inzwischen zu echten Persönlichkeiten gereift. Ich finde es auch keine Sensation, dass sie erneut gegen Madrid gewonnen haben. Ich habe schon immer gesagt, dass diese Mannschaften aus Spanien maßlos überschätzt werden. Das hat man ja bei Barcelona gesehen. Die sind ja nicht ausgeschieden, weil Bayern wie vom anderen Stern gespielt hat, sondern weil die einfach grottenschlecht waren. Fertig! Den Bayern hat eine durchschnittliche Leistung gereicht, um eine Mannschaft wie Barcelona mit 4:0 und 3:0 rauszukicken. Das muss man sich mal vorstellen.

Beim BVB waren die Verhältnisse aber nicht ganz so deutlich. Naja, Dortmund hätte in Madrid auch viel früher alles klar machen müssen. Der BVB war doch in der zweiten Halbzeit eindeutig besser und dann machen die aus dem Nichts das erste Tor und dann auch noch das zweite. Da war der Onkel Uwe aber kurz vor dem Herzinfarkt. Ich konnte nicht mehr hingucken, wirklich nicht. Mir ging es da fast wie dem Herrn Watzke.

Wie haben Sie denn die auch nicht gerade langweilige Nachspielzeit im Viertelfinale gegen Malaga überstanden? Ganz kurios: Da war ich alleine in Berlin in einem Hotelzimmer und habe auf Sport1 diese Analysesendung gesehen, in der die das Spiel nicht zeigen dürfen, sondern nur darüber reden. Ich hatte die Nummer dann schon abgehakt und angefangen mich zu ärgern, als ich plötzlich – ich war gerade dabei mir die Zähne zu putzen – höre, dass da einer „Tooooor“ schreit. Dann bin ich wieder zum Fernseher gerannt, Dortmund hat das Ding gedreht und ich bin auf meinem Bett rumgesprungen und habe lauthals „Heja BVB“ gesungen. Danach habe ich schnell ein paar Bekannte angerufen, um meine Euphorie teilen zu können.

Und am 25 Mai? Wo werden Sie dann das Finale verfolgen? Eigentlich hätte ich einen Auftritt gehabt, aber den haben wir in Absprache mit dem Veranstalter tatsächlich verlegen können, weil auch viele Leute nachgefragt haben, die lieber das Finale sehen wollen. Jetzt werde ich den BVB-Sieg zuhause mit Freunden genießen.

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