Darüber, über die Enttäuschungen in der Champions League und über seine Zukunft sprach Dortmunds Keeper Roman Weidenfeller im RS-Interview.
Roman Weidenfeller, Ihr Vorgesetzter Hans-Joachim Watzke hat unlängst gesagt, die Bayern seien dem BVB um Lichtjahre voraus. Der Blick auf die Tabelle allerdings scheint ihn zu widerlegen.
Es ist natürlich schon bemerkenswert, dass es uns gelungen ist, vier Punkte Vorsprung auf Bayern München herauszuspielen. Es gab schließlich auch Zeiten, in denen das anders aussah. Aki Watzke meint aber sicher auch die wirtschaftliche Konstellation.
Was macht der BVB denn besser als die Bayern?
Wir funktionieren im Kollektiv einfach besser. Wir haben bislang eine ganz tolle Serie gespielt, sind darauf auch stolz. Darüber hinausgehende Gedanken machen wir uns nicht.
Bei den Bayern herrscht viel Druck, schnell kommt Unruhe auf. Ist es Euer Vorteil, dass in Dortmund fast immer Ruhe herrscht?
Absolut, das ist unsere große Stärke. Dafür sind wir auch selbst zuständig. Wir liefern keine großen Schlagzeilen. Das macht den Verein aus und die Mannschaft stark. Wir halten immer zusammen, keiner sorgt öffentlich für Irritationen. Vor allem die Jungs, die hinten dran stehen, drücken uns immer die Daumen. Keiner sitzt zu Hause und wünscht sich einen Ausrutscher der Stammelf, damit er irgendwie in die Mannschaft rückt. Dieser Zusammenhalt ist unbezahlbar.
Sie haben Ihr Torwartspiel in den letzten Jahren sehr verändert, spielen mehr mit als früher, gelten als moderner Keeper ...
Ich habe heute einfach eine ganz andere Mannschaft vor mir, eine Mannschaft, die unheimlich schnell umschaltet, die mir auch Angebote macht. Man kann das Spiel aber auch nur schnell machen, wenn Kuba oder Schmelzer auf den Seiten richtig marschieren. Wenn die sich am eigenen Sechzehner anbieten, kannst du denen den Ball locker in den Fuß spielen und das wars dann. Ich kann den Ball ja nicht immer vorne reinknallen und dann sagen: Ihr wolltet das Spiel doch schnell machen. Als Torhüter muß man sich dem Spiel der Mannschaft anpassen – und das habe ich immer versucht.
Erleben wir derzeit den besten Roman Weidenfeller aller Zeiten?
Es ist müßig darüber zu spekulieren. Das gleiche wurde ich schon in der letzten Saison gefragt und auch in der Saison 2005/06 schon. Ich halte mich aus diesen Diskussionen raus und mache meinen Job.
Aber man kann sagen, dass sie derzeit hinter der stabilsten BVB-Defensive der vergangenen Jahre stehen?
Auch das wäre unfair gegenüber den Spielern, die früher vor mir gespielt haben. Christian Wörns und Robert Kovac waren klasse Verteidiger. Es war nur eine andere Zeit, die nicht so stark von der Defensivleistung der ganzen Mannschaft profitiert haben. Ich würde behaupten, wenn wir heute Hummels und Subotic durch Wörns und Kovac austauschen müssten, würden die ihren Job auch nicht schlechter machen. Das Gesamtpaket stimmt zur Zeit einfach. Das macht den Unterschied.
Nur in der Champions League schien das alles nicht zu funktionieren. Hinterlässt das frühe Aus Narben?
Nicht unbedingt Narben. Die bleiben ja für die Ewigkeit. Aber natürlich war es nicht schön, das Leverkusen-Spiel gegen Barca von der Couch anzuschauen. Ich war an dem Abend schon sehr betrübt und sogar meine Freundin hat gefragt, ob ich gerne dabei wäre. Und ich muss ganz ehrlich sagen: Ja. Aber wenn wir im nächsten Jahr noch einmal die Chance erhalten, in der Königsklasse mitzuspielen - und davon gehe ich stark aus - werden wir einen komplett anderen BVB sehen.
Denken Sie, dass Sie dieses Ausscheiden mehr geärgert hat, als die jungen Spieler, die – im Idealfall - noch häufiger die Gelegenheit haben, in der Champions League zu spielen.
Das glaube ich schon. Ich habe einmal in der Kabine aus Frust gesagt: Ihr habt alle die Möglichkeit, das noch häufiger zu erleben. Aber wenn es anders kommen sollte, dann werdet ihr merken, was dieser Wettbewerb bedeutet. Das ist der Triumph, den man sich jahrelang erarbeitet hat.
Sie haben jetzt 248 Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Wie viele sollen es denn eines Tages werden? Wollen Sie, wie Jens Lehmann, noch mit 40 spielen? Ich will natürlich so lange wie möglich spielen und wenn mir mein Körper die Chance gibt bis 40 zu spielen, dann bin ich gerne dabei. Vor allem, weil es mir heute viel leichter fällt. Ich habe das früher als stressiger empfunden.
Jürgen Klopp hat seinen Vertrag bis 2016 verlängert, ebenso Michael Zorc und Hans-Joachim Watzke, Ihr Kontrakt läuft noch bis 2014. Kontinuität wird beim BVB dieser Tage groß geschrieben.
Das ist auch das wichtigste: Dass die entscheidenden Leute aus der Führungsetage bleiben und dass der Kader zusammenbleibt. Die Achse muss stehen, dann haben wir ganz große Möglichkeiten, auch in den kommenden Jahren erfolgreichen Fußball zu bieten. Wir müssen nicht jedes Jahr Meister werden, dennoch wollen wir jedes Jahr im oberen Drittel mitspielen.
Noch einmal bei einem anderen Verein zu spielen reizt Sie nicht?
Nein, das muss ich nicht haben. Wenn ich die Gelegenheit habe, hier noch ein paar Jahre zu spielen, dann mache ich das. Ich fühle mich hier total wohl, ich bin angekommen, bin Dortmunder. Ich möchte mich hier niederlassen. Es gibt keinen Grund für mich, noch einmal den Klub zu wechseln.
Bevor Sie im letzten Winter Ihren Vertrag verlängert haben, gab es aber durchaus die eine oder andere Anfrage.
Ich hatte schon zwei, drei Angebote. Jedoch finde ich, dass ich sehr gut zur Borussia passe. Die lasse ich nicht einfach hinter mir, nur um sagen zu können, mal im Ausland gespielt zu haben. Hier in Dortmund passt alles, hier möchte ich bleiben.