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"Freund eines Kumpels"
Neuer kennt den "Ohrfeigen-Mann"

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S04: Neuer kennt den "Ohrfeigen-Mann"

Nach der Attacke auf Manuel Neuer sucht die Polizei den Täter. Der Mann hatte dem Torwart eine Ohrfeige verpasst. Neuer selbst gab an, den Schläger zu kennen.

Die Älteren werden sich an die Geschichte erinnern. Dass Franz Beckenbauer seine Fußball-Karriere einst bei Bayern München einschlug, lag an einer Watsch’n. Ein Jugendspieler von 1860

Gefunden auf …

München hatte dem jungen Franz einst auf dem Fußballplatz eine saftige Ohrfeige verpasst. Darauf entschied dieser: Bei einem solchen Verein wollte er nicht spielen. Bec­kenbauer, der bis dahin eigentlich einen Wechsel zu den Münchner Löwen favorisiert hatte, gab den 60-ern einen Korb und schloss sich stattdessen lieber dem FC Bayern München an.

Die Anekdote stammt aus dem Jahr 1958, als Schalke zum letzten Mal Deutscher Meister war. Gestern wurde sie in Gelsenkirchen wieder erzählt, denn die Aufregung ist groß um das, was sich am Sonntagabend bei der Schalker Feier anlässlich des Sieges im DFB-Pokal zugetragen hat. Als Manuel Neuer im offenen Wagen den Menschen zujubelte, Hände schüttelte und Autogramme schrieb, da verpasste ihm ein Zuschauer eine Ohrfeige. Der Nationaltorwart schüttelte sich kurz und setzte die Feier fort. Der Schläger machte sich aus dem Staub. Und wird jetzt, wie berichtet, von der Polizei gesucht.


Schalke ist fassungslos über diese Tat eines Menschen, den Ehrenpräsident Gerd Rehberg „einen fanatischen Idioten“ nennt. Der 75-Jährige, lange Jahre Bürgermeister von Gelsenkirchen: „Ich bin sprachlos. Wir predigen ein Miteinander in unserer Gesellschaft, und dann passiert so was.“ Auch Rolf Rojek, Vorsitzender des Schalker Fan-Club-Dachverbandes, ist tief enttäuscht: „Damit wurde die Grenze überschritten. Dazu hat niemand das Recht – egal wie die Seele fühlt.“

Die Schalker Seele – sie ist verletzt dadurch, dass Manuel Neuer nach 20 Jahren in Königsblau ausgerechnet zum FC Bayern wechseln will. Schalke möchte den 25-Jährigen nicht gehen lassen, aber der hat seine Entscheidung getroffen, um sich sportlich weiter zu entwickeln. Für Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies, den Boss auf Schalke, ist Manuel Neuer „wie ein Sohn“. So einen verliert man ungern – und wenn, dann nicht ausgerechnet auch noch an einen Erzrivalen. „Wenn er nach Spanien oder England gehen würde, könnten das viele Fans besser verstehen“, erklärt Rolf Rojek. Dann wären die Schalker wahrscheinlich sogar ein wenig stolz darauf, dass einer der Ihren für Barcelona oder Manchester United spielen darf. „Doch dass er zu den Bayern will, die als arrogant verschrien sind, trifft alle hart“, sagt Rojek. Und schluckt.


Der 56 Jahre alte Rojek ist gespalten in seiner Meinung – wie die Schalker Fans in ihrer Gesamtheit. Einerseits hat er Verständnis für Neuers Entschluss: „Wir haben eine freie Berufswahl in Deutschland, das sollte man respektieren.“ Neuer möchte beim FC Bayern den nächsten Schritt auf der Karriere-Leiter machen, ständig an der Spitze spielen und sich mit den Besten messen. Außerdem stammt seine Freundin aus Bayern. Er hätte unsterblich werden können

Andererseits hätte Neuer in Schalke unsterblich werden können, wenn er den Verloc­kungen aus München widerstanden und sich für seine Heimat entschieden hätte. Er hätte die Chance gehabt, sich mit den Schalke-Legenden Fritz Szepan und Ernst Kuzorra auf eine Stufe stellen zu können, sagen viele Fans. Außerdem, so Rojek, „hätte er mit einer Vertragsverlängerung ein Zeichen setzen können, dass die Söldnermentalität im Fußball nicht überall ist.“ Und zwei warme Mahlzeiten am Tag hätte er sich auch in Schalke leisten können – dazu braucht es nicht den Wechsel nach München, wo er angeblich sechs Millionen Euro im Jahr verdienen kann.


Bisher ist nur zu vermuten, dass der geplante Wechsel das Motiv für die Ohrfeige war – bewiesen ist das nicht, weil der Täter noch nicht gefunden ist. Während die Polizei ermittelt, hat Schalke bisher noch keine offiziellen Schritte eingeleitet. Man wolle nichts übers Knie brechen. Aus Vereinskreisen war aber zu erfahren, dass es Überlegungen gibt, ob man im Wiederholungsfall zu solchen Feierlichkeiten überhaupt noch einen Autokorso durchführen kann. Bisher war Schalke, zu Recht, stolz auf die Nähe zu den Fans.

Das galt auch für Manuel Neuer. Die Ohrfeige – sie hat ihm vermutlich vor allem in der Seele weh getan. Zu dem Vorfall äußert sich Manuel Neuer im Interview mit der Bild-Zeitung (Dienstagsausgabe): „Ich kenne den Mann. Er ist ein Freund von meinem Kumpel Nurulla.“ Dieser Freund soll früher ein Neuer-Fan gewesen sein. Seit absehbar war, dass Neuer seinen Vertrag bei Schalke nicht verlängern würde, sei der Torwart von dem Mann beim Training beschimpft und beleidigt worden. Neuer erkannte ihn am Sonntag beim Autokorso. „Er war aggressiv. Ich wollte ihn beruhigen. Dann hat er mir auch schon die Ohrfeige verpasst.“ Für Neuer ist das Thema erledigt. Er will keine Anzeige erstatten.

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