"Das ist das Ergebnis absolut vernünftiger und solider Arbeit", sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, "aber wir werden weiterhin nicht über unsere Verhältnisse leben".
Der Schock der drohenden Insolvenz, die am 14. Mai 2005 auf dem Düsseldorfer Flughafen in den Händen von 5800 Fondzeichnern lag und dem BVB an einem dramatischen Tag zumindest das Überleben sicherte, sitzt bei den Verantwortlichen noch tief. "Das Schlimmste, was ich je erlebt habe", erinnert sich BVB-Präsident Reinhard Rauball.
Inzwischen steht die damals mit 122 Millionen Euro verschuldete Borussia nach umfangreichen Sanierungsarbeiten wieder auf stabilen Füßen. Umso mehr genießen Watzke und Co. die derzeitige sportliche wie finanzielle Situation. Allein durch die bereits feststehende Qualifikation für die "Königsklasse" kann der BVB mit mindestens 20 Millionen Euro planen.
"Etwas mehr als die Hälfte", so Watzke, soll in die Mannschaft investiert, ihr Etat von bisher 35 Millionen auf 40 Millionen aufgestockt werden, die andere Hälfte diene der weiteren Entschuldung. Also bleiben Sportdirektor Michael Zorc netto nur rund fünf Millionen Euro für Transfers.
Derzeit noch rund 50 Millionen Euro Schulden, das Gros als Belastungen für das Stadion, die 2024 getilgt sein sollen, drücken den BVB. "Ohne das Stadion wären wir schon jetzt schuldenfrei", erklärt Watzke, der jedoch keinen Grund sieht, seine Linie zu verlassen.
Um 30 auf geschätzte rund 135 Millionen Euro wird der Umsatz nach Informationen des kicker für das Geschäftsjahr 2010/2011 steigen. Einfließen werden unter anderem 50 Millionen Euro an Sponsoren-Honoraren, plus sechs Millionen an Bonuszahlungen. Außerdem werden die Westfalen aus der nationalen Fernsehvermarktung fast fünf Millionen Euro mehr als in der vergangenen Saison kassieren, dazu winkt eine Meisterprämie von 2,75 Millionen Euro. Die Gesamteinnahmen könnten sich nach dem Saisonfinale am 14. Mai auf 27,23 Millionen Euro summmiert haben.
Dennoch bleibt der Transferrahmen begrenzt. Mit den offenbar fünf Millionen Euro Ablöse für Ilkay Gündogan (20) vom 1. FC Nürnberg wäre der Spielraum ausgereizt - falls sich nicht weitere Einnahmen aus Spielverkäufen ergeben. Nur der Transfer des derzeit an den VfB Stuttgart ausgeliehenen Tamas Hajnal (1,5 Millionen Euro Ablöse) könnte die Möglichkeiten für einen weiteren Deal eröffnen. Die Borussen haben unter anderem das kroatische Talent Ivan Perisic (22) vom FC Brügge im Visier.
Noch steht zudem eine Entscheidung von Nuri Sahin aus, seinen Vertrag zu verlängern oder den BVB für die festgeschriebene Ablösesumme von sechs Millionen Euro zu verlassen. Letzte Äußerungen des türkischen Nationalspielers lassen einen Verbleib vermuten. Doch nicht nur Sahin hat seinen Wert in der laufenden Saison vervielfacht. Die BVB-Youngster sind die Basis für vielversprechende Perspektiven des Traditionsklubs.
"Zu unserem Weg gibt es keine Alternative. Unsere Fans wollen keine Weltstars und keine Luftschlösser", wurde Watzke im kicker zitiert. "Sie wollen eine Mannschaft, die alles raushaut. Und wenn es dann nicht reicht, ist das eben kein Beinbruch." Doch daran, dass der Fünf-Punkte-Vorsprung drei Runden vor dem Saisonende nicht zum Titel reichen könnte, will auch der BVB-Boss nicht glauben.