Am Samstag dürfte in Dortmund die größte Geburtstagsfeier des Monats steigen. Denn wenn die Dortmunder Borussia vor 80.720 Zuschauern den VfB Stuttgart empfängt, dann werden die Besucher zugleich Gäste bei Marcel Schmelzers Geburtstagsfeier sein. Der Linksverteidiger nämlich wird am Samstag 23 Jahre alt.
Keine Frage, Marcel Schmelzer gehört beim BVB zu den absoluten Gewinnern der Hinrunde. Klar, schon im Vorjahr konnte er sich Stammspieler nennen, profitierte er damals aber noch von der Verletzung Dedes, so hat er diesen inzwischen nicht nur verdrängt, sondern gar meilenweit abgehängt. Und kann so recht selbstbewusst sagen: „Ich denke schon, dass ich bislang die beste Saison meiner Karriere spiele. Ich habe mich von Jahr zu Jahr gesteigert und hoffe natürlich auch, dass das so weiter geht.“
So überzeugend beackerte er in der Hinserie die linke Außenbahn, dass Joachim Löw schließlich nicht mehr umhin kam, ihn in die Nationalmannschaft zu berufen. Am 17. November feierte er so an der Seite von Mats Hummels, Kevin Großkreutz und Mario Götze in Schweden sein Debüt im Nationaltrikot. „Zwar war das sicher kein gutes Spiel, aber für jeden von uns eine tolle Erfahrung“, erinnert er sich.
Als ein noch viel größerer Schmelzer-Fan als Löw outete sich unlängst allerdings – und das dürfte für den Blondschopf sogar noch etwas bedeutender sein – Borussia-Coach Jürgen Klopp: „Er hat die außergewöhnlichste Entwicklung genommen, die ich in meiner Trainerkarriere bislang erleben durfte. Seit ich ihn kenne ist er mindestens fünf Zentimeter größer geworden. Aber nicht, weil er gewachsen wäre, sondern nur weil er sich aufgerichtet hat.“
Die Szene der vergangenen Monate, die am nachdrücklichsten im Gedächtnis der Beobachter hängen blieb, hatte aber nichts mit seinem Auftritt in Schweden zu tun: Sekunden vor dem Abpfiff des Europa-League-Spiels in Paris mobilisierte er noch einmal alle Kräfte, setzte zu einem ebenso verzweifelten, wie unwiderstehlichen Flankenlauf an und bediente schließlich Robert Lewandowski, der es allerdings verpasste, die Chance zum 1:0-Sieg zu nutzen. So beeindruckend war diese Show, weil sie Schmelzer so blendend charakterisiert. Seinen unbändigen Willen, seinen nimmermüden Einsatz und seine Beharrlichkeit. Als einziger Feldspieler verpasste er bislang keine Bundesliga-Minute.
Warten ist unterdessen angesagt, wenn es um seinen ersten Treffer in der Bundesliga geht. Während sich der gebürtige Magdeburger darum aber „kaum einen Kopf“ macht, kommt von den Mitspielern schon der eine oder andere Spruch: „Ich muss mir immer wieder etwas anhören“, gesteht Schmelzer. „Aber für mich ist das nicht so wichtig. Vielleicht schieße ich in meiner Karriere nur ein, zwei Tore, dafür aber wichtige.“
„Klar, in dem Bereich muss ich mich noch steigern“
Gesteigert hat er seinen Offensivdrang aber durchaus. Schließlich bereitete er im letzten halben Jahr schon zwei Treffer vor. So viele Assists waren ihm bislang noch nie gelungen. „Klar, in dem Bereich muss ich mich noch steigern“, gibt Schmelzer zu, der im Hinspiel gegen den VfB Stuttgart nur knapp an seinem ersten Bundesligator vorbeischrammte. Damals fälschte Khalid Bouhlarouz seine Flanke ins eigene Tor ab, am Ende stand ein souveräner 4:1-Erfolg für den BVB.
Dass es erneut so einfach wird, erwartet der Linksverteidiger aber nicht. „Das wird ein ganz anderes Spiel“, weiß er. „Die Stuttgarter haben inzwischen verstanden worum es geht, werden uns das Leben schwer machen und um jeden Millimeter kämpfen.“ Doch er ist sich auch sicher: „Wenn wir mit der richtigen Einstellung und mit dem richtigen Plan ins Spiel gehen, dann werden wir die Partie auch erfolgreich gestalten.“
Bliebe nur noch zu klären, wann die Verhandlungen um eine Ausdehnung des ursprünglich noch bis 2012 laufenden Vertrages zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden können. Lange dürfte dies jedenfalls nicht mehr dauern, stellt der (noch) 22-Jährige, doch klar: „Die Borussia möchte den Vertrag verlängern, ich möchte den Vertrag verlängern, deshalb sollte dem nichts im Wege stehen. Keiner muss sich Sorgen machen.“