Mit zwei Rekordtoren hat Superstar Raul den schwächelnden Vizemeister Schalke 04 in der Champions League auf Erfolgskurs gehalten. Die spanische Fußball-Legende erzielte beim 3:1 (1:0) gegen Hapoel Tel Aviv seinen 69. und 70. Europapokaltreffer und übernahm damit die alleinige Führung in der "ewigen" Torjägerliste. "Für mich war es etwas Besonderes, gerade in so einem wichtigen Spiel zwei Tore zu machen. Das macht mich so froh. Wir haben jetzt sechs Punkte, jetzt ist liegt es an uns, dass wir weiterkommen", sagte der Spanier.
Der 33-Jährige, der bislang erst einmal für die Königsblauen getroffen hatte, stieß mit seinem Doppelpack in der dritten und 58. Minute das Tor zum Achtelfinale weit auf. Den Schlusspunkt hinter eine vor allem in der zweiten Halbzeit glanzvolle Schalker Vorstellung setzte sein Landsmann Jose Manuel Jurado (68.). Der Anschlusstreffer von Tel Aviv durch Etey Shechter in der Nachspielzeit kam zu spät. Mit einem weiteren Erfolg in zwei Wochen im Rückspiel in Israel könnte das Team von Trainer Felix Magath den Einzug in die K.o.-Runde fast schon perfekt machen. Doch zunächst müssen die Gelsenkirchener versuchen, den Schwung aus der Champions League mit in die Bundesliga zu nehmen. Denn nur mit einem Sieg am Samstag bei Eintracht Frankfurt könnte der Tabellen-16. aus dem Keller klettern. In "seinem" Wettbewerb Champions League, in dem er schon zuvor unangefochten die Torschützenliste angeführt hatte, bewies Raul alte Klasse. Zunächst profitierte die Real-Madrid-Ikone vor 50.900 Zuschauern von einer genialen Vorarbeit seines Landsmannes Jose Manuel Jurado. Dessen Pass ließ Sturmpartner Klaas-Jan Huntelaar durch die Beine passieren, Raul steuerte allein auf das Tor zu und ließ Nigerias WM-Torhüter Vincent Enyeama keine Chance.
Dem 2:0 ging die schönste Kombination des gesamten Spiels voraus. Nach Doppelpass mit Huntelaar bediente der kurz zuvor eingewechselte Ivan Rakitic Raul, der den Ball über die Linie drückte. Sehenswert war auch das dritte Schalker Tor: Jurado zirkelte den Ball von der Strafraumgrenze in den Winkel.
Der Sieg der Gelsenkirchener hätte noch deutlicher ausfallen können. Vor allem Torjäger Huntelaar, der in den sechs Spielen zuvor sechsmal getroffen hatte, ließ gleich reihenweise beste Chancen aus. Zunächst setzte der Niederländer den Ball neben das Tor (20.), dann parierte der nigerianische Nationaltorwart Vincent Enyeama (26. und 37.). Schließlich traf er per Kopf die Latte (57.).
Dennoch war Magath hochzufrieden mit der Vorstellung seiner Mannschaft: "Das gibt uns mit Sicherheit Auftrieb. In der Champions League haben wir immer gut gespielt, daher ist das nicht so außergewöhnlich. Ich hoffe, dass uns das Sicherheit gibt. Dieser Sieg hat gezeigt, dass wir spielerisch weiterkommen, dass wir uns weiterentwickeln und es immer weiter zusammenwächst. Man sieht, dass wir nach vorne schon viel besser spielen, als in der letzten Saison."
Felix Magath (Foto: firo).
In der ersten Halbzeit hatte es aber lange nicht nach einem derart deutlichen Erfolg ausgesehen. Nach dem 1:0 zogen sich die Schalker ein wenig zurück und überließen den Israelis die Initiative. Der 13-malige Meister kombinierte zwar ganz ansehnlich, kam aber nur selten bis zum Schalker Strafraum. Die besseren Torchancen hatten weiter die Königsblauen. Nach der Pause waren die Gäste dann ohne Chance. Ein Angriff nach dem anderen rollte auf ihr Tor zu, Enyeama verhinderte mit guten Paraden eine noch höhere Niederlage.
Schalke-Trainer Felix Magath holte wie erwartet "Luftikus" Jefferson Farfan zurück ins Team. Der Peruaner hatte beim Länderspiel in Panama mit einem unerlaubten Besuch in einem Spielcasino für Aufregung gesorgt, ihm droht erneut der Rauswurf aus der Nationalmannschaft. "Ihm fehlt die Ernsthaftigkeit", bemängelte Magath, der den zweitbesten Schalker Torschützen beim 2:2 gegen den VfB Stuttgart am Samstag wegen dessen Jetlag auf die Tribüne verbannt hatte.
Auch der in der Bundesliga zuletzt gesperrte Jermaine Jones rückte wieder in die Startformation. In der anfälligen Abwehr setzte Magath dagegen auf dieselbe Besetzung wie gegen Stuttgart - auch die zuletzt schwachen Außenverteidiger Atsuto Uchida und Lukas Schmitz bekamen eine neue Chance. Beide bekamen relativ wenig zu tun, weil lediglich Nationalspieler Etey Shechter ein paarmal seine Klasse andeutete.