Seit 14.43 Uhr tobt über dem Ort ein gewaltiges Unwetter, sodass sich Friedhelm Funkel aus Sicherheitsgründen schon am Vormittag entschloss, seine Spieler mit Pulsuhr auf einen gut sechs Kilometer langen Rundkurs zu schicken. Zum Leidwesen der Urlauber, die das WM-Ende ignorieren und - für Bochumer Verhältnisse in Scharen - zu den Trainingseinheiten der Blau-Weißen pilgern.
Beim TV Greetsiel hat der Kommerz Einzug gehalten.
Dabei fällt auf, dass das Durchschnittsalter der Urlauber deutlich höher liegt, als zum Beispiel am Ballermann. Und schnell hat der Kommerz auch die Mitarbeiter des TV Greetsiel erfasst. Kostete der kleine Kaffebecher mit Apfelschorle oder Mineralwasser am Vormittag noch 50 Cent, so stieg bei Temperaturen um 34 Grad am Nachmittag der Preis auf einen Euro.
Auch das Fachwissen der Zaungäste erinnerte irgendwie an Public Viewing: Eine Mischung aus Ahnungslosigkeit und Besserwisserei trieb den VfL-Insidern die Schweißperlen auf die Stirn. Fragen wie: "In welcher Liga spielt ihr eigentlich?", wurden ebenso ignoriert, wie zwei Jugendliche, die in Gazprom-Trikots hinter dem Tor ihr nicht vorhandenes Können mit dem Ball hartnäckig unter Beweis stellten. Kommentar eines VfL-Fans: "Das sind bestimmt Russen."
So sehen die wahren VfL-Fans aus!
Doch es zahlt sich auch aus, dass die VfL-Mitarbeiter Allrounder sind. So pries ein Ehepaar aus Ostfriesland beim Fan-Beauftragten die Künste seines neunjährigen Sohnes an, der unbedingt Fußball-Profi werden will. Und weil Moppel ein höflicher Mensch ist, stellte erd em beidfüßigen Jungen ein Probetraining in Aussicht. Später verriet er im kleinen Kreis: "Stellt euch mal vor, das wird ein Schweini - und ich hätte ihn weggeschickt!"
Und last but not least trifft man beim Public Viewing in Greetsiel wie in jedem Trainingslager auch noch richtige VfL-Fans, die ihrer Mannschaft die desaströse letzte Saison verziehen haben und sich auf die kommende Spielzeit freuen. Diese wahren VfLer sind auf dem Gruppenfoto zu sehen!